Schwerin feiert die Weihe des Doms vor 850 Jahren und 150 Jahre Ladegastorgel Jubiläum im Doppelpack

Von Tilman Baier

17.01.2021 · Schwerin. Der Schweriner Dom gehört zu den ältesten und größten Bauten der Backsteingotik und hat den höchsten Kirchturm Ostdeutschland. Die Geschichte des Domes reicht bis 1171 zurück – Grund zum Feiern.

Mit einem Glas Wein für jeden Gottesdienstbesucher ist am Epiphaniasfest, 6. Januar, das Jubiläumsjahr „850 Jahre Dom zu Schwerin“ eröffnet worden. Domprediger Volker Mischok erinnerte an die gewaltige Zeitspanne, die die Mauern dieses mächtigen Sakralbaus bis zu uns heute überdauert haben – Sinnbild auch für das über Jahrhunderte gelebte Christentum in dieser Stadt.

Es war der 9. September 1171. In Schwerin hatte sich auf Einladung Herzog Heinrich des Löwen, zweitmächtigster Mann des Reiches, eine illustre Gesellschaft eingefunden. Geweiht wurde der bereits fertiggestellte Altarbereich des in Bau befindlichen Doms, den Heinrich wie die Dome in Lübeck, Ratzeburg und Braunschweig gestiftet hatte. Er sollte geistlicher Mittelpunkt für das davor durch den großen Wendenaufstand 100 Jahre verwaiste Bistum Mecklenburg werden.

Eine Vorstellung davon, wie diese erste, im Stil der Romanik gebaute Bischofskirche ausgesehen hat, von der heute nur einzelne Elemente wie die Paradiespforte erhalten sind, lässt sich in Ratzeburg gewinnen. Doch schon 100 Jahre später war dieser etwa 60 Meter lange Bau zu klein geworden. Denn der Dom zu Schwerin war zu einer der wichtigsten Pilgerstätten im Norden des Reiches geworden: Hierher zogen Pilgermassen, um die Reliquie eines Blutstropfens Christi, eingeschlossen in einen Halbedelstein, zu verehren. 1270 wurde mit dem Bau des neuen, nun gotischen Domes begonnen. Fast 150 Jahre dauerte es, bis der nun 105 Meter lange und im Inneren 26,5 Meter hohe Baukörper fertiggestellt werden konnte. Erhalten blieb der romanische Turm, bis 1889 begonnen wurde, den heutigen, mit 117,5 Meter höchsten Kirchturm Ostdeutschlands zu errichten.

"Es sind ja zwei Jubiläen“

Auch wenn die Pandemie manches unabwägbar macht, soll nun gefeiert werden. „Es sind ja zwei Jubiläen“, so Mischok, „denn wir feiern auch 150 Jahre Ladegastorgel.“ Dies spiegelt auch das Jahresprogramm wider, das unter der Überschrift „Begegnung“ steht. „Allein schon die Vorbereitung, das Aufeinanderzugehen hat viel Freude gemacht“, betonte der Domprediger.

Wie Mischok ankündigte, wird sich durch das Festjahr eine Predigtreihe hindurchziehen, die sich mit den liturgischen Ausstattungsstücken des Domes beschäftigt. Ihre Sicht auf die Kirche heute, „durchaus auch kritisch“, werden die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoffim Mai, im Juni der Kulturbeauftragten der EKD, Johann Hinrich Claussen, und im August der Autor und Herausgeber Sebastian Kleinschmidt beschreiben. Geplant ist eine Ausstellung des Staatlichen Museums und eine Werkstatt zum Thema „Herz“ mit jungen Künstlern. Das Tanztheater Lysistrate wird ebenso zu Gast sein wie das Filmkunstfest. Der Förderkreis hat sich eine Videoinstallation zur Baugeschichte des Domes vorgenommen, und bereits im März soll es eine Kirchengeschichtstagung geben.

Von den vielfältigen kirchenmusikalischen Veranstaltungen seien hier nur die Nacht der Chöre im Juli und als Höhepunkt die große Orgelnacht zur Orgelweihe vor 150 Jahren am 3. September mit ehemaligen Schülern der Domkantoren genannt. Am 12. September, dem Sonntag nach dem Tag der Domweihe vor 850 Jahren, ist ein großer Festgottesdienst mit der Landesbischöfin geplant, zugleich der diesjährige Stadtkirchentag.

Aufgerufen wird zu einem Mal- und Fotowettbewerb zu ganz persönlichen Blicken auf den Dom. Herausgegeben wurde auch ein Zehnersatz von Briefmarken mit Motiven der beiden Jubilare, der wie das Programmheft ab Sonntag, 17. Januar, im Dom zu erwerben ist.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 03/2021