Streit um Auslandseinsätze der Bundeswehr Schorlemmer: Gauck sollte lieber schweigen
27.06.2014 · Berlin.Der Wittenberger Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer hat Bundespräsident Joachim Gauck wegen dessen Plädoyer für Auslandseinsätze der Bundeswehr zum Schweigen aufgefordert. "Der Bundespräsident sollte sich zu sicherheitspolitischen Fragen dieser Tragweite nicht äußern", sagte Schorlemmer der "Berliner Zeitung". Und wenn er dies schon tue, dann wolle er auch "mal eine Äußerung von Herrn Gauck zum Desaster im Irak hören".
Schorlemmer räumte allerdings ein, man könne dem 74-jährigen Gauck nicht den Vorwurf machen, von der protestantischen Friedensethik von vor 1989 abgerückt zu sein. "Er hat schon immer gewusst, dass die Waffen der Freiheit die besseren Waffen sind."
EKD-Ratsvorsitzender: Militäreinsätze können Gewalt stoppen
Rückenwind für seine Äußerungen zum militärischen Engagement Deutschlands im Ausland bekommt der Joachim Gauck dagegen vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD, Nikolaus Schneider. Mit Verweis auf seinen kürzlichen Besuch im Südsudan sagte Schneider am Donnerstag im RBB-Inforadio: "Wenn man die Lage in einem solchen Land erlebt, dann begreift man, dass es so etwas wie ein Wüten des Bösen und der Gewalt gibt." Es brauche dann militärische Kraft, "um für einen Raum zu sorgen, in dem sich dann anderes entwickeln kann", ergänzte der Theologe.
Der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten betonte, Militär könne keinen Frieden schaffen, aber dafür sorgen, dass die massiven gewalttätigen Auseinandersetzungen gestoppt werden. Dafür könne ein Einsatz von Militär gerechtfertigt sein. "Ich vermute, dass der Bundespräsident das so gemeint hat", sagte Schneider.
Protestschreiben wegen Rede auf Sicherheitskonferenz
Am Montag war ein Protestschreiben ostdeutscher Pfarrer an den Bundespräsidenten bekanntgeworden, in dem diese Joachim Gauck vorwerfen, sich von den Idealen der christlichen DDR-Friedensbewegung abzuwenden. Besonderen Anstoß nehmen die Unterzeichner an der Rede Gaucks auf der Münchner Sicherheitskonferenz, der sie "entschieden widersprechen".
Bei der Sicherheitskonferenz hatte Gauck im Januar eine Neuausrichtung der deutschen Außenpolitik gefordert. Deutschland müsse "bereit sein, mehr zu tun für jene Sicherheit, die ihr über Jahrzehnte von anderen gewährt wurde". Deutschland werde zwar nie rein militärische Lösungen unterstützen, sagte Gauck. "Aber wenn schließlich der äußerste Fall diskutiert wird - der Einsatz der Bundeswehr - dann gilt: Deutschland darf weder aus Prinzip 'nein' noch reflexhaft 'ja' sagen."
Quelle: epd/kmv