Kirchenkreisräte trafen sich in Weitenhagen Zusammenarbeit bei Verwaltungsaufgaben verstärken

Mitglieder der Kirchenkreisräte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg und Gäste während ihres Treffens vor der Dorfkirche in Weitenhagen bei Greifswald. Als ständiger Gast der regelmäßigen Begegnungen nahm Bischof Tilman Jeremias (4. von rechts) an der Zusammenkunft teil.

Foto: ELKM / Christian Meyer

05.09.2023 · Weitenhagen/Greifswald/Schwerin. Zum zwölften Mal trafen sich die Kirchenkreisräte (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg (ELKM) zu einer gemeinsamen Beratung. Im „Haus der Stille“ in Weitenhagen begrüßten die Vorsitzenden der Kirchenkreisräte, Pröpstin Britta Carstensen (ELKM) und Propst Gerd Panknin (PEK), am vergangenen Sonnabend (2. September) auch den Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias, der ständiger Gast im Austausch- und Beratungsgremium ist. Zudem nahm Beate Schabert-Zeidler aus dem Landessynodalausschuss der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der mecklenburgischen Partnerkirche, an der Zusammenkunft teil. Das Treffen begann mit einer gemeinsamen Andacht in der mittelalterlichen Dorfkirche.

Bischof Tilman Jeremias: „Einkehrhäuser im Sprengel gemeinsam erhalten“

 

Ein Punkt auf der Tagesordnung war der Bericht des Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias. Er sei froh, bei den Begegnungen der beiden Kirchenkreisräte dabei zu sein und schätze dieses Format sehr, so der Bischof. Die Treffen bezeichnete er als eine Möglichkeit, sich im Sprengel gut zu vernetzen und gemeinsame Projekte zu besprechen. „Das ‚Haus der Stille‘ ist ein schöner und wertvoller Ort mit einem besonderen Geist. Der pommersche Kirchenkreis setzt sich dafür ein, dass dieses Haus erhalten bleibt.“ Tilman Jeremias sprach sich dafür aus, die Einrichtungen und Einkehrhäuser, die es in den Kirchenkreisen gibt, noch mehr im Sinne von gemeinsamen Stätten des Sprengels zu verstehen. So kämen beispielweise ins pommersche Landschulheim in Sassen auch viele Mecklenburger, weil es da großartige Angebote für Jugendliche gibt, umgekehrt nehmen Pommern Angebote in Mecklenburg wahr. „Die ‚Häuser der Stille‘ in Bellin und in Weitenhagen oder auch beispielsweise das Pilger-Kloster Tempzin sind Orte der Stärkung, diese Orte sollten wir weiter gemeinsam erhalten und uns gemeinsam dafür einsetzen.“

 

Großer Durst nach geistlichen Angeboten

 

In seinem Bericht schilderte Tilman Jeremias seine Eindrücke vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. Das Kirchentreffen unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“ habe ihn sehr beeindruckt. Die geistlichen Angebote wurden gut angenommen. Er habe erlebt, dass es einen großen Durst danach gebe. Auch die umstrittene Predigt von Pastor Quinton Ceasar und die von vielen Hasskommentaren vergiftete Debatte sprach der Bischof an: „Wir wehren uns gegen alles, was Hass bedeutet und gegen Diskriminierung. Wir nehmen zugleich auch ernst, wenn sich Menschen über die Politisierung der Kirche sorgen“, betonte Tilman Jeremias. Als eine Wunde, die wir stets mit uns tragen und die alles andere als verheilt ist, bezeichnete der Bischof die Fälle von Missbrauch in der evangelischen Kirche. Er mahnte das Versagen der Kirche an und nannte den Umgang mit dem Thema beschämend. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es einen Lernprozess gebe und die Prävention bereits weit gekommen sei. Die Ergebnisse einer derzeit noch in Arbeit befindlichen Studie des Forschungsverbunds „ForuM“ (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland) werden zu weiteren wichtigen aber auch schwierigen Debatten führen.

 

Neue Gottesdiensttradition ins Leben rufen

 

Bischof Tilman Jeremias blickte in seinem Bericht auch auf das erfolgreiche Mitmach-Chormusical „Martin Luther King - Ein Traum verändert die Welt“ zurück, das am 18. März in der StadtHalle in Rostock stattfand. „Das Musical war ein gemeinsames Projekt der beiden Kirchenkreise und für alle, die mitgemacht haben und alle Besucherinnen und Besucher ein großes Erlebnis“, so Tilman Jeremias. Als weitere Beispiele für gelungene kirchliche Höhepunkte in Mecklenburg und Pommern nannte er das Landesposaunenfest in Demmin, das die Stadt und das Umland belebt habe, und den Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Pasewalk. Der konsequent zweisprachige und grenzübergreifende ÖKT habe deutlich gemacht, dass es sich keineswegs um eine Randregion, sondern um eine Region im Zentrum Europas handele. Weitere Themen des bischöflichen Berichts waren unter anderem der Stand der Ökumene und der Weg zur Einheit der Kirche, die Bischofswahl im Sprengel Schleswig und Holstein sowie der Zukunftsprozess der Nordkirche. Zum Abschluss seines Berichts schlug der Bischof vor, ab 2025 eine neue Gottesdiensttradition ins Leben zu rufen, bei der Kirchengemeinden einmal jährlich einen Gottesdienst gemeinsam mit und in einer diakonischen Einrichtung feiern. Im gemeinsamen Austausch der KKR wurde erörtert, diese Gottesdienste gegebenenfalls an einem Freitag im Frühjahr stattfinden zu lassen.

 

Themenfelder gemeinsamer Herausforderungen

 

Die Mitglieder der beiden Kirchenkreisräte hörten die Berichte aus den Kirchenkreisen und diskutierten im gemeinsamen Austausch, in welchen Bereichen und in welcher Weise die Aufgaben der Zukunft gemeinschaftlich bewältigt werden könnten. Die Pröpstin und Pröpste berichteten aus ihren Propsteien, die Leiter der Kirchenkreisverwaltungen berichteten von den aktuellen Herausforderungen in ihren Arbeitsbereichen. Die Kirchenkreisräte ermunterten beide Kirchenkreisverwaltungen, ihre Zusammenarbeit und die gemeinsame Bewältigung von Verwaltungsaufgaben zu verstärken. Hauptthemenfelder waren dabei die Grundsteuerreform, die Friedhofsverwaltung, der Datenschutz, die Mitgliederverwaltung und die Digitalisierung. „Der Generationswechsel in allen Ebenen beschäftigt uns derzeit sehr viel, er bietet viele Chancen, birgt aber auch Risiken“, sagte Propst Tobias Sarx (PEK). Er berichtete von fruchtbaren Kooperationen der Stralsunder Kirchengemeinden mit der Stadtverwaltung, die über bislang bestehende Gemeindegrenzen hinausgehen und neue Stadtteile erschließen. Dazu gehört die Planung eines neuen Gemeindezentrums. Propst Gerd Panknin (PEK) betonte, wie gut es in jüngster Zeit gelungen sei, Pfarrstellen zu besetzen. Zu den guten Erfahrungen der Bildung von Pfarrsprengeln zähle, wie dadurch das Miteinander gestärkt werde, so der Propst. Dies betreffe die Vernetzung des ländlichen Raums untereinander, aber auch die bessere Verknüpfung zwischen Land- und Stadtgemeinden.

 

Nachjustierung bei Tarifumstellung

 

Pröpstin Britta Carstensen (ELKM) informierte die KKR über den gelungenen Start der mecklenburgischen Kirchenkreisverwaltung im neuen Gebäude in Güstrow. „Die wunderbare Atmosphäre des gelungenen Baus strahlt positiv auf die Mitarbeitenden aus. Ebenso vermittelt der attraktive Neubau bei Stellenausschreibungen, dass hier eine moderne und attraktive Verwaltung arbeitet“, berichtete die Pröpstin. Als aktuelle Themen und Herausforderungen benannte sie unter anderem die steigenden Personalkosten und schmerzhafte Einsparungen. Außerdem beschäftige den mecklenburgischen Kirchenkreis die Nachjustierung bei der Überleitung in den neuen Tarif. Da gebe es noch Unschärfen, die den Stand vor der Überleitung nicht korrekt abbilden. „Wir wollen zufriedene Mitarbeitende, daher richten wir noch einmal einen genauen Blick auf die Bewertung aller Stellen“, so die Pröpstin. Bezüglich der Stellenbesetzungen gebe es vor allem in ländlichen Gebieten Schwierigkeiten. Der Fachkräftemangel sei hier besonders spürbar.

 

Weitere Themen und geplante Treffen

 

Zu den weiteren Themen der Beratung zählten das geplante Energiewerk der Nordkirche sowie die vielfältigen Kooperationen und gemeinsamen Anstellungen der beiden Kirchenkreise. Dazu gehört unter anderem die Arbeit mit Geflüchteten, bezüglich derer sich die beiden KKR versicherten, dass dies auch künftig eine bedeutende Aufgabe sei, die weiterhin zu den Kerntätigkeiten zählen wird. Gerade in Zeiten schwindender Finanzen komme es auf das gegenseitige Vertrauen, auf Klarheit und verlässliche Kommunikation an, hieß es zu den konstruktiven und funktionierenden Kooperationsvereinbarungen der Kirchenkreise aus den Reihen der beiden Gremien. Zudem einigten sich die KKR auf das Vorgehen bei den Verhandlungen bezüglich der Patronatsmittel aus dem Staats-Kirchen-Vertrag.
 

Die nächsten Treffen der Kirchenkreisräte finden voraussichtlich am 20. Januar 2024 in der Kirchenkreisverwaltung in Güstrow und am 7. September 2024 in Weitenhagen im „Haus der Stille“ statt.

 

Stichwort Kirchenkreisräte

 

Die Kirchenkreisräte der beiden Kirchenkreise vertreten ihre jeweiligen Kirchenkreise in allen Angelegenheiten. Sie führen die Aufsicht über die 341 Kirchengemeinden (139 im PEK und 202 im ELKM) und ihre Verbände sowie über die Dienste und Werke und erteilen die erforderlichen Genehmigungen. Beide Gremien bestehen aus jeweils 13 Mitgliedern. Ihnen gehören die Pröpstinnen und Pröpste der drei (PEK) beziehungsweise vier (ELKM) Propsteien der Kirchenkreise als geborene Mitglieder an. Die weiteren Mitglieder wurden von den Synoden der Kirchenkreise gewählt. Die Kirchenkreisräte bereiten die Entscheidungen der Kirchenkreissynoden vor, bringen Vorlagen ein und führen die Beschlüsse aus. Sie bringen den Haushalt ein und sind für die Durchführung verantwortlich. Sie beraten die Pröpstinnen und Pröpste, berufen die Pastorinnen und Pastoren in die Pfarrstellen der Kirchenkreise und führen die Aufsicht über die Kirchenkreisverwaltung.

Quelle: ELKM/SK/CME