Minister Brodkorb übergab Förderbescheid über 15.500 Euro Gesamtfinanzierung des Steinhagener Glockenprojekts gesichert

Im Altarraum der Steinhagener Kirche übergibt Mathias Brodkorb den Fördermittelbescheid an Pastorin Ines Dobbe.

© PEK/S. Kühl

18.09.2014 · Steinhagen.

Mit der Übergabe eines Förderbescheids ist die Gesamtfinanzierung des Steinhagener Glockenprojekts gesichert. Spätestens im Jahr 2015 soll wieder ein vollständiges Geläut, bestehend aus drei Glocken, vom Turm der Steinhagener Kirche erklingen, so die Pläne der Kirchengemeinde. Der Bescheid vom Landesamt für Denkmalpflege war zwar bereits im Juli im Steinhagener Pfarrhaus eingetroffen, doch Mathias Brodkorb, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern, kam am vergangenen Freitagabend (12. September) zudem noch persönlich vorbei, um Pastorin Ines Dobbe den Bescheid zu überreichen.

Beschlagnahme im Ersten Weltkrieg

Von den ehemals drei Glocken der Steinhagener Kirche ist noch eine Glocke aus der Barockzeit vorhanden, die beiden anderen fielen im Jahr 1917 den Einschmelzungen des Ersten Weltkriegs zum Opfer. „Die Glocken wurden beschlagnahmt und das Metall für Torpedos verwendet“, berichtet Ines Dobbe. So jedenfalls ist es einer zeitgenössischen Quelle zu entnehmen. Max Buker, Schulleiter und Kantor, schrieb in der Steinhagener Schulchronik über den Verlust der Glocken. Auch die Orgelpfeifen wurden damals für die Rüstungsindustrie abgebaut. Bei einer Glockenrevision vor einigen Jahren wurde dann festgestellt, dass die vorhandene Glocke zwar Schäden aufweist, diese aber repariert werden können. „Damals entstand die Idee, nicht nur die vorhandene Glocke in Ordnung zu bringen, sondern das gesamte Geläut wieder zu vervollständigen“, erzählt Ines Dobbe.

Glockenprojekt kostet 46.000 Euro

Für das gesamte Glockenprojekt, inklusive Guss der beiden neuen Glocken, Reparatur der Barockglocke sowie Sicherung des Treppenaufgangs im Turm der Kirche, sind 46.000 Euro veranschlagt. Dank des Fördermittelbescheids über 15.500 Euro ist die Finanzierung nun gesichert. „Wir haben unermüdlich Spenden eingeworben und Fördermittel beantragt“, so die Pastorin. Vor allem hohe Einzelspenden unter anderem aus der Steinhagener Kirchengemeinde ließen die Mittel für das Glockenprojekt stetig wachsen. Unterstützt wurde das Glockenprojekt auch vom Steinhagener Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Dietmar Eifler, der auch Mitglied der Steinhagener Kirchengemeinde ist. Er warb in persönlichen Gesprächen mit Mathias Brodkorb für das Steinhagener Glockenprojekt.

Klangfarbe wie im Mittelalter

Die beschädigte Glocke soll im nächsten April in Nördlingen geschweißt werden. „Dort befindet sich mit dem Glocken-Schweißwerk Lachenmeyer die einzige fachgerechte Glockenschweißerei. Entsprechend lang sind die Wartelisten“, so Ines Dobbe. Die beiden neuen Glocken entstehen in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe, in der unter anderem schon die fünf Glocken für die Anklamer Marienkirche gegossen wurden. Die fertigen Glocken werden klanglich so aufeinander abgestimmt, wie es im Mittelalter üblich war. Da es keine Abbildungen der früheren Glocken gibt, werden die Glocken ohne konkretes Vorbild gestaltet. Über die Glockenzier werde noch beraten, so die Steinhagener Pastorin. „Wir freuen uns aber schon jetzt auf das Glockenweihfest“, sagt Ines Dobbe. Wenn alles nach Plan verläuft, soll das vollständige Geläut dann rund 100 Jahre nach der Beschlagnahme der Glocken über Steinhagen erklingen. „Dann werden die Glocken zum Frieden aufrufen“, so die Pastorin. „Max Buker formulierte 1917 seine Sehnsucht, dass es Friedensglocken sein mögen, die zu Ostern erklingen. Das ist der Kirchengemeinde heute Verpflichtung.“

Fördermittel am richtigen Ort eingesetzt

Das Glockenprojekt ist Teil der jahrzehntelangen Wiederherstellung der Steinhagener Kirche, deren Baugeschichte über einen Zeitraum von mehr als 700 Jahren ebenso Bestand wie auch Veränderung dokumentiert. Zu DDR-Zeiten war sie bereits baupolizeilich gesperrt gewesen und stand kurz vor der Entwidmung. Doch durch das entschlossene Wirken der Kirchengemeinde konnte die Kirche gerettet werden. Im Jahr 1991 fand die Wiedereinweihung des im Jahr 1283 erstmals urkundlich erwähnten Gotteshauses statt. „Seitdem wurde die Kirche beständig weiterentwickelt“, so Ines Dobbe. Die Erneuerung des vollständigen Geläuts wird ein weiterer Schritt auf diesem Weg sein. Mathias Brodkorb, der von der Kirchengemeinde mit Chorgesang empfangen wurde, äußerte sich beeindruckt vom Engagement der Kirchengemeinde und ihrer Unterstützer für die Steinhagener Kirche. „Wenn ich hier erlebe, mit welcher Leidenschaft sie sich einsetzen, dann weiß ich, dass das Geld am richtigen Ort ist“, sagte der Minister.

Quelle: PEK (sk)