04.09.2014 · Hamburg.

Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs und der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke haben einen Stillstand in den Beziehungen beider Kirchen beklagt. Sie erwarte nicht, dass sich beide Kirchen in naher Zukunft weiter annähern werden, sagte Fehrs in einem gemeinsamen Interview im "Hamburger Abendblatt". Die Arbeit in der Ökumene sei "mühseliger" geworden, kritisierte Jaschke. Beide betonten dagegen die guten ökumenischen Beziehungen in Hamburg.

Der Wille nach einer gemeinsamen Kirche sei derzeit auf beiden Seiten nicht sichtbar, sagte Jaschke. "Die ökumenischen Höhenflüge sind zurzeit eher bescheiden." Voraussetzung für ein kirchenoffizielles gemeinsames Abendmahl sei die sichtbare Einheit beider Kirchen. Das sei ein wunder Punkt, der "schmerzhaft und beschämend" für alle sei.

Nach den Worten von Fehrs betrifft die Trennung vor allem das Abendmahl, das Kirchenverständnis und die Bedeutung des Priesteramts. Sie sehe im Moment keine Möglichkeit, wie die evangelische Kirche eine Annäherung beim Abendmahl voranbringen könnte. An der Basis dagegen sei die Gemeinschaft vielfach sehr unkompliziert.  

Wäre er evangelisch erzogen worden, hätte er sicherlich auch den Beruf des Pastors gewählt, bekannte Jaschke. Vielleicht wäre er dann auch evangelischer Bischof geworden. Würde Bischöfin Fehrs in einer Messe am Abendmahl teilnehmen wollen, würde er ihr die Hostie am Altar nicht verweigern. Er würde ihr aber anschließend sagen: "Ach, Kirsten, du bringst mich in Verlegenheit."

Seit 25 Jahren Weihbischof in Hamburg

Hans-Jochen Jaschke feierte am Mittwochabend sein 25jähriges Bischofsjubiläum in Hamburg. Jaschke sei ein liebenswerter, kluger und bisweilen streitbarer Weihbischof, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Predigt im katholischen "Kleinen Michel". Er strahle eine große Offenheit aus. "Für die Ökumene hast Du ein weites Herz." 

Jaschke wurde am 8. Januar 1989 in Osnabrück zum Bischof geweiht, weil Hamburg damals noch zum Bistum Osnabrück zählte. Erst 1995 wurde das Erzbistum Hamburg, zudem auch Mecklenburg gehört, gegründet. Jaschke ist der am längsten amtierende Bischof in der Geschichte Hamburgs.

Vor allem in Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 wolle er für eine Ökumene kämpfen, bei der die Kirchen ihre tiefe Gemeinsamkeit gestalten, sagte Jaschke. "Die Kirche ist nicht für sich selber da." Seine Devise bleibe: "Dienst an den Menschen und Freude an ihnen."

Der gebürtige Oberschlesier Jaschke wuchs im evangelisch geprägten Bückeburg (Niedersachsen) auf und war katholischer Vikar in Bremen, Studienleiter in Münster und Pfarrer in Quakenbrück (Niedersachsen). Seine Doktorarbeit schrieb er bei Prof. Joseph Ratzinger, dem ehemaligen Papst Benedikt XVI. Bundesweit ist Jaschke Experte für den Dialog mit anderen Religionen und häufiger Gast in TV-Talkshows.

Quelle: epd/kmv