Neuer Vorsitzender gewählt Evangelischer Fakultätentag will Seiteneinsteiger ins Pfarramt holen

11.10.2015 · Kiel.

Angesichts eines drohenden Pfarrer- und Pastorenmangels hat der evangelisch-theologische Fakultätentag Eckpunkte für ein berufsbegleitendes Theologiestudium verabschiedet. Dies wäre ein alternativer Weg zum Pfarramt beispielsweise für Frauen und Männer, die sich erst nach einigen Jahren in anderen Berufen zum Theologiestudium entscheiden, sagte der Vorsitzende des Fakultätentags und Bonner Theologe Prof. Wolfram Kinzig am Sonnabend in Kiel.

Bislang gibt es einen derartigen Studiengang lediglich in Marburg. Angestrebt sei, an weiteren Hochschulen je nach Bedarf und nicht flächendeckend die Möglichkeit für ein berufsbegleitendes Studium zu schaffen, sagte Prof. Michael Moxter von der Hamburger Universität. Den evangelischen Landeskirchen droht ab dem Jahr 2020 ein starker Pfarrer- oder Pastorenmangel. Dann gehen geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand.

Auf dem jährlich stattfindenden Fakultätentag wurde Kinzig (55) zum Vorsitzenden und damit zum Nachfolger von Moxter gewählt. Der Theologe ist seit 1996 Professor für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Vom 8. bis 10. Oktober tagten rund 80 Delegierte im Kieler Landeshaus. Der Fakultätentag ist die hochschulpolitische Vertretung der 19 evangelisch-theologischen Fakultäten an deutschen Universitäten und drei kirchlichen Hochschulen.

Grußwort von Landesbischof Ulrich

Im Bereich der Nordkirche sei die deutliche Präsenz der theologischen Wissenschaft mit vier Universitäten und dem Theologischen Institut in Flensburg an „vielfältigen Begegnungsflächen“ spürbar, sagte Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich. Dazu zählten die kirchlichen Examina ebenso wie die Beteiligung universitärer Lehrerinnen und Lehrer an der Arbeit der Landessynode und weiteren Kirchengremien. Zu den gemeinsamen Forschungsprojekten zähle unter anderem die kirchengeschichtliche Forschung zur Rolle der evangelischen Landeskirchen in Hamburg und Schleswig-Holstein während des Nationalsozialismus und bei ihrer Aufarbeitung in der Zeit nach 1945.

„Als Kirche sehen wir unsere Aufgabe auch darin, für das Theologiestudium und die darauf folgende Ausbildung zu werben – also nicht nur für den Beruf, der später ausgeübt werden soll, sondern auch das Bildungserlebnis, das ein Studium sein sollte“, hob Ulrich in seinem Grußwort hervor. „Wir wollen ganz sicher junge Leute, die sich auskennen – mit dem Evangelium und in der Welt. Und die dies beides auch verantwortlich in Verbindung zu bringen verstehen."

Landesbischof Ulrich weiter: „Die Themen, die sich die jetzigen Theologinnen und Theologen, aber auch die zukünftigen der kommenden Jahre vornehmen müssen, sind mindestens diese: in einer Welt Kirche zu sein, die nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung zu ihren Gliedern zählen kann.

Quelle: epd/Nordkirche


Hintergrund: Der Evangelisch-Theologische Fakultätentag ist die hochschulpolitische Vertretung der 19 Evangelisch-Theologischen Fakultäten an deutschen Universitäten und 3 kirchlichen Hochschulen. Der Fakultätentag berät alle Angelegenheiten, die in die Zuständigkeit Evangelisch-Theologischer Fakultäten fallen und von gemeinsamem Interesse und Belang sind. Er dient der Koordination und Kooperation der Fakultäten (einschließlich kirchlichen Hochschulen) und vertritt sie nach außen. Ständige Gäste der Plenarversammlung sind unter anderen Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ihrer Gliedkirchen.

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