"Die gute alte Schwedenzeit" Vorpommern feiert das Ende der schwedischen Herrschaft vor 200 Jahren

Von Nicole Kiesewetter

22.10.2015 · Greifswald/Stralsund. Selten sind ausländische Großmächte den Pommern in so guter Erinnerung geblieben wie die Schweden: Am Freitag wird in Stralsund mit einem Festakt die Abtretung Schwedisch-Pommerns an Preußen vor 200 Jahren gefeiert.

Mehr als 150 Jahre gehörte das heutige Vorpommern zum Königreich Schweden. Vor 200 Jahren wurde Schwedisch-Pommern dann an die preußische Krone übergeben. In Stralsund wird am Freitag (23. Oktober) mit einem Festakt an die Schwedenzeit erinnert. Dazu werden Vertreter aus Stralsunds schwedischen Partnerstädten und der schwedischen Botschaft erwartet. Geprägt war die Epoche von Frieden und wirtschaftlicher Blüte. Die Feierlichkeiten seien eine Rückbesinnung auf "die gute alte Schwedenzeit", beschreibt es der Greifswalder Historiker Jens E. Olesen.

Die Anfänge der Schweden-Epoche gehen zurück auf den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), als der schwedische König Gustav II. Adolf seine Macht im Ostseeraum sichern wollte und den deutschen Protestanten zu Hilfe eilte. 1630 landeten seine Truppen auf der Insel Usedom und besetzten die beiden Herzogtümer Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast.

Nachdem 1637 der letzte pommersche Herzog Bogislav XIV. gestorben war, kam es im Westfälischen Frieden (1648) zur Teilung: Pommern-Stettin fiel an Brandenburg, während Pommern-Wolgast, das heutige Vorpommern mit Rügen, an Schweden ging. Noch heute sind die Folgen der Schwedenzeit in Vorpommern präsent. "Man kann die Geschichte der Region ohne die nordischen Nachbarn, insbesondere Schweden, überhaupt gar nicht darstellen", sagt Olesen. Schließlich befand sich seinerzeit die älteste Universität Schwedens in Greifswald.

So ist es nicht überraschend, dass sich vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, aber auch noch bis ins 20. Jahrhundert hinein viele schwedische Studenten in Greifswald einschrieben. Historische Quellen belegen übereinstimmend, dass Schwedisch-Pommern gegenüber dem in Stockholm residierenden König politisch weitgehend autonom war. Nicht zuletzt deshalb ist die Redewendung mit der Anspielung auf das schwedische Wappen "Unter den drei Kronen/ ließ sich's gemächlich wohnen" bis in die heutige Zeit lebendig geblieben.

Spuren der Schweden bis heute erfahrbar

Doch auch in der Kunst und Kultur sind die Spuren der Schweden bis heute erfahrbar. Zahlreiche Gutshäuser, Denkmäler und Kirchen haben ihren Ursprung in dieser Zeit. Bevorzugtes Motiv für Besucher sind Abbildungen und Gedenktafeln, die an Gustav II. Adolf erinnern: das Standbild im Durchgang des Rathauses in Stralsund zum Beispiel oder die Gedenkplatte am Greifswalder Dom. Auch die Schlosskapelle in Griebenow (bei Greifswald) wird gern von schwedischen Touristen besucht. Die heutige Dorfkirche ist der einzige 15-seitige Kirchenbau in Vorpommern und eines der wenigen Zeugnisse protestantischen Kirchenbaus in Schwedisch-Pommern.

An der Universität hielt man auch während der DDR-Zeit das Studium für Sprache, Gesellschaft und Geschichte Schwedens hoch. So begann der Staatsbesuch von Schwedens Ministerpräsident Olof Palme in der DDR 1984 auf historischem Boden: die Regierungsmaschine landete auf dem Militärflughafen von Peenemünde - dort war einst Gustav II. Adolf an Land gegangen. Ebenfalls auf historischen Spuren wandelt die "Schwedenstraße", ein auf Initiative der schwedischen Botschaft entwickeltes Projekt zur Förderung von Kulturgeschichte und Tourismus, an dem auch Jens E. Olesen beteiligt war.

"Die Schwedenstraße soll als erste Informationsquelle eine Art Eingang in diese gemeinsame Geschichte bieten", erläutert der Historiker, der von einer "Wiederentdeckung der schwedischen Vergangenheit" spricht. Dazu zählt in Greifswald das alljährliche Festival "Nordischer Klang", eine Themenwoche für Filmkunst, Literatur, bildende Kunst und Musik. In Stralsund erinnern die als historisches Spektakel angelegten "Wallensteintage" an den erfolgreichen Widerstand gegen die Belagerung der kaiserlichen Truppen unter der Führung des Oberbefehlshabers Albrecht von Wallensteins im Jahr 1628.

Auch der Tourismus hat die Schwedenzeit für sich entdeckt. Hotels, Geschäfte und Restaurants führen heute gern eine schwedische Bezeichnung im Namen. Wie wichtig im Gegenzug Pommern für die Schweden war, zeigt die Speisekarte: Die Kartoffel, die bis heute die schwedische Küche dominiert, fand ihren Weg über Pommern nach Schweden.

Quelle: epd