Synode muss über Abriss oder Sanierung entscheiden Noch Chancen für Haus Kranich?

Von Christine Senkbeil

Haus Kranich auf Usedom

Foto: Archiv

28.09.2014 · Usedom. Weitreichende Entscheidungen über die Zukunft des Rüstzeitheims „Haus Kranich“ stehen an. Ein möglicher diakonischer Grundstückspächter ist gefunden. Doch möchte er das Haus abreißen. Dann doch lieber behalten und sanieren? Die Synodalen beraten auf ihrer nächsten Tagung am 11. Oktober in Züssow.

Haus Kranich. Ein Rüstzeitheim im Urlauberort Zinnowitz, mitten auf der Insel Usedom. Erbaut 1988. 61 Betten in Ein- bis Mehrbettzimmern, ein Tagungsraum. Träger: der Pommersche Evangelische Kirchenkreis. Anfang des Jahres wurde offenbar, dass hier dringend Sanierungsbedarf herrscht. Ein Investitionsstau von 800.000 Euro wurde beziffert. Für den Kirchenkreisrat nicht zu leisten. Er schlug den Kreissynodalen im Frühjahr daher vor, das Haus an einen anderen kirchlich-diakonischen Träger zu verkaufen.

Zu einer Entscheidung kam es im März jedoch nicht. Eine emotional und kontrovers geführte Debatte um den Erhalt des Hauses zog sich seitdem bis in den Herbst. Auch die Kirchenzeitungsredaktion erreichten immer wieder Reaktionen widersprüchlicher Art. Schulterzucken bei den einen, die ohnehin das benachbarte katholisch geführte St. Otto-Heim vorziehen. Andere, darunter Gäste aus ganz Deutschland, loben das Haus und drücken ihr Unverständnis darüber aus, dass es möglicherweise schließen muss.

„Aus den Gemeinden wurde uns ein Bedarf des Hauses jedoch nicht gespiegelt“, sagt der Demminer Propst Gerd Panknin als Vorsitzender des Kirchenkreisrates. Eine Umfrage hatte ergeben, dass nur neun von 90 befragten Gemeinden das Haus gern nutzten. „Wir können es ja nicht für andere Landeskirchen halten.“ Der Kirchenkreisrat kam während der vergangenen Monate nun dem Wunsch des Kuratoriums nach, einen möglichen neuen Träger für Haus Kranich zu ermitteln, bevorzugt aus dem diakonischen Bereich. „Gar nicht so einfach“, wie Propst Panknin nun zurückblickt. Vier möglichen Trägern hatte der Kirchenkreisrat den Vorschlag vorgelegt, darunter der Berliner Stadtmission. Keiner zeigte Interesse.

Verhandlungspartner will nur Grundstück

Inzwischen hat sich ein erster diakonischer Verhandlungspartner gefunden. Im nun laufenden Prozess der Gespräche möchte er noch nicht namentlich genannt werden. Er möchte für die Erweiterung seiner Einrichtung das Grundstück über Erbbaupacht nutzen. Allerdings ist der Träger lediglich an dem Grundstück interessiert, nicht an dem Haus und der Einrichtung selbst. Der Kirchenkreis behielte das Land, das Haus ginge an den Pächter, schildert Panknin. Mehr als ein Wermutstropfen allerdings sei die Tatsache: Haus Kranich würde abgerissen. In seiner jetzigen Funktion möchte der Träger es nicht erhalten und würde es „rückbauen“.

Dennoch. „Wir werden der Synode diese Lösungsvariante vorschlagen“, erklärt Panknin. „Der Kirchenkreis würde Eigentümer des Grundstücks bleiben und jährlich Einkünfte aus der Erbpacht gewinnen – was sehr gut für uns wäre.“ Außerdem wäre der Kirchenkreis die Rückstaulast los. Natürlich sei zu erwägen, dass damit aber auch eine mit 500 000 Euro getaktete Immobilie für den Kirchenkreis verloren wäre. Und auch über die sozialen Folgen müsse man sich bewusst sein, Verantwortung übernehmen. Denn das Personal des Hauses stünde ja praktisch vor der Arbeitslosigkeit. „Was in unseren Kräften steht, würden wir natürlich für die Mitarbeiter tun.“

Nicht zuletzt aus diesem Grunde betont Panknin die Offenheit für weitere Varianten. „Die Synode kann frank und frei entscheiden, ob das Haus abgegeben oder doch in unserer Trägerschaft bleiben soll.“ Behält der Kirchenkreis das Rüstzeitheim, so müsste die Synode darüber befinden, in welchem Umfang die Sanierung erfolgen soll.

Riesiger Investitionsstau

Der Förderverein des Hauses unter Vorsitz von Peter Loeper hat unterdessen ein Sanierungskonzept vorgelegt, das lediglich 350 000 Euro vorsieht, um das Haus zu modernisieren und weiter betreiben zu können. Er versichert, die Summe sei aus Rücklagen und Einnahmen des Hauses zu bestreiten. Der Kirchenkreis würde also gar nicht belastet. „Dabei hat man sich jedoch nur auf die Innensanierung konzentriert, um dem Haus ein freundliches Gesicht zu geben“, so Panknins Einschätzung. „Die Synode wird genau auf dieses Bauprojekt schauen.“

Die Investitionssumme, von der der Kirchenkreisrat bisher in seinen Überlegungen ausging, beläuft sich geschätzt auf eine Million Euro. „Wir kommen nicht um das Problem umhin, dass es einen riesigen Investitionsstau gibt“, so Panknin. „Wenn also doch mehr als 350 000 Euro gebraucht werden, sind wir als Kirchenkreis in der Pflicht. Wir müssen diese Summe dann von dem Geld abziehen, das eigentlich für die Arbeit in den Gemeinden vorgesehen ist. Diese Verantwortung ist groß.“

Um eine neutrale Einschätzung darüber zu gewinnen, welche Investitionshöhen überhaupt zu stemmen wären, hat der Kirchenkreisrat auf eigene Kosten nun ein unabhängiges betriebswirtschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben. Eine Entscheidung, die auch das Kuratorium des Hauses Kranich begrüßt, sagt Panknin. Bis Synodenbeginn soll es den Synodalen als bessere Entscheidungsgrundlage vorliegen. „Wir möchten ermitteln, wie leistungsfähig das Haus wirklich ist, wieviel Geld also da ist und in ein künftiges Bauprojekt fließen könnte. Daran könnte man dann sehen, ob es zu erwarten ist, dass sich Investitionen rentieren.“ Insgesamt unterstreicht der Propst die Entscheidungsoffenheit des gesamten Prozesses. „Ich wünsche von ganzem Herzen, dass diese Entscheidung bei allen Emotionen dennoch an Sachverhalten festgemacht wird.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 39/2014