"Engelscher Hof" Jugendbegegnungsstätte in ehemaliger Synagoge von Schließung bedroht

Ausstellung 200 Jahre jüdisches Leben in Mecklenburg in der Synagoge Röbel

Foto: H. J. Kohl

22.01.2015 · Röbel/Rostock.

Die Jugendbildungs- und Begegnungsstätte "Engelscher Hof" in Röbel (Müritz) ist nach Angaben des Trägervereins akut von der Schließung bedroht. Auslöser sei, dass das Landesamt für Gesundheit und Soziales dem Trägerverein "Land und Leute" am 15. Dezember die Förderung für 2015 in Höhe von 90.000 Euro versagt habe, teilte Vereinsgeschäftsführer Robert Kreibig mit. Zwei der vier Mitarbeiter seien bereits entlassen worden. Die anderen beiden arbeiteten derzeit auf 400-Euro-Basis. Es laufe derzeit nur ein Notbetrieb. Der Verein habe die Vorwürfe, "insofern sie konkret gemacht wurden", widerlegt, erklärte Kreibig.

Die Jugendbildungsstätte war im August 2005 auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge in Röbel eröffnet worden. Mit dem Namen "Engelscher Hof" soll unter anderem an den Arzt Heinrich Engel erinnert werden, der 1902 in Röbel geboren wurde. Dieser war 1934 mit seiner Familie ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina ausgewandert. In den zwei historischen Wohngebäuden rund um die restaurierte Fachwerksynagoge aus dem Jahr 1832 und einem neuerbauten Ausstellungszentrum können sich insbesondere Jugendliche mit der jüdischen Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns beschäftigen.

Der Verein bekam jährlich 90.000 Euro für Weiterbildungsmaßnahmen vom Land. Das Landesamt in Rostock teilte mit, dass die Prüfung noch laufe. Es könnten deshalb derzeit keine Aussagen gemacht werden, wann und mit welchem Ergebnis diese Prüfung beendet sein wird. Solange die Prüfung andauere, könnten keine Fördermittel ausgezahlt werden. "Sind alle zuwendungsrechtlichen Voraussetzungen vom Projektträger erfüllt, wird das Projekt im Rahmen des vorhandenen Budgets weiter gefördert." Die 90.000 Euro dafür stünden bereit. Nähere Angaben dazu, was dem Verein konkret vorgeworfen wird, machte das Landesamt nicht.

Im vergangenen Jahr gab es laut Trägerverein sieben internationale Jugendbegegnungen. Die ständige Ausstellung zur Geschichte der Juden in Mecklenburg werde pro Jahr durchschnittlich von 3.000 bis 4.000 Menschen besucht. "Es wäre ein fatales Signal, in Zeiten von wachsendem Rassismus und Antisemitismus all das jetzt beenden zu müssen", sagte Kreibig.

Die Synagoge von Röbel war 1938 noch vor der Reichspogromnacht im November verkauft worden, da die jüdische Gemeinde zu klein geworden war. Später wurde sie unter anderem als Garage genutzt und seit 1999 vom Verein "Land und Leute" restauriert.

Quelle: epd