Nordkirche Die einstige Frauenkirche im Norden wird wieder zur Männerkirche

Von Thomas Morell

Nur eine Frau: Der Bischofsrat der Nordkirche (v.l.n.r.): Gerhard Ulrich, Andreas von Maltzahn, Kirsten Fehrs, Hans-Jürgen Abromeit und Gothart Magaard

© kirche-mv.de/D. Vogel

28.12.2013 · Hamburg. Vor rund zwölf Jahren wurde der ehemalige Schleswiger Bischof Hans Christian Knuth gern als "Quotenmann" geneckt, denn in den ersten Jahren nach 2000 waren nahezu alle leitenden Positionen der Nordelbischen Kirche von Frauen besetzt. Inzwischen ist aus der Nordelbischen Kirche die Nordkirche - und aus der einstigen Frauenkirche wieder eine Männerbastion geworden.

Weltweit schrieb die Nordelbische Kirche 1992 Geschichte, als mit Maria Jepsen in Hamburg die erste lutherische Bischöfin gewählt wurde. Viele Jahre lang waren in Nordelbien zwei der drei Bischofssitze von Frauen besetzt. 2001 trat Bärbel Wartenberg-Potter ihr Bischofsamt in Lübeck an. Die Nordkirche, die sich Pfingsten 2012 aus den Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern gründete, hat heute insgesamt fünf Bischofspersonen - aber mit der Hamburgerin Kirsten Fehrs nur eine einzige Frau.

Lange Zeit war die Kirche im Norden besonders frauenfreundlich: Bereits 1958 war in Lübeck mit Elisabeth Haseloff die erste lutherische Pastorin im Amt. 1990 kandidierte mit Rut Rohrandt in Schleswig erstmals eine Frau für ein Bischofsamt. Sie unterlag aber dem späteren "Quotenmann" Knuth. Als bundesweit erste Landeskirche formulierte 1993 die Nordelbische Kirche ihre Verfassung in frauengerechter Sprache.

Auch die Diakonie war seit dem Jahrtausendwechsel fest in Frauenhand. Doch Anfang des Jahres 2014 tritt mit Dirk Ahrens in Hamburg ein Mann die Nachfolge von Landespastorin Annegrethe Stoltenberg an. Auch in Rendsburg steht ein Wechsel an: Auf Landespastorin Petra Thobaben folgt im Sommer 2014 mit Heiko Naß ebenfalls ein Mann.

Ähnlich sieht es in der Verwaltung aus: Das Kirchenamt in Kiel wurde zehn Jahre lang von Frauke Hansen-Dix geführt. Im Sommer 2012 übernahm Peter Unruh das Amt an der Verwaltungsspitze. Die nordelbische Synode (Kirchenparlament) wurde zwölf Jahre lang von Elisabeth Lingner geleitet. 2003 wurde sie von Hans-Peter Strenge abgelöst. Dessen Nachfolger in der Nordkirche wurde 2012 Andreas Tietze.

Dabei hatte sich Bischof Knuth 2002 sehr positiv über seine Mitstreiterinnen geäußert. Frauen in Spitzenpositionen hätten die Nordelbische Kirche positiv verändert, sagte er in einem Interview. Schließlich hätten Frauen maßgeblichen Anteil daran, dass Nordelbien eine so kreative und lebensnahe Kirche geworden sei. Die Kirche im Norden sei bereits in der "post-feministischen Ära angekommen".

All die Gender-Debatten und das einflussreiche Frauenwerk haben die Rückkehr der Männerdominanz nicht verhindern können. In der Landessynode sei nur ein Drittel der Mitglieder Frauen, beklagte die Gleichstellungsbeauftragte der Nordkirche, Stephanie Meins, bei der ersten Sitzung der Nordkirche-Synode. Ähnlich sieht es bei der 20-köpfigen Kirchenleitung aus. Ohne Quote, so Meins, werde sich hier auf absehbare Zeit nicht viel ändern.

Thema könnte die Frauenfrage bei der nächsten Wahl für ein Spitzenamt der Nordkirche werden. In 2014 wird die Synode aller Voraussicht nach über die Besetzung des Schleswiger Bischofssitzes entscheiden. Derzeit hat das Amt Bischofsvertreter Gothart Magaard inne.

Quelle: epd