Friedensgebete und Andachten in MV Entsetzen über Gewalttat von Berlin: "Im Gebet vereint"

Andacht mit Pastor Volker Mischok am Dientagabend auf dem Schweriner Weihnachtsmarkt

Foto: C. Meyer

20.12.2016 · Berlin/Schwerin/Stralsund. "Mit vielen Menschen in Deutschland und weltweit bin ich im Gebet für die Opfer einer fürchterlichen Gewalttat vereint. Wir alle sind entsetzt über diese brutale und sinnlose Gewalt. So viele unschuldige Menschen sind ihr zum Opfer gefallen. Ich kann mir vorstellen, welche Abgründe sich jetzt für die Familien der Opfer auftun, die ihre Liebsten durch diese feige Gewalttat verloren haben", so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zur Gewalttat in Berlin.

Ein Lastwagen war am Montagabend kurz nach 20 Uhr in einen Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gerast. Er riss Bretterbuden mit sich und begrub zahlreiche Menschen unter sich. Nach Polizeiangaben verloren zwölf Menschen ihr Leben, 48 Menschen lägen, zum Teil schwer verletzt, in Krankenhäusern.

Gauck: "Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land"

Bundespräsident Joachim Gauck hat sich bestürzt über das LKW-Unglück auf einem Berliner Weihnachtsmarkt geäußert. "Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land", erklärte Gauck am Montagabend in Berlin. Er sei in Gedanken bei den Opfern, ihren Angehörigen sowie allen Menschen, die um Familienangehörige oder Freunde fürchteten.

Auch Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge äußerte sich entsetzt über das Blutbad auf dem Berliner Breitscheidplatz: "Ich bete für die Toten und Verletzten dieses Abends", sagte er am Montagabend. Er danke allen Rettungskräften für ihr kompetentes und entschlossenes Handeln.

Ulrich: Menschen brauchen Orte für Klage und stille Trauer

Trauer, Anteilnahme und Solidarität hat Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich angesichts der Ereignisse am gestrigen Abend bekundet. "In diesen Stunden und Tagen gehen unsere Gedanken und Gebete nach Berlin", sagte er.  Ulrich verwies auf Kirchen, die für Gedenken und Gebet offenstehen. "Die bedrückende Stille, die uns mit den ersten Bildern vom Tatort übermittelt wurde, bringt Erschütterung und Entsetzen zum Ausdruck, die wir alle empfinden". In diesen Tagen brauchten die Menschen Orte für Klage und stille Trauer.

Ulrich wies auf Weihnachten hin: "Mitten in dieser Welt, mitten unter uns wird Gott Mensch - schwach, verletzlich, schutzbedürftig in dem Kind in der Krippe - und zugleich als Ruf zum Frieden und Licht der Hoffnung". Angst und Gewalt könnten überwunden werden.

Andachten auf Weihnachtsmärkten

 
Im Kirchenkreis Mecklenburg stehen viele Kirchen für Gebet und Gedenken offen. So wurde beispielsweise am heutigen Dienstagabend um 18 Uhr in Schwerin zu einer Andacht mit Pastor Volker Mischok auf dem Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt eingeladen.

Als Zeichen der Anteilnahme gab es parallel zum Gottesdienst in der Berliner Gedächtniskirche auf dem gesamten Rostocker Weihnachtsmarkt um 18 Uhr eine Schweigeminute. Anschließend waren die Besucher von Pastor Dr. Reinhard Scholl auf dem Neuen Markt (Märchenschlossbühne) zum gemeinsamen Friedensgebet eingeladen.

Die Ökumenische Telefonseelsorge MV, die auch Anrufer aus dem Berliner Raum betreut, hat seit heute Vormittag eine zusätzliche Telefonleitung freigeschaltet.  „Die eigene Angst ist ein großes Thema bei den Anrufern. Diese Angst braucht ein Gegenüber und die Gefühle der Anrufer brauchen Worte und ein Gespräch“, berichtet Uta Krause von der Schweriner Telefonseelsorge.

Friedensgebet in der Stralsunder Marienkirche
 
Die Stralsunder Kirchengemeinden laden am morgigen Mittwoch (21. Dezember, um 19 Uhr) zu einem ökumenischen Friedensgebet in die Stralsunder St. Marienkirche ein. „Fassungslos und traurig stehen wir an der Seite der Opfer des Anschlags und sind in Gedanken auch bei ihren Familien und Freunden“, schreibt Thomas Nitz vom Nachbarschaftszentrum Grünhufe des Kreisdiakonischen Werks Stralsund in der Einladung.

Das Friedensgebet gibt Raum, um gemeinsam nach Antworten zu suchen, gerade jetzt in der Advents- und Vorweihnachtszeit, in der darauf hingewiesen wird, dass mit Jesus Christus die Kultur des Vertrauens und der Mitmenschlichkeit in die Welt kam. „Das Weihnachtsfest erinnert uns daran“, so Thomas Nitz. Ein fest dazugehöriger Teil seien auch künftig und unverändert unsere Weihnachtsmärkte.

Innenminister Caffier: "Nicht einschüchtern lassen"

Meckenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) hat die Menschen im Land unterdessen aufgerufen, sich von dem Anschlag nicht einschüchtern zu lassen. Das sei genau das, was solche Täter erreichen wollten, sagte Caffier am Dienstag in Schwerin.

Die Menschen sollten zwar eine gewisse Aufmerksamkeit walten lassen, sich aber nicht vom Besuch eines Weihnachtsmarktes abhalten lassen. Eine hundertprozentige Sicherheit könne es nicht geben, so der Innenminister. Weihnachtsmärkte hätten in Deutschland einen besonderen Symbolwert und seien deshalb potenzielle Anschlagsziele. Die Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern habe für die Weihnachtsmärkte im Land entsprechende Sicherheitskonzepte erarbeitet, die bereits einen höheren Standard hätten als in den Jahren davor.

In Anbetracht der aktuellen Ereignisse werde die Landespolizei ihre Präsenz auf den Weihnachtsmärkten mit zusätzlichem Personal erhöhen, so Caffier weiter. Außerdem werden die Polizisten teilweise an den Veranstaltungsbereichen sichtbar auch robuster mit Schutzwesten und Maschinenpistolen in Erscheinung treten. "Aber wir können und werden keinen Zaun um die Weihnachtsmärkte ziehen und sie zu Hochsicherheitszonen erklären."

Quelle: epd/EKD/ELKM/PEK/Nordkirche