Evangelium und Facebook EKD-Synode sieht Defizite bei digitaler Verkündigung
11.11.2014 · Dresden.Mit Blick auf die Glaubensvermittlung in neuen Medien haben Fachleute auf kirchliche Defizite hingewiesen. "Es bleibt kritisch festzustellen, wie wenig die bewusste Mitgestaltung der digitalen Gesellschaft in unseren Kirchen etabliert ist", sagte der Emdener Landessuperintendent Detlef Klahr am Montag in Dresden bei der Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Es gelte, sich in diese Prozesse einzubringen. Nach Einschätzung des Münsteraner Theologen Christian Grethlein ist der Protestantismus zwar theologisch, aber nicht organisationsmäßig gut gerüstet für die neue Situation.
Das EKD-Kirchenparlament befasst sich bei seiner Jahrestagung schwerpunktmäßig mit der "Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft". Dabei geht es vor allem um die Frage, wie Gemeinden und Verbände die Möglichkeiten neuer Medien wie Facebook, Twitter oder WhatsApp nutzen können. Klahr sagte, die Kommunikation des Evangeliums sei "eine unserer ureigensten Aufgaben". Die Kirche müsse "mehr Wege für religiöse Sprachfähigkeit suchen". In vielen digitalen Räumen komme sie nicht vor.
Als Vorsitzender eines Vorbereitungsausschusses stellte der Emdener Landessuperintendent Bausteine für ein Papier vor, über das die Synode beraten soll. Darin werden nach Klahrs Worten in drei Schritten die kulturellen Veränderungen umrissen, "in die hinein die Kommunikation des Evangeliums Gestalt gewinnen sollte". Die Bausteine für die sogenannte Kundgebung waren zuvor auf der Internetseite evangelisch.de zur Diskussion gestellt worden. Ergebnisse dieses Austauschs sollen in die Arbeit des Kirchenparlaments einfließen. Die Kundgebung soll am Mittwoch verabschiedet werden.
Nach Einschätzung von Grethlein verändern die neuen Medien den herkömmlichen Kirchenbegriff. Die Digitalisierung der Gesellschaft stärke die Bedeutung der einzelnen Menschen auf Kosten von Sozialformen, die heute als "Kirche" oder Gemeinde" erfasst würden. Allerdings umfasse der Begriff "Kirche" mehr als das, was man als Gemeinde, Landeskirche oder auch EKD im Blick habe, so der Wissenschaftler. Im Netz bildeten sich neue Formen der Kommunikation des Evangeliums heraus. Dabei werde der Begriff der Autorität durch Authentizität abgelöst. Entscheidend für eine breite Rezeption sei nicht lehrmäßige Kohärenz, sondern "Lebensdienlichkeit".
Die Internetbotschafterin der Bundesregierung, Gesche Joost, verwies vor dem EKD-Kirchenparlament auf die "digitale Spaltung" in der Gesellschaft. Diese betreffe nicht nur Altersgrenzen, sondern auch soziale Schranken. Die Berliner Designforscherin sprach sich dafür aus, nicht nur auf digitale Eliten zu schauen, sondern Zugänge durch Inklusion zu gestalten und junge Menschen durch neue Formate einzubeziehen.
Quelle: epd