Aufklärung und Erinnerung Neubrandenburg erhält Gedenkort für NS-Zwangsarbeiterinnen

15.04.2015 ·  Neubrandenburg.

In Neubrandenburg wird am Freitag (17. April, 11 Uhr) ein neuer Gedenkort für die mehr als 6.000 Zwangsarbeiterinnen aus dem Frauen-KZ Ravensbrück eingeweiht, die in der NS-Zeit zwischen 1942 und 1945 in Rüstungsbetrieben arbeiten mussten. Wie Sieglinde Scheel vom Demokratischen Frauenbund (dfb), Initiator des Projekts, am Dienstag in Schwerin mitteilte, handelt es sich dabei um die erste Gedenkstätte in MV, die sich ausschließlich den weiblichen Opfern von Zwangsarbeit widmet. Die Gedenkstätte befindet sich in der Nähe des ehemaligen Franziskanerklosters und besteht aus der Bronzeplastik "Trauernde".

Die Plastik schuf der Rostocker Bildhauer Wolfgang Friedrich. Eine Infotafel in deutscher, russischer, französischer und polnischer Sprache erläutert die Hintergründe. Der neue Gedenkort kostet rund 40.000 Euro. Die Hauptfinanzierung übernahm die Kurt und Herma Römer-Stiftung (Hamburg). Geld kam auch vom Land und vielen Spendern aus der Region. Damit die Aufklärung und Erinnerung an die geschichtlichen Ereignisse weitergehen, wurden "Gedenk-Coachs" ausgebildet.

Zur Einweihung werden etwa 30 Überlebende des KZ Ravensbrück sowie etwa 20 Angehörige von KZ-Häftlingen aus Polen, Russland und Frankreich erwartet. Die Ansprache wird die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, Annette Chalut, halten. Sie wird die Plastik zusammen mit den Landtagspräsidentinnen von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, Sylvia Bretschneider und Britta Stark (beide SPD), enthüllen. Bretschneider war auch Schirmherrin des Projektes "Trauernde".

Mecklenburg-Vorpommern könne weitere Gedenkstätten zu den Gräueltaten des Nationalsozialismus "gut vertragen", sagte Bretschneider. Es sei wichtig, gerade heute solch ein Zeichen wie in Neubrandenburg zu setzen, wo Flüchtlinge in Misskredit gebracht werden sollen von Menschen, "die aus der Geschichte nichts gelernt haben" und die demokratische Ordnung abschaffen wollten. Zum Heilungsprozess gehöre aber das Erinnern und Gedenken an die damaligen Ereignisse.

Neubrandenburg zählte nach den Worten Scheels in der NS-Zeit neben Hamburg und Frankfurt/Main "zu den größten Konzentrationen massenhaft versklavter Frauen". Im November 1943 gab es in den zahlreichen Zwangslagern Neubrandenburgs etwa 32.000 ausländische Männer und Frauen, etwa 8.000 Personen mehr als die geschätzte Einwohnerzahl von 24.000.

Quelle: epd