"Wichtige Brückenfunktion" Dialog zwischen EKD und russisch-orthodoxer Kirche wird fortgesetzt

15.12.2015 · München.

Die Gespräche zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Russischen Orthodoxen Kirche sollen fortgesetzt werden. "Der Dialog hat von beiden Seiten neuen Schwung bekommen", sagte Propst Siegfried Kasparick aus Wittenberg am Montag nach dem Abschluss des Treffens in München. Die Delegationen seien sich einig gewesen, dass die beiden Kirchen in ihren Gesellschaften eine öffentliche Rolle spielen sollten und zudem eine wichtige Brückenfunktion zwischen ihren Ländern einnähmen, sagte Kasparick, der seit vielen Jahrzehnten in Kontakten mit der russisch-orthodoxen Kirche aktiv ist.

Der deutsche Delegationsleiter und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm spricht auf seiner Facebook-Seite ebenfalls von einem "neu intensivierten Dialog" und berichtet von Diskussionen über Kirche, Staat und Zivilgesellschaft: "Wir waren uns einig darüber, dass Religion nicht auf eine Privatsache reduziert werden darf, sondern auch eine öffentliche Bedeutung hat und die Kirche das Recht, ja sogar die Pflicht hat, sich in öffentliche Diskussionen einzumischen, bei denen ethische Fragen auf dem Spiel stehen."

Vertreter der EKD und der russisch-orthodoxen Kirche hatten am Donnerstag und Freitag unter der Überschrift "70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs" in München über Krieg, Frieden und Versöhnung geredet. Der Schwerpunkt habe auf der Versöhnungsarbeit seit dem Zweiten Weltkrieg gelegen, sagte Kasparick, stellvertretender EKD-Delegationsleiter. Aktuelle Krisen wie die in Syrien und der Ukraine seien gestreift worden, es "gab aber keine Zeit, das tiefer zu besprechen". Beide Kirchen hätten aber "ihr Eintreten für den Frieden betont".

"Keine Eskalation der Gewalt"

Das Treffen habe beide Seiten darin bestärkt, nach Gemeinsamkeiten zu suchen, ergänzte Delegationsmitglied Martin Tamcke. Diese seien auch zu finden in Reaktionen auf gesellschaftliche Entwicklungen wie Krieg und Frieden, sagte der Professor für Ökumenische Theologie und Orientalische Kirchen- und Missionsgeschichte an der Universität Göttingen. Beide Kirchen wollten "keine Eskalation der Gewalt".

Die Russische Orthodoxe Kirche wies in einer Pressemitteilung darauf hin, dass Gespräche ins Stocken geraten seien, nachdem sich in westlichen protestantischen Kirchen liberale Vorstellungen zu moralischen Werten gebildet hätten. Gleichzeitig würden sich aber neue Herausforderungen stellen, die eine Zusammenarbeit der Christen erforderten, heißt es. So sollten die Christen nicht nur die Pflicht übernehmen, in den zahlreichen Konflikten weltweit auf Versöhnung hinzuwirken, sondern für die Rettung der Christen im Nahen Osten entschieden einzutreten.

In den vergangenen Jahren hatte die Russische Kirche ihre Beziehungen zu mehreren protestantischen Kirchen im Westen unter Hinweis auf deren Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften oder Pfarrern abgebrochen. Die seit den 1950er Jahren bestehenden Beziehungen zur EKD waren ausgesetzt worden, nachdem 2009 die damalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden gewählt worden war.

Quelle: epd