23.07.2025 | Nachruf Katechetin i. R. Dorothea Erdmann
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme.
Ps.130,1.2
…. und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen….
Off. 21,4
Am Donnerstag, dem 17. Juli 2025 verstarb im Alter von 80 Jahren unsere Schwester, die Katechetin i.R. Dorothea Erdmann, geb. Jäckle.
Dorothea Erdmann wurde am 21. September 1944 in Leisnig, Sachsen geboren. Sie wuchs in Hartha bei Waldheim auf und legte dort auch ihr Abitur ab. Schon zu Schulzeiten kam sie über die Christenlehre, das Kurrendesingen, sowie über Klavier- und Orgelunterricht in Kontakt zur Kirchengemeinde und zum Glauben. Nach dem Abitur nahm sie an der Bibliothekars- Fachschule an der Deutschen Bücherei in Leipzig eine 3-jährige Ausbildung zur Bibliothekarin auf und arbeitete dann in Fachbibliotheken in Böhlen, Leuna und Leipzig. Der Liebe zur Literatur und zur wissenschaftlichen Arbeit blieb sie ihr Leben lang treu.
Als regelmäßige Besucherin der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) in Leipzig lernte sie Silvester 1965 den Theologiestudenten Eberhard Erdmann kennen. Beide verband die Liebe zur Musik, zur Literatur, zum Theater und die geistliche Heimat in der ESG. Am 14. April 1968 verlobten sich beide, im Sommer des Folgejahres, am 25. Juli 1969, heirateten sie in Calvörde bei Haldensleben. Für ihren Mann Eberhard begann dann das Vikariat in der Mecklenburgischen Landeskirche. Dorothea blieb vorerst in Leipzig. Dort wurde im Frühjahr 1970 als erstes Kind die Tochter Constance geboren. Wenige Monate später bekam ihr Mann seine erste Pfarrstelle in Pritzier bei Hagenow zugewiesen. Nun konnte die junge Familie zusammenziehen.
Für Dorothea Erdmann war es selbstverständlich, ihrem Mann auf seinem Berufsweg zu folgen. Zugleich ging damit ihre Zeit als Bibliothekarin zu Ende. Sie wurde als Pfarrfrau Ansprechpartnerin für die Gemeinde und übernahm Orgeldienste. Zusätzlich nahm sie eine Fernausbildung am Katechetischen Seminar in Schwerin auf, schloss diese Ausbildung als B-Katechetin ab und arbeitete dann als Katechetin in Pritzier. Die Tätigkeit in der Kirchengemeinde und das Familienleben haben die folgenden Jahre geprägt. Die Familie wurde größer, 1972 wurde der Sohn Clemens, 1974 die Tochter Claudia und 1977, als viertes Kind, der Sohn Christoph geboren. Dorothea Erdmann war als Ehefrau und Mutter bis zuletzt der Herzensmensch ihrer Familie.
1979 wechselte Eberhard Erdmann auf die Pfarrstelle in Reinshagen bei Güstrow. Da die Katechetinnenstelle dort besetzt war, wurde Dorothea Erdmann Teilzeitsekretärin der Kreiskatechetin in Güstrow. Die Gottesdienste in Reinshagen begleitete sie weiterhin gerne an der Orgel. Orgeldienste übernahm sie ab 1988 auch in Fürstenberg, wo ihr Mann seine 3. Pfarrstelle antrat. 1996 folgte sie ihm nach Waren in die Kirchengemeinde St. Georgen.
Die Jahre 1996 und 1998 waren tiefe Einschnitte im Leben der Familie Erdmann. Beide Töchter starben. Die folgenden Jahre waren intensiv durch die schwere Auseinandersetzung mit Trauer und Schmerz geprägt. Dorothea Erdmann nahm professionelle Hilfe in Anspruch. In diesem Zusammenhang reifte die Entscheidung heran, in Berlin eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin zu absolvieren. Ein Einstieg als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Telefonseelsorge blieb ihr jedoch - trotz oder wegen ihrer persönlichen Erfahrung und Ausbildung - verwehrt.
Am 1. Juli 2004 trat Dorothea Erdmann in den vorzeitigen Ruhestand ein. Diesen erlebte sie mit ihrem Ehemann in Neustrelitz. Es folgten mehrere relativ unbeschwerte Jahre mit Reisen, Theater- und Konzertbesuchen und der Pflege der Kontakte zu den Söhnen und alten und neuen Freunden. Die Goldene Hochzeit am 25. Juli 2019 hat sie dankbar mit ihrem Mann Eberhard als Höhepunkt eines langen gemeinsamen Lebenswegs und Geschenk feiern dürfen. Doch warf das Schicksal schon in diesen Jahren Schatten auf ihr Leben. Insbesondere in den letzten 10 Jahren traten immer wieder schwere Erkrankungen auf. Häufige Krankenhausaufenthalte wurden notwendig, die gesundheitlichen Einschränkungen nahmen zu. Seit Anfang dieses Jahres konnte Dorothea Erdmann die Wohnung nicht mehr verlassen. Nach einem weiteren Krankenhausaufenthalt war sie an den Rollstuhl gebunden und zog im Mai in eine Pflegeeinrichtung in Neustrelitz. Ihr Mann und ihre Familie waren ihr auch dort stets nah und haben sie bis zuletzt liebevoll begleitet. Die letzten Wochen des Abschieds waren von Lachen und Weinen geprägt. Dankbar hat sie die Zuwendung und Pflege des Personals wahrgenommen. Kraft fand sie im Lesen der vertrauten Bibeltexte, in Gesang und Gebet und in der Feier des Abendmahls.
Nach einem weiteren Krankenhausaufenthalt hat sie nun, nach langer Leidenszeit, in den frühen Morgenstunden des 17. Juli, im Beisein ihres Mannes und ihrer Söhne ihre Augen für immer geschlossen.
Allen Schicksalsschlägen zum Trotz blieb Dorothea Erdmann – auch getragen von ihrem Glauben – den Menschen zugewandt und ein fröhlicher Mensch, der sein Schicksal mit Grandezza getragen hat. Dankbar schauen wir auf ihr Leben zurück und befehlen sie der Gnade Gottes an. Herr, wir bitten Dich, lass sie schauen, was sie im Leben geglaubt hat. Sie ruhe in Frieden und das ewige Licht leuchte ihr. Für alle, die um sie trauern, bitten wir dich um deine Kraft und dein gutes Geleit.
Trauerfeier und Beisetzung finden am 25. Juli in Waren im kleinen Familienkreis statt. Auf Wunsch der Verstorbenen bittet die Familie anstelle von Blumen oder anderen Zuwendungen um eine Spende. Wer seine Verbundenheit auf diesem Wege ausdrücken möchte kann das per Überweisung auf die untenstehende Kontonummer tun. Die Spenden werden weitergeleitet.
Bestattungsinstitut Wolgast Waren IBAN: DE15 1508 0000 4240 5003 00
Verwendungszweck: Spende/Dorothea 1 – Christoffel-Blindenmission oder Verwendungszweck: Spende/Dorothea 2 - Ärzte ohne Grenzen
Britta Carstensen, Pröpstin