Rund 8.000 Führungskräfte aus Kirchengemeinden suchen neue Impulse "WillowCreek"-Kongress: Mehr Mut zu Gemeindearbeit vor Ort

Prof. Michael Herbst nannte konkrete Beispiele, wie eine Ortsgemeinde gestärkt werden könnte.

© R. Neumann

07.02.2014 · Leipzig. Die christliche Organisation "WillowCreek" spricht mit einem Leitungskongress gezielt führende Mitarbeiter von Kirchengemeinden an. Das Ziel ist, durch neue Ideen wieder mehr Gläubige vor Ort zu erreichen.

Mit der Zukunft der Gemeinde vor Ort beschäftigen sich seit Donnerstag rund 8.000 Besucher des Leitungskongresses der christlichen Organisation "WillowCreek" in Leipzig. Unter dem Motto "Zwischenland" seien haupt- und ehrenamtliche Führungskräfte aus Kirchengemeinden in ganz Deutschland eingeladen, erklärte der Vorstand von "WillowCreek" Deutschland, Ulrich Eggers, in Leipzig. 43 Prozent der Besucher gehörten evangelischen Landeskirchen an, der überwiegende Rest verteile sich auf unterschiedliche Freikirchen. Zwei Prozent der Gäste seien der katholischen Kirche zugehörig.

Bis Samstag sind Referenten aus Deutschland, den USA, Großbritannien und Indien geladen. Im Mittelpunkt steht dabei die Stärkung von praktischer Arbeit und zugleich geistlicher Hilfe in den Gemeinden vor Ort. Unter den Referenten ist auch der Hauptpastor der "WillowCreek Community Church" in Chicago, Bill Hybles. Dessen Gemeinde zählt wegen ihrer Größe als "Megachurch" - an den Wochenenden besuchen den Angaben zufolge mehr als 25.000 Menschen den Gottesdienst.

"WillowCreek" Deutschland versteht sich nach eigenen Angaben jedoch nicht als Organisation, deren Ziel es ist, Gemeinden wie jene in den USA zu gründen. Vielmehr will die Organisation Expertise vermitteln und Impulse für nötige Innovation geben. Dazu veranstaltet "WillowCreek" schon seit mehreren Jahren regelmäßig Kongresse für das leitende Personal in deutschen Kirchengemeinden.

Greifswalder Professor Herbst: Gemeinden müssen "etwas riskieren"

Referent Michael Herbst, Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald, warf in seinem Vortrag am Donnerstag auch einen Blick auf die besondere Situation ostdeutscher Kirchengemeinden. Zum Beispiel in Leipzig könne "man studieren, wie eine Kirche, die einmal Kirche des ganzen Volkes war, allmählich von der Mitte an den Rand rückt", sagte Herbst. "Die atheistische Propaganda in den Schulen der DDR gehört zu den letzten Siegen des Sozialismus", fügte er hinzu.

Auch deshalb dürften sich die Gemeinden nicht nur auf das beziehen, was sie einmal waren, sondern müssten "etwas riskieren" und den Mut zu haben, "von Jesus zu erzählen und nicht immer nur sagen, dass es wichtig ist, von Jesus zu erzählen". Er nannte konkrete Beispiele, wie eine Ortsgemeinde gestärkt werden könnte: Durch Gesprächskreise, die auch für Nichtchristen offen stünden oder durch die Öffnung der sozialen Kirchenarbeit in die Städte und Dörfer hinein.

Bei all diesem Engagement müssten sich die Menschen aber immer fragen, ob ihre Arbeit auch wirklich bei den Leuten ankomme, "ob es wirkt, ob es hilft", sagte Vorstand Eggers. Zur Not müssten die Mitarbeiter auch den Mut haben und Projekte wieder aufgeben. Kirche dürfe sich nicht als solche verstehen, die "einfach schon immer da war", betonte Eggers und räumte ein, eine Gestaltung der Gemeindearbeit nach dem Vorbild von "WillowCreek" könne mitunter "verflixt anstrengend" sein.

Quelle: epd