Asylpolitik Flüchtlingsrat MV fordert mehr Engagement für Integration

06.08.2014 · Schwerin.

Mecklenburg-Vorpommern muss nach Ansicht des Landesflüchtlingsrates mehr tun für die Integration von Flüchtlingen. Da etwa 90 Prozent der Flüchtlinge in Deutschland blieben, sei eine Integration vom ersten Tag an sinnvoll, sagte die Vorsitzende des Flüchtlingsrates MV, Ulrike Seemann-Katz.

Benötigt werde ein landesweiter Dolmetscherpool in Form einer Datenbank. Das koste bis zu 30.000 Euro. Engpässe gebe es bei Dolmetschern für Tigrinya, einer der Hauptsprachen Eritreas. Außerdem müssten auch Asylbewerber und Geduldete kostenlos an Deutschkursen teilnehmen können. Sprachkurse für alle Migranten würden eine sechsstellige Summe kosten.

Flüchtlingskinder müssten persönlich begutachtet werden, um eine geeignete Schule für sie zu finden, sagte sie weiter. In jüngster Zeit gebe es leider gehäuft Fälle, dass Flüchtlingskinder nicht beschult werden. Oft würden sie abgewiesen, weil sie zu alt seien für die Klassenstufe, in die sie eingeschult werden müssten. Die Berufsschulpflicht werde für neu angekommene Flüchtlinge im Nordosten gar nicht durchgesetzt. Die Hürden für den Besuch des Abendgymnasiums seien zu hoch. Außerdem habe das Land keinen Integrationsbeauftragten und kein Integrationsministerium, kritisierte Seemann-Katz. Benötigt würden auch Landesmittel für Beratungsstellen, um insbesondere die dezentral in Wohnungen in den ländlichen Gebieten untergebrachten Flüchtlinge beraten zu können.

Rubén Cárdenas, Geschäftsführer des Netzwerkes der Migrantenorganisationen in Mecklenburg-Vorpommern (Migranet), forderte eine Willkommenskultur für alle Migranten und "nicht nur für die, die Deutschland braucht". Zudem müssten alle Migranten an Kommunalwahlen teilnehmen dürfen. Ein weiteres Problem sei die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Viele Lehrer aus der ehemaligen Sowjetunion seien nur für ein Unterrichtsfach ausgebildet, müssten in Deutschland aber die Qualifizierung für zwei Fächer nachweisen. Diese Anerkennungspraxis müsse überprüft werden.

Laut Schweriner Innenministerium wurden im Nordosten im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits 1.449 Erstanträge auf Asyl gestellt. Im Vergleichszeitraum 2013 waren es 880 Asylanträge. In den ersten sechs Monaten 2012 stellten 430 Flüchtlinge erstmals einen Asylantrg in Mecklenburg-Vorpommern.

Quelle: epd