Empfang für Kommunalpolitiker aus der Region Bad Doberan Bischof von Maltzahn: "Ihr Einsatz ist wichtig für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft“

Bischof von Maltzahn bei seiner Ansprache im Gemeindezentrum Elmenhorst/Lichtenhagen

© kirche-mv.de/D. Vogel

16.10.2015 · Elmenhorst/Bad Doberan.

„Sie übernehmen Verantwortung für die Bürgergemeinde – zumeist im Ehrenamt. Sie scheuen diese Verantwortung nicht, auch wenn finanzielle Gestaltungsspielräume oft sehr begrenzt sind.“ Mit diesen Worten bedankte sich Bischof Dr. Andreas von Maltzahn am heutigen Freitag bei Bürgermeistern und Gemeindevertretern. Anlässlich einer Besuchswoche in der Kirchenregion Bad Doberan hatte der Schweriner Bischof Kommunalvertreter zu einem Empfang nach Elmenhorst/Lichtenhagen eingeladen.

In seiner Ansprache unterstrich der Theologe, dass die Nordkirche und der Kirchenkreis Mecklenburg das Engagement der Kommunalpolitiker wahrnehme und schätze. Wörtlich fügte er hinzu: „Ihr Einsatz ist wichtig für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft.“ Zugleich bedankte sich Andreas v. Maltzahn bei den Anwesenden für „mancherlei Zusammenarbeit und Unterstützung, die wir als Kirche durch Sie erfahren“. Kommune und Kirche verbinde, so der Bischof, die Frage, wie man – in Bürger- und Kirchgemeinde – ein lebendiges, beziehungsreiches Gemeindeleben gestalten könne, so dass diese Orte Zukunft behalten, und, was helfe, dass Menschen hier Wurzeln schlagen.

Langer Atem bei Integration von Flüchtlingen nötig

Mit Verweis auf die Menschen, die als Migranten eine neue Heimat in Deutschland suchen, sei dies derzeit besonders aktuell. „Ich bin glücklich über die Welle der Hilfsbereitschaft, die durch unser Land geht! Auf dieses Deutschland kann man tatsächlich stolz sein“, so der Bischof. Zugleich unterstrich er, dass jetzt ein langer Atem gebraucht werde. Denn nach der Frage der Quartierbeschaffung und Erstversorgung folge die Langzeitaufgabe, Flüchtlinge zu integrieren. Von Maltzahn: „Es wird Enttäuschungen geben – auch bei den Gutwilligen. Ängste schießen ins Kraut und werden von manchen mit üblen Gerüchten geschürt.“ Daher sei das, „was wir jetzt erlebten, eine Probe auf unsere Menschlichkeit und eine Probe für unsere Demokratie“.

Zu den Herausforderungen gehöre ebenso die Frage, wie die Gesellschaft all jene mitnehme, die Angst haben, durch diese Veränderung zu kurz zu kommen. Und wie es gelingen kann, den kulturellen Hintergrund und die Fähigkeiten der Menschen, die zu uns kommen, für unser Gemeinwesen fruchtbar werden zu lassen. In all diesen Fragen stehe die Kirche an der Seite der Kommunalpolitiker, denn „Gott hat den Einsatz für Fremde und Flüchtlinge zu seiner Sache erklärt“.

Land soll Kommunen nicht allein lassen

Als weitere gemeinsame Herausforderung sprach der Bischof die soziale Betreuung von Menschen an, die für sich keine Perspektive sehen. Kirchengemeinden, die soziales Leben stiften, und ebenso diakonische Einrichtungen seien nah dran an den Problemen in den Quartieren. „Umso mehr erfüllt uns der Abbau der Förderung von Beratungsstellen oder in der Jugendarbeit mit großer Sorge. Dies ist auch eine dringende Frage an unsere Landesregierung, die diese Probleme immer mehr ‚kommunalisiert‘“, betonte der Schweriner Bischof. Zugleich verwies er darauf, dass der Kirchenkreis Mecklenburg sich dieser Herausforderung stelle, indem er seit einiger Zeit zusätzliche Mittel von jährlich 200.000 Euro für soziale Beratungsdienste zur Verfügung stelle. „Gerade jetzt dürfen die Schwächeren in unserer Gesellschaft nicht das Gefühl haben, von der Entwicklung abgehängt zu werden!“, mahnte Andreas v. Maltzahn.

Kirche fühlt sich für das Zusammenleben aller mitverantwortlich

Als weitere Handlungsfelder benannte der Bischof, Kooperationen zwischen Schulen und Kirchengemeinden sowie die Stärkung der Demokratie. Denn Umfragen zufolge hält jeder Sechste in MV eine Diktatur am ehesten geeignet, die anstehenden Probleme zu lösen! „Jeder sechste! Ich finde: Kirchengemeinden und Bürgergemeinden sind in Fragen der Demokratie geborene Partner, weil wir wichtige Gesellschafter dieser Gesellschaft sind!“, so der Andreas v. Maltzahn, Er lud die Anwesenden dazu ein, zu diesen Fragen neu oder noch intensiver miteinander ins Gespräch zu kommen. „Es sind dieselben Menschen, für die wir – auf je eigene Weise – Verantwortung tragen, für die wir da sein wollen“, erinnerte er und sagte abschließend. „Wir als Kirche bringen uns ein – egal, ob es um Gemeindeglieder oder andere Menschen geht. Wir fühlen uns mitverantwortlich für das Zusammenleben und gestalten es nach Kräften mit. Nehmen Sie uns in Anspruch!“

Im Namen der Gemeinde bedankte sich der 1. stellv. Bürgermeister der Gemeinde Elmenhorst/Lichtenhagen, Dr. Wolfgang Schulz, für die Einladung. „In den Gesprächen habe ich neue Ideen kennengelernt und würde gerne anregen, solche Veranstaltungen zu wiederholen. Es ist für beide Seiten, für die Kommunalpolitiker wie auch für die Kirchenvertreter nur von Nutzen“, sagte der CDU-Politiker.

Zum Abschluss Gottesdienst im Doberaner Münster

Zum Abschluss der am Sonntag begonnenen Besuchswoche wird an diesem Sonntag (18. Oktober) um 9.30 Uhr zu einem zentralen Gottesdienst der Kirchenregion in das Doberaner Münster eingeladen. Diesen gestaltet die bischöfliche Besuchsgruppe mit. Die Predigt hält Bischof von Maltzahn. Anschließend ist bei Kaffee und Kuchen nochmals Gelegenheit für Austausch und Begegnung.

Quelle: ELKM (cme/dav)