Kirchen geben Identität und BeheimatungGottesdienst in St. Marien eröffnete 27. Evangelischer Kirchbautag in Rostock

23.06.2011 | Rostock (cme). Ein halbstündiges Sondergeläut rief heute (23. Juni 2011) Nachmittag zum

Gottesdienst in die St. Marien-Kirche zu Rostock – und begrüßte zugleich die 450 Gäste des 27. Evangelischen Kirchbautages in der Hansestadt. Bis zum Sonnabend informieren und tauschen sich Architekten, Stadtplaner, Theologen und Künstler zum Thema „Kirchenraum – Freiheitsraum – Hoffnungsraum“ aus.

In seiner Predigt zum Thema des Treffens sagte Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn, dass die Gesellschaft gut daran tut, „ihre Kirchen zu erhalten. Denn wo Kirchen verfallen, erodieren auch Dörfer. Mit Dörfern ginge auch regionale Identität verloren.“ Die mecklenburgische Landeskirche habe sich daher entschieden, „so weit wie möglich in der Fläche präsent zu bleiben“. Wenn Kirche dabei zudem gewillt sei, ganz für andere, für Menschen ohne religiöse Sozialisation, da zu sein, entdecke sie wichtige Dimensionen des Evangeliums neu. Kirchen geben zugleich Raum für Gottes Solidarisierung mit den Schwachen und Außenseitern. Als ein Beispiel nannte Dr. von Maltzahn, das manche Kirchgemeinden bewusst in ihren Kirchen einen „Mittagstisch für Leib und Seele“ eingerichtet haben.

 

Darüber hinaus erinnerte der Landesbischof daran, dass Kirchen selbst dann noch, wenn sie baulich gefährdet sind, „als Freiheits- und Hoffnungsräume wahrgenommen werden“. Konkretes Beispiel seien die Fördervereine, die dafür sorgen, dass die Kirche im Dorf bleibt. Dabei übernehmen auch Menschen ohne konfessionelle Bindung Verantwortung. „Offensichtlich spüren sie, dass mit der Kirche die innere Mitte des Ortes verloren ginge“, so der Bischof. Insofern seien Kirchen für die Beheimatung von Menschen wichtig. Dabei stünden diese nicht nur für das Bleibende in allem Wandel: „Sie vermögen Heimat zu geben, gerade weil sie uns mit auf den Weg nehmen“, sagte der mecklenburgische Landesbischof und ergänzte: „Weil sie Mut dazu machen, wie Generationen vor uns die Herausforderungen des Lebens anzunehmen. Weil diese Räume trösten, weil man in ihnen aufatmen kann“.

 

Einen persönlichen Eindruck davon können die Tagungsteilnehmer gewinnen, wenn sie sich am morgigen Freitag zu Exkursionen in elf Regionen zwischen Rostock, Rerik, Schwerin, Bützow und Ribnitz aufmachen und dabei knapp 40 Kirchen, deren Kirchgemeinden und Fördervereine besuchen.

 

Hintergrund:

Vom 23. bis 25. Juni 2011 findet in der Hansestadt Rostock der 27. Evangelische Kirchbautag statt. Die mehr als 450 Teilnehmer – vorwiegend Architekten, Künstler, Denkmalpfleger, Kirchbaufachleute der Landeskirchen, Theologen – lassen ihn zu einem Ereignis von bundesweiter Bedeutung werden. Veranstalter ist das Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart (EKD) mit Sitz in Marburg (Lahn). Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs fungiert für den Kirchbautag als Gastgeber.

 

Der Kirchbautag findet alle drei Jahre statt. Nach Magdeburg und Leipzig ist Rostock der dritte Tagungsort in den neuen Ländern. Der letzte Kirchbautag kam 2008 in Dortmund zusammen.

Der Kirchbautag 2011 steht unter dem Motto „Kirchenraum - Freiraum - Hoffnungsraum. Orientierung im demographischen Wandel“ und widmet sich den Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung nicht nur auf das Land sondern auch auf die Kirche. Die Teilnehmer werden sich vor allem mit der Frage beschäftigen, wie die wertvolle Bausubstanz der zahlreichen Stadt- und Landkirchen Mecklenburgs angesichts des demographischen Wandels erhalten und mit neuen Nutzungen belebt werden kann – ein Problem, vor dem nicht nur Mecklenburg steht.

 

Mehr Informationen unter www.kirchbautag.de und www.kirche-mv.de