In der Warteschleife Dresdner Prozess gegen Pfarrer König verschoben

Lothar König während einer Rede 2011

Foto: I. Jürgensmann/Wikipedia

05.11.2014 · Dresden/Jena. Bei Pfarrer Lothar König dürften die Nerven blankliegen. Die für Montag anberaumte Neuauflage des Prozesses gegen den Theologen ist geplatzt. König lebt seit fast drei Jahren mit der Anklage. Nun soll Ende November weiter verhandelt werden.

Der Prozess gegen den Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König (60) wird erneut verschoben. Wie die Sprecherin des Amtsgerichtes in Dresden, Birgit Keeve, am Dienstag bestätigte, soll erst ab dem 26. November verhandelt werden. Dem evangelischen Theologen wird schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Er bestreitet die Vorwürfe. Ein erster Prozess war im Sommer 2013 geplatzt.

Der Vorsitzende Richter am Amtsgericht Dresden habe am Dienstag die beiden ersten Termine des neu aufzurollenden Prozesses am Montag und Dienstag abgesagt, hieß es. Zuvor hatte die Verteidigung eine Verschiebung beantragt, weil ihr ein aktuelles Tonspur-Gutachten des Landeskriminalamtes Brandenburg sehr kurzfristig zur Verfügung gestellt wurde.

Sie sah keine Chance, die neuen Beweismittel innerhalb von knapp zwei Wochen auszuwerten. In dem Gutachten sollten die etwa vier Stunden prozessrelevanten Videomaterialien auf Aussagen von Lothar König überprüft werden. Nach Angaben der Soligruppe der Jungen Gemeinde Stadtmitte in Jena sei das Gutachten erst am 15. August - mehr als ein Jahr nach Abbruch des König-Prozesses - in Auftrag gegeben worden.

"Es ist für uns unbegreiflich, wie man - nachdem der erste Prozess so skandalös geplatzt ist - nun erneut so unvorbereitet an diesen Prozess gehen kann", erklärte der Sprecher der Gruppe, Oliver Preuss, in Jena. Mehrfach habe die Verteidigung auf die verfrühte Neuterminierung hingewiesen, sei aber ignoriert worden.

Bis Mitte Dezember sind nun für die zweite Verhandlungsrunde insgesamt sechs Termine geplant. Die Anklagepunkte bleiben nach Aussagen des Amtsgerichtes unverändert bestehen. Ob ein Urteil noch in diesem Jahr gefällt werden kann, ist offen. Der erste Prozess mit zum Teil widersprüchlichen Zeugenaussagen platzte, weil der Verteidigung 200 Stunden Videomaterial vorenthalten worden waren.

Die Jenaer Soligruppe nannte die erneute Verschiebung einen "Skandal". Die emotionale Belastung liege dabei bei Lothar König und seinen Unterstützern. Wieder führe "die Arbeitsunfähigkeit der Dresdner Justiz zu einer Verzögerung des Prozesses", so der Sprecher.

König soll zu Gewalt gegen die Polizei aufgewiegelt haben. Der Pfarrer hatte 2011 an einer Anti-Nazi-Demonstration teilgenommen, bei der es zu schweren Ausschreitungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war. Bereits der erste Prozess war kurz vor Beginn im Frühjahr 2013 kurzfristig verschoben worden. Die Verhandlung hatte am 4. April begonnen.

Quelle: epd