Immaterielles Kulturerbe Orgelbau und Orgelmusik als Unesco-Welterbe nominiert

Die älteste Barockorgel Mecklenburgs in der Kirche Basedow (Symbolbild)

Foto: Archiv

01.04.2016 · Bonn.

Deutschland hat den Orgelbau und die Orgelmusik für die internationale Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit vorgeschlagen. Ungefähr 50.000 Orgeln sind derzeit hierzulande im Einsatz. Der zuständige zwischenstaatliche Ausschuss der UN-Kulturorganisation entscheidet den Angaben zufolge Ende 2017 über eine Aufnahme als immaterielles Kulturerbe. Der Orgelbau ist die zweite deutsche Nominierung für die Liste, im vergangenen Jahr wurde bereits die Genossenschaftsidee vorgeschlagen.

In Deutschland gibt es laut deutscher Unesco-Kommission mit etwa 50.000 Instrumenten die größte Dichte an Orgeln. 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe mit etwa 2.800 Mitarbeitern, 180 Lehrlingen sowie 3.500 hauptamtlichen und zehntausenden ehrenamtlichen Organisten prägten das Handwerk und die Kunst des Orgelbaus und der Orgelmusik in Deutschland.

Bundesweit werden den Angaben zufolge jährlich rund 100 Orgeln neu gebaut. "Jede Orgel ist ein Unikat, weil sie einzig für den architektonischen Raum erbaut wird, in dem sie erklingen soll", erklärte der Vizepräsident der deutschen Unesco-Kommission, Christoph Wulf.

Ursprung in Ägypten

Die Orgel, der Orgelbau und die Orgelmusik wurden vor mehr als 2.000 Jahren im hellenistischen Ägypten erfunden und gelangten über Byzanz ins Frankenreich, wo sie seit der Karolingischen Renaissance als Kulturgut bis in die Gegenwart weiterentwickelt werden.

Im Orgelbau verbinden sich Wissen im Umgang mit der Natur und traditionelles Handwerk mit innovativer Technik der jeweiligen Epoche. Seit dem Mittelalter ist die Orgelmusik Teil der kirchlichen Liturgie. Sie hat viele Komponisten in Deutschland und darüber hinaus inspiriert.

Seit 2003 fördert die Unesco den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt von Kulturformen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Mehr als 350 Bräuche, Künste und Techniken stehen bereits auf der weltweiten Liste, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin sowie die italienische Geigenbaukunst.

Deutschland hat seit 2014 eine nationale Liste des immateriellen Kulturerbes, auf der unter anderem der rheinische Karneval, das Chorsingen, die Morsetelegrafie oder die Flößerei verzeichnet sind.

Quelle: epd