Soziologe Gert Pickel: Religion verliert weiter an Bedeutung
17.01.2014 · München/Leipzig.Religion wird in der Gesellschaft nach Aussage des Leipziger Religionssoziologen Gert Pickel immer mehr an Bedeutung verlieren. "Eine Rück- oder Wiederkehr des Religiösen lässt sich mit Blick auf empirisches Material nicht finden", sagte der gebürtige Kronacher am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung der Eugen-Biser-Stiftung in München. Für nur noch 31 Prozent der unter 35-Jährigen in Westdeutschland spiele Religion eine wichtige Rolle im Leben, in Ostdeutschland seien es nur 20 Prozent.
Hinzu komme, dass sich immer mehr Menschen "neuen Offenheiten" und "Bastelreligiositäten" zuwenden, sagte Pickel, der eine Professur an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig innehat. Individualisierte Formen der Religiosität seien aber häufig temporär und wenig verankert. "Nicht jede Suche nach Lebenshilfe und Orientierung kann als religiös interpretiert werden."
Während die Zahl der Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche zurückgehe, seien die Anhänger von "bis vor wenigen Jahren kaum sichtbaren" Religionen angewachsen, sagte der Religionssoziologe. Inzwischen machten die Muslime einen Anteil von fünf bis acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus.
Zugleich sieht Pickel eine Entspannung im Verhältnis zwischen Konfessionslosen, Atheisten und Religiösen. In Westdeutschland fühlten sich nur noch 35 Prozent durch den Atheismus bedroht, in Ostdeutschland 15 Prozent. Zudem würden Konfessionslosigkeit und Nichtreligiosität nicht mehr kritisch beäugt. Dies bedeute zwar mehr Offenheit, könne aber auch als Bedeutungsverlust der Religionen angesehen werden, sagte Pickel.
Quelle: epd