Rechtsextremismus Neue Broschüre zu rechtsextremen Frauen in MV erschienen
12.06.2015 · Rostock.Der Landesfrauenrat MV hat eine neue Broschüre "Frauen und Rechtsextremismus in MV" herausgegeben. Die 76-seitige Publikation, die am Donnerstag in Rostock vorgestellt wurde, solle informieren und einen Beitrag zur Wachsamkeit leisten, schreibt die Vorsitzende des Landesfrauenrates, Eva-Maria Mertens, in ihrem Vorwort. Das Frauenbild der Rechtsextremen sei unvereinbar mit den demokratischen Grundsätzen des Landesfrauenrates und seinen Einstellungen zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Frauen spielten eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Verbreitung rechtsextremen Gedankengutes.
Die in einer Auflage von 2.000 Exemplaren erschienene Broschüre soll an die 44 Mitgliedsorganisationen des Landesfrauenrates sowie bei Veranstaltungen verteilt werden. Neben Informationen bietet die Publikation auch Hinweise, was man tun kann und wo es Hilfsangebote gibt.
In der Broschüre wird darauf hingewiesen, dass rechtsextreme Frauen auch im Alltag eher unscheinbar und unauffällig daherkämen und nicht oder nur zögerlich wahrgenommen würden. Ihre Ideologie werde häufig übersehen. Seit mehreren Jahren gingen sie strategisch in soziale Bereiche, engagierten sich beispielsweise in Kindertagesstätten und Nachbarschaft. Oft seien sie entsprechend dem rechtsextremen Geschlechterbild in sozialen Berufen tätig als Erzieherin, Hebamme, Arzthelferin, Sozialarbeiterin oder Yoga-Lehrerin. Da Frauen gesamtgesellschaftlich als eher "unpolitisch" wahrgenommen würden, könne die rechte Ideologie so teilweise unbemerkt in die Beschäftigungen einfließen.
Es sei aber wichtig, das Phänomen Rechsextremismus zu erkennen und für die Gleichwertigkeit aller Menschen einzutreten, heißt es. Manche Kinder von Rechtsextremen fielen dadurch auf, dass sie Hakenkreuze und Runen malten oder sich weigerten, mit Kindern zu spielen, die eine andere Hautfarbe oder eine Behinderung haben. Gezielt würden Rechte auch beginnen, ihre Kinder in Privatschulen, Freien Schulen oder Waldorfschulen unterzubringen. Das Wissen um diese Strategie sei noch gering.
Im Internet würden rechtsextreme Frauen, so scheine es, wichtige Funktionen und Rollen einnehmen. Bislang sei wenig über ihre konkreten Positionen im Internet bekannt oder darüber, mit welchen Strategien sie vorgehen. Eine Recherche habe ergeben, "dass in den sozialen Netzwerken viele Frauen aktiv sind, die sich rechtsextrem verorten" und ihren Wohnort in MV angeben. Auf den ersten Blick bedienten sie oft unverdächtige Themen, posteten Kinderfotos oder Kochideen. Auf den zweiten Blick werde deutlich, dass Verbindungen zur NPD oder zu Gruppen wie "Gegen Asylmissbrauch" bestehen. Empfohlen wird unter anderem, Hetze im Internet nicht unwidersprochen zu lassen. Soziale Medien wie etwa Facebook seien verpflichtet, diskriminierende Äußerungen und Bilder zu löschen.
In der vom Verein "Lola für Demokratie in MV" erstellten Publikation wird ferner kritisiert, dass im Verfassungsschutzbericht MV für 2013 keine Angaben zum quantitativen Anteil von Frauen und deren Relevanz in der rechtsextremistischen Szene gemacht würden.
Quelle: epd