Greifswald bekommt Archiv-Außenstelle mit Lesesaal Neues Konzept für pommersches Archivgut vorgestellt

29.01.2021 · Greifswald.

Im Streit um die Greifswalder Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs der Nordkirche ist eine Lösung gefunden worden. Wie die Nordkirche am Freitag mitteilte, soll im Herbst in Greifswald eine Außenstelle mit Lesesaal eröffnet werden - wo genau, ist noch unklar. In einer zunächst zweijährigen Projektstelle soll ein Archivar oder eine Archivarin die Besucher betreuen, pommersches landeskirchliches Archivgut erschließen und den pommerschen Kirchenkreis bei der Betreuung der Pfarrarchive unterstützen. Die Außenstelle soll auch Archivbestände erhalten, die nach historischen und archivarischen Kriterien ausgewählt werden.

Ende August 2020 hatte die Nordkirche mitgeteilt, dass die Greifswalder Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs wegen der Corona-bedingten Kirchensteuereinbrüche nicht wie geplant ins künftige Pommersche Archivzentrum in Greifswald einziehen wird. Das pommersche Archivgut solle künftig in Schwerin gelagert werden, hieß es damals. Wer pommersche Kirchenakten nutzen wolle, könne diese beim Landeskirchlichen Archiv anfordern. Die entsprechenden Akten sollten dann nach Greifswald gefahren werden. Dies war unter anderem beim pommerschen Kirchenkreis und bei Fachleuten auf Kritik gestoßen.

Seit Oktober 2020 haben Vertreter der Nordkirche und des pommerschen Kirchenkreises sowie namhafte Historiker für pommersche Landesgeschichte und Fachleute ein Gesamtkonzept für das pommersche Archivgut erarbeitet. Moderiert hatte die Gespräche Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Die Nordkirche müsse mit deutlich weniger Mitteln haushalten, sagte Kühnbaum-Schmidt. "Doch wir haben in den letzten Wochen noch einmal deutlich wahrgenommen, wie wichtig die kirchlichen Archive als historisches Gedächtnis für die Gegenwart unserer Kirche sind." Das neue Konzept setze auf Kooperation mit dem Kirchenkreis, eine hohe Nutzerfreundlichkeit und Flexibilität. So könnten sich künftig auch historisch interessierte Ehrenamtliche für die Pfarrarchive engagieren.

Gewinn für den pommerschen Kirchenkreis

Der Demminer Propst Gerd Panknin sieht das neue Gesamtkonzept für die pommerschen Archivalien als Gewinn für den Kirchenkreis: „Ich freue mich sehr, dass es nun nach ausführlichen und konstruktiven Gesprächen zu einer tragfähigen Lösung kommen wird. Für den Kirchenkreis und unsere Kirchengemeinden ist es besonders erfreulich, dass die Pfarrarchive mit in den Blick genommen werden und auf diese Weise langfristig bedeutende archivalische Schätze gehoben, bewahrt und nutzbar gemacht werden. Ich bin froh und dankbar, dass viele Menschen an einem Strang gezogen und sich engagiert haben, darunter Vertretende der Historischen Kommission für Pommern. Der Dank des Kirchenkreises gilt zudem besonders Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, die den Gesprächsprozess initiiert und eine zukunftsfähige Lösung vorangetrieben hat, sowie Bischof Tilman Jeremias, der sich dabei sehr für unseren Kirchenkreis eingesetzt hat."

Bereits im kommenden Herbst soll in Greifswald die Außenstelle öffnen. „Die baulichen Anforderungen für Archivbestände sind hoch“, erläutert die Leiterin des Landeskirchlichen Archivs Dr. Annette Göhres. „Es braucht ein bestimmtes Raumklima, einen Schutz vor Schädlingen, eine Sicherung der wertvollen Archivalien, und die Statik muss stimmen.“ Sie bedauert, dass es aufgrund der aktuellen Situation nicht möglich sei, kirchliche Räumlichkeiten daraufhin zu begehen. Sie zeigt sich dennoch zuversichtlich, dass ab Herbst Besucherinnen und Besucher in einer Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs in Greifswald beraten und betreut werden können.

Seit Sommer 2018 lagern rund 200 laufende Meter pommersches Archivgut in Schwerin. Dabei handelt es sich um den zentralen Aktenbestand der Pommerschen Evangelischen Kirche aus der Zeit von etwa 1945 bis 2012. Etwa 60 Prozent dieser Akten sind bereits erschlossen worden. Weitere 500 laufende Meter Akten der ehemaligen pommerschen Landeskirche lagern derzeit in Hamburg. Für sie sollte ein Erschließungsplan erarbeitet werden.

Quelle: Nordkirche/epd