"Kirchen müssen sich klarer positionieren" Ex-Ratsvorsitzender Kock wünscht sich politische Kirche

24.04.2014 · Düsseldorf.

Angesichts einer zunehmend kirchenfernen Gesellschaft hat der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, eine deutlichere Positionierung der Kirchen zu politischen Fragen gefordert. Der Bedeutungswandel der Kirche sei keine Katastrophe, sondern die Chance für einen offensiven Neubeginn, sagte der ehemalige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Mittwoch in Düsseldorf. "Der Protestantismus muss klarer und schärfer werden, wenn er von Kirchenfremden wahrgenommen werden will."

Das habe auch die jüngste Mitgliederbefragung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ergeben, sagte Kock bei einer Tagung der rheinischen Landeskirche zum Thema "Reformation und Politik - Bruchstellen deutscher Geschichte im Blick des Protestantismus". Der Umfrage zufolge ist der Anteil der Kirchenmitglieder, die sich der Kirche kaum oder überhaupt nicht verbunden fühlen, auf 32 Prozent gewachsen. Gleichzeitung stieg der Anteil der sehr verbundenen evangelischen Christen auf 15 Prozent.

"Heute kann die evangelische Kirche in der Gesellschaft vor allem wirksam sein, wenn sie sich gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche äußert", sagte Kock. Dabei müssten aber auch Kompromisse eingegangen werden.

Die Bibel bilde den Rahmen für die Positionen der Kirchen, betonte der Altpräses. Allerdings sei es in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen nicht hilfreich, sich ausschließlich auf Bibelzitate zu beziehen. Das gelte etwa für die Fragen, die neue medizinische Möglichkeiten im Hinblick auf Beginn und Ende des Lebens aufwerfen würden, sagte er. Kock forderte die Kirchen auf, Christen zu politischem Engagement zu ermutigen. "Nicht nur dulden und leiden, sondern aktives Handeln ist das, was Christen heute ausmacht."

Auch der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, betonte, mit dem Protestantismus gehe traditionell eine "leidenschaftliche Teilnahme" an der Gesellschaft einher. Dabei dürften auch Konflikte innerhalb der Kirche nicht gescheut werden. "Wir werden nicht umhinkommen, über die gegenwärtige politische Gestaltung zu streiten", sagte Schneider, der bis 2013 auch Präses der rheinischen Landeskirche war. Dabei müsse der christliche Blick auf die Welt immer auch das Reich Gottes vor Augen haben.

Auf dem bis Freitag dauernden Kongress im FFFZ-Tagungshaus der rheinischen Kirche in Düsseldorf sprechen Theologen und Historiker über die Entwicklung des Protestantismus im Laufe der deutschen Geschichte. Eingeladen haben die Evangelische Kirche im Rheinland und der Landschaftsverband Rheinland (LVR).

Quelle: epd