Entwicklungspolitische Geldanlagen Landesbischof: Oikocredit fördert menschenwürdige Kreditwirtschaft

24.04.2016 · Lübeck.

Nach den Worten von Landesbischof Gerhard Ulrich zeigt die entwicklungspolitische Genossenschaft Oikocredit eindrucksvoll, wie eine nachhaltige und menschenwürdige Kreditversorgung funktionieren kann. Oikocredit fördere eine Wirtschaftsweise, "die mit der Bewahrung menschlichen Daseins und der Schöpfung vereinbar ist", sagte Ulrich am Sonnabend während der Mitgliederversammlung in Lübeck-Schlutup. Aufgabe von Christen sei nicht allein, einzelnen Menschen zu helfen, sondern auch ungerechte Strukturen der Weltwirtschaft zu verändern.

Oikocredit hat 2015 in ihrem Förderkreis Norddeutschland eine Anlagesumme von 34,4 Millionen Euro erreicht, eine Steigerung gegenüber 2014 um 11,5 Prozent. Das Kapital dient dazu, Kleinstunternehmer und Genossenschaften in Entwicklungsländern mit Krediten zu unterstützen. Angelegt wird das Geld bei der internationalen Kreditgenossenschaft Oikocredit im niederländischen Amersfoort. Von dort geht es an mehr als 800 Partnerorganisationen in 36 Ländern.

2.045 norddeutsche Mitglieder hatten Ende 2015 Einlagen bei Oikocredit, 64 mehr als ein Jahr zuvor. Neben Privatpersonen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind auch Kirchengemeinden und Kirchenkreise beteiligt. Statistisch hat jedes Mitglied eine Einlage von rund 15.000 Euro.

Der Landesbischof warnte vor einem Freiheitsbegriff, der sich ablöst von der Verantwortung füreinander. Wichtige Lehren aus der Finanzkrise von 2008 seien schon weitgehend vergessen. "Da wird wieder ungeniert von den 'freien Kräften des Marktes' geredet, denen man getrost die Entwicklung überlassen solle." Notwendig sei eine soziale Marktwirtschaft, "die dem Menschen dient - hier und global".

Anleger können sich ab 200 Euro über einen der acht deutschen Förderkreise beteiligen. Die Dividende liegt in der Regel bei zwei Prozent. Oikocredit wurde 1975 auf Initiative des Ökumenischen Rats der Kirchen gegründet. Sie beschäftigt derzeit weltweit 260 Menschen.

Quelle: epd