Ökumenischer Eine Welt-Förderpreis verliehen Propst Sauermann lobt Engagement, um Welt gerechter und lebenswerter zu machen

Vergabe des Ökumenische Förderpreis „Eine Welt“ in Schwerin

Foto: C. Meyer

04.11.2022 · Schwerin. Die Wettbewerbssieger kommen aus Ludwigslust, Greifswald und Belitz-Jördenstorf. Ein Sonderpreis geht nach Neubrandenburg. Zum fünften Mal war der Ökumenische Förderpreis „Eine Welt“ ausgelobt. Die Jury vergab am heutigen Freitagabend in Schwerin den Hauptpreis – ein Wanderpokal und 2.000 Euro – an den Partnerschaftsverein Sisi Pamoja e.V. – Gemeinsam mit Pemba Island e.V. Dieser unterstützt vor allem soziale und nachhaltige Projekte auf der kleinen ostafrikanischen Insel Pemba.

„Alle Projekte des Vereins sind getragen von einer tiefen Verbundenheit und Freundschaft zwischen starken und engagierten Frauen – sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch auf Pemba in Tansania“, sagte der mecklenburgische Propst Dirk Sauermann, der die Laudatio bei der Preisverleihung hielt. Die Auszeichnung fand anlässlich der Eröffnung der „WeltWechsel-Tage 2022“ in MV statt, die in diesem Jahr unter dem Motto „Utopien“ stehen.

Im Mittelpunkt des Engagements des 1. Preisträgers steht das Vorschulschulprojekt „Starnursery” in der Hauptstadt der Insel Pemba. „Mittlerweile unterrichten die Lehrerinnen dort einhundert Kinder in den Fächern Mathe, Swahili, Arabisch, Lesen und Schreiben”, so Propst Sauermann. Familien mit wenig Einkommen greife der Ludwigsluster Verein ebenso unter die Arme – indem Sisi Pamoja diverse Patenschaften organisiert.

 

Im Jahr 2010 hatte Helen Paul den Verein „Sisi Pamoja” in Ludwigslust gegründet. Aber schon Jahrzehnte zuvor war die Britin für den englischen Entwicklungsdienst längere Zeit auf Sansibar und Pemba gewesen. Anfang der 1990er-Jahre lernte Helen die Einheimische Paul Moza Said Salum auf in Pemba kennen. Beide Frauen waren und sind bis heute Freundinnen und mit Herz und Seele Grundschullehrerinnen. Als solche begannen sie gemeinsam Bildungsprojekte und Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer zu entwickeln.

 

Der Verein wirkt aber nicht nur auf der tansanischen Insel, er ist ebenso in MV aktiv. So hat Sisi Pamoja in der Vergangenheit mehrere Schulpartnerschaften auf die Beine gestellt. Sauermann: „Einzelne Vereinsmitglieder fahren für Projekttage an hiesige Schulen und erzählen dort vom Leben auf Pemba und von der Starnursery. Und Helen Paul unterstützte dieses Jahr tatkräftig und spontan das Gymnasium in Ribnitz-Damgarten mit seiner Schulpartnerschaft zu einer kenianischen Mädchenschule.

 

Mehr Infos: www.sisi-pamoja.de

 

Globale Gerechtigkeit und fairen Handel im Blick

 

Über den zweiten Förderpreis und 1.500 Euro freute sich der Verein „Weltblick e.V.“ mit dem Weltladen Greifswald. Der Verein sei über die Stadt hinaus „ein wichtiger entwicklungspolitischer Akteur in MV, der versucht, die Themen der globalen Gerechtigkeit und des Fairen Handels mehr in die gesellschaftliche Wahrnehmung, aber auch ins Bewusstsein der Kommune zu bringen“, sagte Laudatorin Erika Winter von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen MV (ACK). Dass dies gelingt, zeige die Auszeichnung Greifswalds als Fair Trade-Stadt und die Einführung des „Greifswalder Städtekaffees“.

Der 2015 gegründete Verein „Weltblick e.V.“ als Träger des Weltladens in der Uni- und Hansestadt sei „sehr gut mit kommunalen Akteuren vernetzt und richtet viele inhaltlich anspruchsvolle Veranstaltungen aus – wie DemokraTische in der Innenstadt, verschiedene Gesprächsabende mit engagierten Menschen aus dem globalen Süden“, so Erika Winter. Die ehrenamtlichen Mitstreiter:innen nehmen zudem regelmäßig aktiv am Weltladentag und der Fairen Woche teil und organisieren Ausstellungen und beteiligen sich an der Initiative zum Lieferkettengesetz etc.

 

Doch nicht nur landesweit, auch im Globalen Süden ist Weltblick aktiv: „Seit 1995 ist das Dorf Mata de Piña in El Salvador Partnergemeinde des Weltladens. Dort unterstützt der Verein verschiedenen Bildungs- und Gesundheitsprojekte und hilft in Zeiten der Not“, skizzierte die Laudatorin ein weiteres Aufgabenfeld des engagierten Teams von Ehrenamtlichen aus allen Altersgruppen, die alles engagiert und mit ganz verschiedenen beruflichen Hintergründen auf die Beine stellen.

 

Mehr Infos: www.weltladen-greifswald.de

 

Beistand und Hilfenetz für geflüchtete Menschen

 

Der dritte Preis wurde in diesem Jahr an das Netzwerk für Geflüchtete mit der Kirchengemeinde Belitz/ Jördenstorf vergeben. Das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro bekam das Projekt, weil das Netzwerk geflüchtete Menschen in allen Lebenslagen, wie beim Einkaufen, mit Deutschkursen, bei Hausaufgaben und Behördengängen etc. aktiv unterstützt und dies überwiegende im Ehrenamt geleistet wird.

Entstanden 2015 in der ländlich geprägten Gemeinde nördlich von Teterow hat sich die aktive Arbeit des Netzwerkes bis heute fest etabliert. Gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen außerhalb und innerhalb der Kirchengemeinde pflege Pastorin Milva Wilkat einen intensiven Kontakt mit anderen wichtigen Partnern vor Ort, zum Beispiel mit der Gemeinschaftsunterkunft in Jördenstorf und mit dem Verein „Power On e.V. Belitz, der sich vor allem für Kinder und Jugendliche aus der Region stark macht.

 

Darüber hinaus seien durch das Engagement des Netzwerkes im Vorjahr zwei Familien aus Afghanistan und Tschetschenien im Kirchenasyl geschützt worden, denen so die Chance auf ein Leben in Frieden eröffnet worden sein. Ebenso nach Beginn des Ukraine-Krieges waren Kirchengemeinde und Netzwerk sofort wieder bereit, „ihre Türen für bedrohte Menschen auf der Flucht zu öffnen und sie vor Ort willkommen zu heißen“, hieß es in der Laudatio:

 

Mehr Infos: www.kirche-mv.de/belitz

 

Sonderpreis für Neubrandenburgerin Luise Breider

 

Mit dem Sonderpreis, der mit 1000 Euro dotiert ist, wurde Luise Breider aus Neubrandenburg geehrt. „Damit“, so die mecklenburgische Ökumenepastorin Melanie Dango in ihrer Laudatio, „ehren wir einen Menschen mit Weitblick für den Raum – für den Nachbarschafts- und Sozialraum“. Als Spätaussiedlerin kam Luise Breider mit ihrer Familie vor 30 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland. In Neubrandenburg fand sie schließlich ihre neue Heimat. Seit 2015 setzt sie sich aktiv für Menschen mit Fluchtgeschichte ein.

Die Geehrte sei u.a. maßgeblich an der „Gründung des Interkulturellen Zentrum in Neubrandenburg beteiligt gewesen“, so die Laudatorin. Dort stünden die Türen allen offen. Menschen ganz unterschiedlicher Nationalitäten kämen hier zusammen, erhielten Rat und Hilfe und vor allem einen Raum, in dem sie wachsen und sich entfalten könnten.

 

Konkret engagiert sich Luise Breider im Projekt „Teilhabe durch Engagement“. Mit einem weit verzweigten und vernetzten Team setze sich die Neubrandenburgerin dafür ein, „den Menschen, die neu nach Deutschland kommen, Freiräume und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie hierzulande gut Fuß fassen können“.

 

Darüber hinaus unterstützt die Sonderpreisträgerin die Integration von Kindern und Jugendlichen durch Hilfe bei Hausaufgaben und Erkundungstouren im Nachbarschaftsraum. Damit schaffe sie Raum für Begegnung und Austausch, für Partizipation und Engagement – und einen Friedensraum, damit aus Fremden Freunden werden können. „Denn, wie heißt es in einem Sprichwort aus Kasachstan: ,Wenn die Menschen vereint sind, gibt es keinen Platz für Feindschaft‘“, zitierte Pastorin Dango in ihrer Laudatio.

 

Große Resonanz auf Ausschreibung über en kirchlichen Bereich hinaus

 

Nach den Worten von Propst Dirk Sauermann möchte der „Ökumenische Eine-Welt-Preis“ ganz bewusst, „nicht nur kirchliche Projekte wert schätzen, sondern ebenso Projekte nichtkirchlicher Träger. Denn wir setzen uns ja gemeinsam ein für mehr Gerechtigkeit in der Einen Welt. Nur gemeinsam mit allen engagierten Menschen wird uns Veränderung gelingen“.

 

Deshalb trage der Preis auch das Adjektiv ökumenisch im Titel. Seinem griechischen Wortsinn nach bedeutet es: ,der gesamte bewohnte Erdkreis‘. „Ökumene nimmt“, so der Theologe weiter, „die Gesamtheit aller Menschen und allen Lebens auf unserer Erde in den Blick. Differenzen zwischen Religionen, Konfessionen und weltanschaulichen Positionen, dürfen bei der Frage nach mehr Gerechtigkeit in der einen Welt also nicht trennend im Vordergrund stehen. Uns eint der ganz praktische Einsatz für eine lebens- und liebenswerte Welt, in der Friede und Gerechtigkeit sich wie zwei liebende Menschen begegnen.“

 

Beeindruckend ist laut Propst Sauermann die Vielfalt der in diesem Jahr eingereichten Themen: „Es macht offenbar Freude sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen! Das finde ich sehr wichtig, dass wir bei allem Einsatz mit Freude und Spaß bei der Sache sind und nicht sauertöpfisch beklagen, was alles nicht oder noch nicht gelungen ist. Nur Freude an der Sache kann überzeugen und auch andere zum Mitmachen anstiften!“

 

Und mit herzlichen Dankesworten fügte Propst Sauermann hinzu: „Während viele andere Menschen daran arbeiten, sich von anderen abzugrenzen und damit ja immer auch das Trennende zu suchen und stark zu machen, streben Sie alle danach, einen Unterschied zu machen. Ihre Leidenschaft und Energie sind beispiellos und mich beeindruckt der Geist, aus dem heraus Sie ihre Arbeit tun, immens. Ich bin erfreut und dankbar, dass Sie so selbstlos aktiv sind für unsere Eine Welt und so für viele Menschen einen spürbaren Unterschied machen.“

 

Insgesamt 26 Projekte eingereicht

 

Auf der Preisverleihung wurden alle 26 Bewerber-Projekte vorgestellt. Auch die Abteilungsleiterin für Kirchenfragen, Andrea Herrmannsen, die Grußworte der Landesregierung überbrachte, zeigte sich beeindruckt, welche Fülle es an nachhaltigen, innovativen und nachahmungsfähigen Aktivitäten für weltweite Gerechtigkeit in Mecklenburg-Vorpommern gibt. Konkret geht es um Sprache, Ernährung, Mobilität, das Thema Geschlechtergerechtigkeit oder Fragen von jungen und älteren Menschen.

 

„So gesehen stehen die Preisträger stellvertretend. Alle hätten den Preis für ihr beachtliches Engagement verdient“, sagte Änne Lange von der Ökumenischen Arbeitsstelle Mecklenburg. Als kleines Zeichen des Dankes und der Wertschätzung bekamen alle 26 Initiativen jeweils ein ProMutmach- und Energiepäckchen überreicht – „zum gemeinsamen Feiern und es sich wohl ergehen lassen“, wie es Änne Lange formulierte.

 

Gemeinsam loben der Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg, der Pommersche Evangelische Kirchenkreis, die katholischen Erzbistümern Hamburg und Berlin sowie die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen MV den Ökumenischen Förderpreis „Eine Welt“ alle zwei Jahre aus.

Hintergrund

 

Die frühere mecklenburgische Landessynode hatte anlässlich der kirchlichen Aktivitäten zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm die Vergabe eines „Förderpreises Eine Welt“ beschlossen und mehrfach verliehen. Der neue „Ökumenische Förderpreis Eine Welt“ wird alle zwei Jahre in MV von den evangelischen Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern, den katholischen Erzbistümern Hamburg und Berlin sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen MV vergeben. Eine Jury unter Mitwirkung des Eine-Welt-Landesnetzwerkes M-V e.V. wählt die Preisträger zuvor aus.

 

Mehr Informationen finden sich unter: https://www.kirche-mv.de/foerderpreis-eine-welt

 

Das Programm vonWeltwechsel-Tage vom 4.-27. November 2022 steht unter dem Motto „Utopien“. Es wird ein buntes Programm mit Vorträgen, Filmabenden, Aktionen und Workshops geben - auch in Ihrer Region, siehe:

https://weltwechsel.de/

 

Quelle: ELKM (cme)