Streit um Auslandseinsätze der Bundeswehr Pfarrer kritisieren Bundespräsident Gauck und sind entsetzt über Veröffentlichung von Schreiben

24.06.2014 · Berlin.

Ein am Montag öffentlich gewordenes Protestschreiben ostdeutscher Pfarrer an Bundespräsident Joachim Gauck wegen dessen Plädoyer für Auslandseinsätze der Bundeswehr sorgt für Irritation. "Wir möchten natürlich nicht, dass der Bundespräsident davon aus der Presse erfährt", sagte einer der Initiatoren, der Berliner Pfarrer Siegfried Menthel. "Dafür können wir uns beim Joachim Gauck nur entschuldigen."

Der offene Brief sollte nach Angaben Menthels ursprünglich zeitgleich mit der Übersendung an Gauck erst am kommenden Montag (30. Juni) veröffentlicht werden. Er sei deshalb entsetzt, dass die "Bild"-Zeitung bereits am Montag darüber berichtet habe, sagte Menthel. Wer das Schreiben weitergegeben habe, könne er sich nicht erklären. Trotzdem werden er und sein Berliner Amtskollege Pfarrer Klaus Galley an ihrem verabredeten Plan festhalten. Bis dahin sollen auch weitere Geistliche als Mitunterzeichner gewonnen werden.

Laut "Bild"-Zeitung werfen die emeritierten Pfarrer Gauck in dem Schreiben vor, sich von den Idealen der christlichen DDR-Friedensbewegung abzuwenden. Sie beziehen sich dabei auf das Abschlussdokument der Ökumenischen Versammlung der DDR-Kirchen von 1989. Darin heißt es: "Umkehr zum Frieden muss deshalb für uns heute die Mitwirkung an der Überwindung der Institution des Krieges einschließen. Im Verzicht auf militärische Gewalt als Mittel der Politik sehen wir einen notwendigen Schritt zur Schaffung einer europäischen und weltweiten Friedensordnung."

Besonderen Anstoß nehmen die Autoren an der Rede Gaucks auf der Münchner Sicherheitskonferenz, der sie "entschieden widersprechen". "Mit dieser Rede verabschieden Sie sich aus dem Konsens von 1989 und empfehlen der Bundesrepublik als Bundespräsident eine andere Politik als die damals von uns geforderte." Wie wenig militärische Mittel geeignet seien, bestehende Konflikte zu lösen, zeige gerade der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan: "Dessen vielen sinnlosen Opfern sind wir es schuldig, nicht die militärischen Kapazitäten unseres Landes zu verstärken, sondern den Zivilen Friedensdienst zum deutschen Exportschlager zu machen."

Bei der Sicherheitskonferenz hatte Gauck im Januar eine Neuausrichtung der deutschen Außenpolitik gefordert. Deutschland müsse "bereit sein, mehr zu tun für jene Sicherheit, die ihr über Jahrzehnte von anderen gewährt wurde". Deutschland werde zwar nie rein militärische Lösungen unterstützen, sagte Gauck. "Aber wenn schließlich der äußerste Fall diskutiert wird - der Einsatz der Bundeswehr - dann gilt: Deutschland darf weder aus Prinzip 'nein' noch reflexhaft 'ja' sagen."

Quelle: epd