Nahostkonflikt Israelischer Botschafter entsetzt über antisemitische Parolen
22.07.2014 · Berlin.Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, ist entsetzt über antisemitische Parolen auf Kundgebungen in Deutschland gegen den Gaza-Konflikt. Die Meinungsfreiheit werde von Islamisten, Rechts- und Linksextremisten dazu missbraucht, eine Kultur des Hasses und der Gewalt in die öffentliche deutsche Debatte zu importieren, warnt der Botschafter in einem Beitrag für die Berliner Zeitung (Dienstagsausgabe). In den Straßen Berlins seien Juden verfolgt worden wie im Jahr 1938. Wenn es so weiter gehe fürchte er, dass unschuldiges Blut vergossen werde. "Jetzt ist es Zeit zu handeln", forderte Hadas-Handelsman.
Der Chef der Linkspartei in Berlin, Klaus Lederer, hat unterdessen seine Genossen ermahnt, im Nahostkonflikt mehr Zurückhaltung walten zu lassen. In der Online-Ausgabe des "Tagesspiegel" kritisiert er die Landespartei in Nordrhein-Westfalen wegen ihres Aufrufs zu einer Pro-Gaza-Demonstration, nach der es am Freitag in Essen zu Übergriffen auf pro-israelische Demonstranten gekommen war.
Der Aufruf habe "Menschen und Gruppen mit Israelhass und antisemitischen Haltungen" mobilisiert, sagte Lederer. "Wenn im Anschluss von Teilen einer solchen Demonstration Hass und Gewalt gegen Menschen ausgeht, die gegen Antisemitismus protestieren, dann ist das für mich unerträglich."
Für die Linke müsse aus historischer Sicht zum Selbstverständnis gehören, dass Antisemitismus und auch Antizionismus "absolut inakzeptabel" seien, sagte Lederer. "Durch Auschwitz wurde Israel zur Notwendigkeit."
Die Linke kritisiere "selbstverständlich" die israelische Regierungspolitik, so Lederer weiter. "Entscheidend ist, eine solche Kritik in Inhalt und Form so zu artikulieren, dass antisemitische Denkmuster keinen Anschluss finden. So etwas wie in Essen darf sich nicht wiederholen."
Seit Beginn des Gaza-Konflikts wurde bundesweit auf pro-palästinensischen Demonstrationen wiederholt zu Gewalt gegen Juden und Israelis aufgerufen. Auch in Berlin wurden am Samstag in der Straße Unter den Linden ein Kippa-tragender Israeli und seine Frau aus einer pro-palästinensischen Demonstration heraus von arabischstämmigen Männern attackiert.
Der Berliner Staatsschutz ermittelt zudem wegen Volksverhetzung gegen einen muslimischen Prediger aus der Al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln, der in einem Video zum Mord an den Juden aufruft. Die Moschee ist ein stadtbekannter Salafistentreff. Am kommenden Freitag wollen Israel-Hasser und Islamisten zum "Al-Quds-Tag" (Jerusalem-Tag) wie jedes Jahr mit einem antiisraelischen Aufmarsch durch die Bundeshauptstadt ziehen.
Quelle: epd