Protestanten in einer Minderheit und theologisch zersplittert EKD-Missionsdirektor: Evangelische Kirche hat wenig Chancen auf Kuba

01.08.2015 · Hamburg.

Nach Einschätzung von Pastor Christoph Anders, Direktor des Evangelischen Missionswerks der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) in Hamburg, werden die evangelischen Kirchen von der politischen Öffnung Kubas kaum profitieren. Gewinnerin der Liberalisierung werde die Römisch-Katholische Kirche sein, schreibt Anders in der in Hamburg erscheinenden "Evangelischen Zeitung" (Ausgabe 2. August). Dazu beigetragen habe auch die Vermittlung des Vatikans zwischen Kuba und den USA. Es fehle den Protestanten vor allem an ökumenischer Offenheit. Der angekündigte Besuch von Papst Franziskus im September führe bei Kubas Protestanten nur zu "gebremster Begeisterung".

In der Vergangenheit seien die evangelischen Kirchen von weiten Teilen der Bevölkerung eher als Anhängsel der USA wahrgenommen worden, schreibt Anders. Demgegenüber habe sich die katholische Seite als Hüterin von Eigenständigkeit und kubanischer Identität profiliert. Die Protestanten seien nicht nur in einer Minderheit, sondern auch theologisch zersplittert, politisch zerstritten und ohne Willen zur Ökumene. In der Zukunft müssten die Protestanten außerdem mit dem Engagement südamerikanischer Pfingstkirchen rechnen.

Grundsätzlich sei aber derzeit nicht damit zu rechnen, so Anders, dass die Kommunistische Partei Kubas ihren Führungsanspruch abgeben und den Kirchen großzügige Entfaltungsmöglichkeiten einräumen wird. Es gebe allerdings einen hohen Handlungsbedarf in sozialdiakonischen Bereichen wie Altenheime, Kindergärten und Krankenhäusern. Die Kirchen würden zur Abmilderung bei den anstehenden, harten Reformmaßnahmen gebraucht und könnten sich dabei weitere Freiräume verschaffen.

Quelle: epd