Kirchenglocken aus Lenin-Monument? OB Gramkow reagiert betroffen auf Angebot zu Lenin-Denkmal
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18.06.2014 · Schwerin. Die Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (Linke) hat mit Betroffenheit auf das Angebot einer Arztfamilie aus Teterow reagiert, das Schweriner Lenin-Monument für eine dreistellige Summe zu kaufen, damit seine Bronze für neue benötigte Kirchenglocken genutzt werden kann.
Das sei überhaupt kein Angebot für sie, sagte Gramkow dem epd in Schwerin. Sie sei "betroffen von dieser Art von Geschichtsauseinandersetzung". In dem in Neubrandenburg erscheinenden "Nordkurier" (Dienstagsausgabe) war über die Offerte aus Teterow berichtet worden.
Das Wichtigste beim Umgang mit der Geschichte scheine zu sein, Denkmäler zu schleifen und Straßennamen zu ändern, kritisierte Gramkow. Es müsse aber vielmehr gefragt werden, wie mit der historischen Verantwortung umzugehen sei. Zudem sei das Angebot der Teterower Familie kein demokratischer Umgang mit Entscheidungen einer anderen Stadt. Die Schweriner Stadtvertretung habe sich für den Erhalt des Lenin-Standbildes mit einer erklärenden Tafel ausgesprochen und beschlossen, dass es als Mahnung stehen bleiben soll. Das Lenin-Denkmal sei auch ein Kunstwerk, das ein Künstler gemacht hat. Ferner fügte Gramkow hinzu, sie sei privat bereit, auch für Kirchenglocken zu spenden.
Lenin-Denkmal seit Jahren in der Kritik
Das Lenin-Denkmal im Schweriner Plattenbaugebiet Großer Dreesch steht seit Jahren in der Kritik. Am Dienstag, dem 61. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR, wurde das Standbild stundenweise verhüllt. Zudem gab es eine Kundgebung. Die Aktion war von einem Verfolgten des DDR-Regimes angemeldet worden. In einer Pressemitteilung hatte er im Vorfeld gefordert, das Denkmal zu dokumentieren und dann abzureißen. Der Materialwert solle "Memorial" zur weiteren Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen oder der Stadt Schwerin für politische Bildung übergeben werden.
Unterdessen sprachen sich auch Silke Gajek und Johann-Georg Jaeger von der Grünen-Fraktion im Schweriner Landtag für die Entfernung des Standbildes aus. Sie schließe sich der Forderung der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher, an, teilte Gajek am Dienstag mit. Ein solches Denkmal sollte entfernt werden. Die Ehrung Lenins durch ein Denkmal erscheine ihr 25 Jahre nach der Friedlichen Revolution längst nicht mehr gerechtfertigt. Johann-Georg Jaeger sagte, Lenin stehe "keinesfalls für einen wie auch immer zu definierenden 'positiven' Teil der russischen Revolution". Schon zu seiner Zeit und durch ihn sei die Sowjetunion mit Terror überzogen worden. "Ein demokratischer Rechtsstaat sollte diesen Menschen nicht ehren."
Quelle: epd