"Mutiger von Gott reden" Kongress christlicher Führungskräfte diskutiert in Hamburg
27.02.2015 · Hamburg.Der Psychiater und katholische Theologe Manfred Lütz hat Christen dazu aufgefordert, in der Öffentlichkeit ihren Glauben mutiger zu bekennen. Dazu gehöre auch "die Rede von Gott", sagte Lütz auf dem Kongress christlicher Führungskräfte, der am Donnerstag in Hamburg begann. Die meisten Menschen lebten in künstlichen Welten von Medien, Beruf oder Wissenschaft, in denen der Glaube keine Rolle spiele. "Gott kann im Fernsehen nicht vorkommen, weil er bei Markus Lanz nicht auf der Couch sitzen kann", sagte Lütz. Der Fehler sei, dass viele Zeitgenossen diese Kunstwelten für das eigentliche Leben hielten.
Mehr als 3.000 Kongress-Teilnehmer aus insgesamt 13 Ländern diskutieren bis zum Sonnabend in Hamburg unter dem Motto "Mit Werten in Führung gehen" die Chancen und Möglichkeiten christlicher Unternehmensführung. 49 Prozent der Teilnehmer seien Mitglieder evangelischer Landeskirchen, 40 Prozent gehörten zu einer Freikirche und elf Prozent seien Katholiken, sagte Kongresssprecher Matthias Pankau. Das Durchschnittsalter betrage 48 Jahre, der jüngste Teilnehmer sei 18, der älteste 84 Jahre alt.
"Eine Gesellschaft ohne Werte hat keine Zukunft"
Der Kongress-Vorsitzende Horst Marquardt wies auf die Bedeutung ethischer Maßstäbe für Wirtschaft, Politik und Verwaltung hin. Ethik sei kein Luxus. "Eine Gesellschaft ohne Werte hat keine Zukunft", sagte er. Christliche Unternehmer hätten nicht nur Erfolg und die eigene Karriere im Kopf, sondern auch den Umstand, Menschen Arbeit geben zu können. Auch die Ehrlichkeit innerhalb der Geschäftswelt gehöre zu den wichtigen Maßstäben ethischen Verhaltens.
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte zum Auftakt das Kongressmotto gelobt. Eine Wirtschaft ohne Werte produziere Verlierer, sagte der Politiker. Scholz sprach sich für eine Toleranz in der Gesellschaft aus, die Andersdenkende nicht nur dulde, sondern ihrer Haltung, Kultur, Religion oder Religionslosigkeit Respekt entgegenbringe.
"Alles, was wichtig ist im Leben, kann man in normalem Deutsch sagen"
Nach Auffassung von Manfred Lütz muss sich die Kirche auch sprachlich wieder normalen Menschen annähern. Er empfahl Pfarrern, ihre Predigten von einer Kassierin gegenlesen zu lassen, bevor sie sie halten. Das Theologiestudium führe dazu, dass man in seinem Ende nur noch unverständlich über seinen Glauben sprechen könne, bedauerte er. "Alles, was wichtig ist im Leben, kann man in normalem Deutsch sagen." Er selber würde Vorträge über Gott "gerne auch im Kabarett halten". Das sei "Evangelisierung mit stabilem Publikum" - schließlich hätten die Leute ihren Eintritt bezahlt.
Prominenteste Kongress-Redner sind Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, der britische Mathematiker John Lennox von der Universität Oxford und die Chefin der Automarke "smart" innerhalb der Daimler AG, Annette Winkler. Veranstalter ist die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) in Zusammenarbeit mit der Firma "tempus Akademie & Consulting" (Giengen bei Ulm).
Quelle: epd