Kirchengemeinden auf Usedom engagieren sich Hilfe für Flüchtlinge gut organisiert

Von Christine Senkbeil

29.11.2015 · Insel Usedom/Greifswald. 2500 Flüchtlinge im Landkreis Vorpommern-Greifswald sind es bisher. Kirchengemeinden engagieren sich. So auch auf Usedom.

Ein dickes Lob an die vielen freiwilligen Helfer aus der Zivilgesellschaft vom Landkreis: „Das die Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen derart geräuschlos verläuft, ist dem Engagement dieser Menschen zu verdanken“, sagt Pressesprecher Achim Froitzheim im Büro der Landrätin Barbara Syrbe in Greifswald. „Kirchen erweisen sich dabei häufig als Keimzelle des Engagements“, lobt er weiter. So geschehen auf der Insel Usedom. „Dort hatte sich schon ein Runder Tisch formiert, bevor der erste Flüchtling kam“, sagt Froitzheim. 2500 kamen 2015 bereits in den Landkreis Vorpommern- Greifswald, 3050 sind avisiert.

Tilman Beyrich aus Heringsdorf gehören zu den Drahtziehern der organisierten Hilfe. „Die Arbeit muss einfach gemacht werden“, sagt Beyrich schulterzuckend. Viel Gewese möchte er darum nicht. Im September starteten sie mit 40 Freiwilligen – längst nicht alle aus Kirchenkreisen. Schnell wurden daraus 80. Sie gründeten acht Initiativgruppen: für die Quartiersuche, die ärztliche Begleitung der zu erwartenden Flüchtlinge, für die Kinderbetreuung. Es gibt die Gruppe „Spendenaquirierung“, „Deutschkurs“ und so weiter. 120 Unterstützer sind im Internetforum eingetragen, Sachspenden kommen außerdem. „Perfekt organisiert“, sagt Froitzheim.

"Es ist ein Geben und Nehmen“

20 Syrer sind inzwischen angekommen, untergebracht in der Rettungsschwimmerunterkunft Heringsdorf. Inzwischen bauen sie die Eisbahn mit auf, helfen überall und gern. Rettungsschwimmer Sebastian Antczak. hatte die Neuen mit Rechen ausgerüstet. Die Heringsdorfer sehen wohlwollend, dass hier Flüchtlinge sehr wohl auch helfen wollen. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt Pastor i.R. Martin Bartels aus Dewichow, der ebenfalls vorn dabei ist. „So wird auch deutlich, dass die Flüchtlinge gar keine Bedrohung sind!“

Tilman Beyrich räumt den Gegnern der Flüchtlinge keine große Bedeutung ein. Sprüche wie „Wir sind die wahren Usedomer“ seien zum Erliegen gekommen, würden überstrahlt von Aktiven, die die Situation anpacken. „Die Menschen werden sich an die Flüchtlinge gewöhnen. Wenn es in den Medien nicht ständig hochgespielt würde, fielen sie vermutlich kaum auf. Wir haben 20 Flüchtlinge bisher. Selbst wenn es 100 werden, im Vergleich zu den Urlaubern fällt das kaum ins Gewicht.“ Befürchtungen, Ängste vor Parolenbrüllern habe er keine.

"Ausländerfeindlichkeit findet durchaus Beifall"

Barbara Berndt aus Trassenheide im Inselnorden sieht das anders. Die Frau des Bord-Pastors Rainer Berndt organisierte den Runden- Tisch-Ableger Nord mit, der sich erst kürzlich formierte. „Hinter verschlossenen Türen ist eine dumpfe, dunkle Masse sogenannter ‚besorgter Bürger‘, in der Ausländerfeindlichkeit durchaus Beifall findet“, sagt sie über die Stimmung auf der Insel. Dass in Trassenheide ein als Flüchtlingsunterkunft vorgesehenes Wohnhaus angesteckt wurde, mache dies sehr deutlich.

Bei „Usedom hilft“ im Norden kommen nun jeden Donnerstag um die 20 Mitstreiter zusammen, um Hilfe zu organieren. Und um zu zeigen: „Wir Helfer sind mehr!“ So wollen sie am 30. November zur Gegendemo, wenn um 18.30 Uhr in Wolgast „besorgte Bürger“ zum Abendspaziergang einladen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 48/2015


Spendenkonto für "Usedom hilft": DE87150505000102058709

www.usedom-hilft.de

Flüchtlingsarbeit in MV