Bericht zur regionalen Armutsentwicklung Armut wächst trotz florierender Wirtschaft - MV hat bundesweit zweithöchste Armutsquote

20.02.2015 · Schwerin/Berlin.

Obwohl die Wirtschaft läuft und die Arbeitslosigkeit sinkt, wächst die Armut. Dabei hat Mecklenburg-Vorpommern die zweithöchste Armutsquote aller 16 Bundesländer zu verzeichnen. Das geht aus dem aktuellen Bericht zur regionalen Armutsentwicklung hervor, den der Paritätische Wohlfahrtsverband am Donnerstag in Berlin vorgelegt hat. Demnach ist die Armutsquote im nordöstlichsten Bundesland 2013 gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozentpunkte auf 23,6 Prozent gestiegen.

Im Vergleich der Bundesländer rangiert Mecklenburg-Vorpommern damit vor Bremen (24,6 Prozent) am untersten Ende auf Rang 15, hinter Berlin mit 21,4 Prozent. Innerhalb des Bundeslandes ist die Armutsquote mit 27,8 Prozent in der Region Vorpommern am höchsten, gefolgt von der Mecklenburgischen Seenplatte mit 24,8 Prozentpunkten. Die Region um Rostock liegt bei 21,9 Prozent und am niedrigsten ist die Quote mit 20,3 Prozent in Westmecklenburg.

Bundesweit ist die Armutsquote 2013 von 15,0 auf 15,5 Prozent gestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Außer in Sachsen-Anhalt und Brandenburg hat die Armut in diesem Zeitraum in allen Bundesländern zugenommen. Besonders stark ist dies neben Hamburg auch in Bremen und im Saarland der Fall. Die Schere zwischen armen und wohlhabenden Bundesländern hat sich weiter geöffnet.

Am oberen Ende befinden sich Bayern und Baden-Württemberg mit Armutsquoten von 11,3 und 11,4 Prozent.  In der baden-württembergischen Region Bodensee-Oberschwaben muss jeder Dreizehnte zu den Armen gerechnet werden, in Bremerhaven jeder Dritte. Der Bericht spricht von einer "zerklüfteten Republik".

Mit Blick auf einen längeren Zeitraum stehen Berlin und Nordrhein-Westfalen besonders schlecht da. In beiden Ländern sind die Quoten seit 2006 kontinuierlich gestiegen: Die Armut ist in diesem Zeitraum doppelt so stark gewachsen wie im Rest der Republik. Neben dem Ruhrgebiet könnte sich der Studie zufolge der Großraum Köln/Düsseldorf zu einer neuen Problemregion entwickeln.

Zur Berechnung Armutsquoten werden Personen in Haushalten gezählt, deren Einkünfte weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens betragen. Diese EU-weite Berechnungsform gibt die relative Armut an. 2013 lag die so errechnete Armutsschwelle für einen Singlehaushalt in Deutschland bei 892 Euro im Monat und für zwei Erwachsene mit zwei Kindern bei 1.873 Euro. Der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands erscheint regelmäßig und umfasst inzwischen den Zeitraum von 2006 bis 2013.

Quelle: epd