25.09.2014 · Berlin/Schwerin. Die Frist für Anträge auf Entschädigungen von ehemaligen DDR-Heimkindern läuft in wenigen Tagen aus. Der Bund rechnet mit einem Bedarf von insgesamt 240 Millionen Euro. In Mecklenburg-Vorpommern sind bislang rund 3.000 Anträge eingegangen.

Kurz vor Ablauf der Frist liegen mehr als 20.000 Anmeldungen für Hilfen aus dem DDR-Heimkinderfonds vor. Wie das Bundesfamilienministerium mitteilte, hatten sich bis Ende August 20.540 Betroffene in den Beratungs- und Anlaufstellen gemeldet. Der Fonds richtet sich an ehemalige DDR-Heimkinder, die immer noch unter den Folgen ihres Heimaufenthalts leiden. In Mecklenburg-Vorpommern seien bisher etwa 3.000 Anträge eingegangen, sagte die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher, in Schwerin.

Mecklenburg-Vorpommern stellt rund 1,5 Millionen Euro für die geplante Aufstockung des Entschädigungsfonds zur Verfügung. Das Regierungskabinett billigte am Dienstag eine entsprechende Vorlage. An den ursprünglichen 40 Millionen Euro hatte sich MV mit rund 2,4 Millionen Euro beteiligt.

Die Frist läuft am kommenden Dienstag, 30. September, aus. Erst danach stehen die Gesamtzahl der Anträge und damit die konkret benötige Summe für die versprochenen Hilfen fest. Bund und Länder müssen den Fonds für Opfer der repressiven DDR-Heimkindererziehung deutlich aufstocken, wenn sie alle Betroffenen berücksichtigen wollen. Die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), appellierte an alle ehemaligen DDR-Heimkinder, sich bis kommenden Dienstag bei einer der Beratungsstellen zu melden und Ansprüche geltend zu machen.

Die Anlauf- und Beratungsstellen für ehemalige DDR-Heimkinder in den ostdeutschen Länder verzeichneten in den vergangenen Wochen nahezu durchgängig eine steigende Antragsflut. In Sachsen seien es allein im Juli und August jeweils mehr als 600 Neuanmeldungen gewesen, teilte das sächsische Sozialministerium in Dresden mit. Die Beratungsstelle bei der Brandenburger Aufarbeitungsbeauftragten Ulrike Poppe sprach von bis 80 Neuanträgen täglich, die in den vergangenen Tagen eingingen. In Mecklenburg-Vorpommern zählt man derzeit 100 Anträge pro Woche.

Sachsen rechnet mit insgesamt etwa 5.000 Anträgen bis zum Ablauf der Meldefrist, Brandenburg mit rund 4.500. In Thüringen haben sich nach Angaben eines Sprecher des Sozialministeriums in Erfurt bislang mehr als 4.000 Betroffene um Unterstützung aus dem Hilfsfonds für DDR-Heimkinder bemüht. Die Resonanz auf den Hilfsfonds im Freistaat sei deutlich größer als zunächst erwartet. In Berlin haben sich nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung bereits mehr als 4.000 ehemalige DDR-Heimkinder registrieren lassen.

Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums wurden bislang mit 3.768 Betroffenen Vereinbarungen über Hilfen geschlossen. Bereits am Jahresanfang war der vor zwei Jahren mit 40 Millionen Euro gestartete Fonds nahezu ausgeschöpft. Die aktuellen Zahlen belegen erneut, dass der finanzielle Bedarf weit höher ist als ursprünglich angenommen.

Der Bund rechnet damit, dass bis zu 200 Millionen Euro - also nochmals das Fünffache der ursprünglich veranschlagten Summe - zusätzlich aufgebracht werden müssen. Für dieses Jahr bekam der Fonds bereits einen Finanzzuschuss in Höhe von 25 Millionen Euro. Das Geld im Fonds zahlen jeweils zur Hälfte der Bund und die ostdeutschen Länder ein.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) rief weitere Betroffene auf, sich noch bis Dienstag zu melden. "Betroffene müssen noch keine Anträge auf Leistungen einreichen, sondern lediglich erklären, dass sie als Heimbewohnerinnen und Heimbewohner Folgeschäden erlitten haben", sagte sie. Nach Ablauf der Frist sei es nur noch in Ausnahmefällen möglich, Hilfen zu beantragen.

Bund und Länder wollen nach Ablauf der Frist beraten, wie sie die deutliche Aufstockung des Fonds stemmen. Wie Schwesig kürzlich sagte, ist auch wahrscheinlich, dass der Fonds für Opfer der Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik eine Aufstockung benötigt. Nach Angaben des Ministeriums wurden bis Ende August Hilfen mit einem Wert von insgesamt 107 Millionen Euro bewilligt. Der Fonds hat ein Volumen von 120 Millionen Euro. Die Anmeldefrist für diesen Hilfsfonds endet am 31. Dezember.


Anlauf- und Beratungsstelle Heimerziehung in der DDR für Mecklenburg-Vorpommern: Tel.: 0385 / 557 1661

www.fonds-heimerziehung.de