Kinderarmut geht jeden an Info-Kampagne gegen Kinderarmut in MV gestartet

20.04.2016 · Schwerin.

In Mecklenburg-Vorpommern ist eine Informationskampagne gegen Kinderarmut gestartet worden. Wie das überparteiliche "Netzwerk gegen Kinderarmut" am Dienstag in Schwerin mitteilte, hat es die Broschüre "Wegweiser für Bildung und Teilhabe in MV" herausgegeben, die Eltern, Kinder und Jugendliche über ihre Ansprüche aus dem Bildungs- und Teilhabepaket informiert. Dazu zählen Nachhilfeunterricht, Mittagessen in Schule und Kita sowie Teilnahme an Sport- und Kulturangeboten.

Die Broschüre listet auch die Kontaktdaten der Ämter auf, die für Hartz IV-, Wohngeld-, Grundsicherungs- und andere Leistungen zuständig sind. Der Leitfaden kann beim Landesjugendring bezogen werden oder ist online unter wwww.raus-bist-du.de einzusehen.

Außerdem will das Netzwerk auf Veranstaltungen über Kinderarmut informieren, darunter beim Zoofest der Volkssolidarität am 5. Mai in Schwerin oder beim Herbstfest in Güstrow am 1. Oktober. Am 22. Oktober gibt es in Rostock eine Konferenz zum Thema. Zu dem vor einem Jahr gegründeten Netzwerk gehören Vertreter des Landesjugendringes, der Deutschen Kinderhilfe, des Deutschen Kinderschutzbundes Schwerin und des Landessportbundes.

Den Angaben zufolge ist MV nach Sachsen-Anhalt und Bremen das Bundesland mit der höchsten Kinderarmutsquote. 2014 lebten im Nordosten 26,9 Prozent der unter 18-Jährigen mit einem Armutsrisiko. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt.

Im Kampf gegen Kinderarmut sei jeder gefragt, nicht nur die Regierung, sagte die familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, Jacqueline Bernhardt. Sie plädierte dafür, das Essen für Kinder in Kitas und Schulen gänzlich kostenfrei zu machen.

Rainer Becker von der Deutschen Kinderhilfe kritisierte den zum Teil erheblichen bürokratischen Aufwand für Eltern aus Hartz-IV-Familien, wenn sie für ihre Kinder Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket in Anspruch nehmen wollen. Er appellierte an Unternehmen, flexibler bei der Einstellung Alleinerziehender zu werden. Außerdem sprach er sich dafür aus, dass Unternehmen ähnlich wie bei der Einstellung Behinderter eine Förderung erhalten sollten, wenn sie Alleinerziehende beschäftigen. Kinder von Alleinerziehenden hätten ein fünf Mal so hohes Risiko in Armut zu leben wie andere Kinder.

Quelle: epd