Bertelsmann-Studie Mecklenburg-Vorpommern fehlen 6.700 Erzieherinnen in Kitas
26.07.2014 · Gütersloh/Schwerin.In Mecklenburg-Vorpommern werden in Kindertageseinrichtungen zusätzlich rund 6.700 Erzieher und Erzieherinnen benötigt. Das geht aus einer Erhebung der Bertelsmann-Stiftung hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Im Nordosten sei eine Erzieherin demnach für fast doppelt so viele Kinder zuständig wie in Bremen oder Baden-Württemberg. Für eine kindgerechte Betreuung müsste das Land die Personalkosten auf 581 Millionen Euro mehr als verdoppeln, hat die Bertelsmann-Stiftung berechnet. Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) verwies dagegen auf die gute Qualifikation der Erzieherinnen und lange Betreuungszeiten im Land.
Bundesweit werden laut Studie zusätzlich rund 120.000 Erzieher in den Kitas benötigt. Da Erzieher fehlen, wichen die Personalschlüssel für Kitas in Deutschland teilweise erheblich von einem kindgerechten und pädagogisch sinnvollen Betreuungsverhältnis ab, hieß es. Damit zusätzliche Erzieher eingestellt werden können, rechnet die Stiftung bundesweit mit Mehrkosten von rund fünf Milliarden Euro pro Jahr.
Der Analyse nach gibt es von Bundesland zu Bundesland erheblich Unterschiede: In Bremen und Baden-Württemberg ist eine Erzieherin in den Krippen durchschnittlich für drei Kinder zuständig, in Mecklenburg-Vorpommern hingegen für mehr als sechs Kinder. Auffällig ist ein Ost-West-Gefälle: Während in den ostdeutschen Krippen sich eine Erzieherin um durchschnittlich 6,3 Kinder kümmern muss, kommen im Westen 3,8 Kinder auf eine Erzieherin.
Besonders ungünstig sind die Betreuungsverhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern für Kinder ab drei Jahre. In dieser Altersgruppe ist eine Erzieherin durchschnittlich für 14,9 Kinder zuständig, das sind fünf Kinder mehr als im Bundesdurchschnitt. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, sprach sich daher für eine Qualitätsoffensive aus, die bundesweit gelten soll. "Wir brauchen dringend einheitliche Qualitätsstandards, die in einem Bundes-Kita-Gesetz geregelt sind."
Die Stiftung empfiehlt, dass bei den unter Dreijährigen ein Erzieher für höchstens drei Kinder verantwortlich ist. In der Altersgruppe ab drei Jahren sollte der Personalschlüssel nicht schlechter als 1 zu 7,5 sein. Dräger zufolge ist vor allem ein "stärkeres finanzielles Engagement des Bundes in der frühkindlichen Bildung" gefragt. "Politik und Praxis sollten sich auf bundesweite kindgerechte Standards einigen, damit alle Kita-Kinder in Deutschland gute Bildungschancen haben."
Sozialministerin Hesse erklärte, ohne bundeseinheitliche Standards sei es "unmöglich", die Systeme miteinander zu vergleichen. Rund 9.600 Erzieherinnen und Erzieher seien in 1.100 Einrichtungen tätig, außerdem gebe es 1.600 Tagesmütter und - väter. 94 Prozent davon seien pädagogische Fachkräfte. Hesse: "Dies ist eine Quote, die in anderen Bundesländern bei weitem nicht erfüllt wird." Im Schnitt besuchten die Kinder pro Woche 43,5 Stunden eine Kita oder Tagespflege. Über 70 Prozent seien Ganztagskinder und würden bis zu zehn Stunden am Tag betreut. "So lange sind in anderen Bundesländern die Kitas nicht einmal geöffnet."
Quelle: epd