Kirchenkreisräte trafen sich in Güstrow Kooperationen werden weiterentwickelt

Mitglieder und Gäste der Kirchenkreisräte Mecklenburg und Pommern während ihres gemeinsamen Treffens auf dem Innenhof des „Hauses der Kirche“ in Güstrow.

Foto: S. Kühl

16.11.2021 · Güstrow. Im Rahmen ihrer vereinbarten regelmäßigen Treffen tagten die Kirchenkreisräte (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg (ELKM) am vergangenen Wochenende (13. November) im „Haus der Kirche“ in Güstrow. Während des mittlerweile neunten Treffens standen in erster Linie die zahlreichen bestehenden Kooperationen sowie deren weiterer stetiger Ausbau auf der Tagesordnung. Dazu wurden mehrere konkrete Verabredungen getroffen. So sollen beispielweise in enger Gemeinschaftsarbeit die regionale Ausbildung von Lektorinnen und Lektoren vorangetrieben und gemeinsame Empfehlungen für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf kircheneigenem Land entwickelt werden.

Geleitet wurde die Sitzung von Sylvia Giesecke, stellvertretende Vorsitzende des pommerschen KKR, und Propst Dirk Sauermann, Vorsitzender des mecklenburgischen KKR. Die Sitzung begann mit dem Bericht des Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias, der als ständiger Gast an dem Treffen der beiden KKR teilnahm. Unter anderem berichtete er von der zurückliegenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), von den kürzlich erfolgten Propstwahlen in beiden Kirchenkreisen sowie von der jüngsten bischöflichen Besuchswoche in einer Region innerhalb der Propstei Stralsund. „Ich habe den Eindruck, dass wir gerade in den dörflichen Regionen auf enorm engagierte Ehrenamtliche bauen können, die teilweise seit Jahrzehnten im Einsatz sind. Ebenso haben wir dort engagierte Mitarbeitende, die mit großer Begeisterung ihre Arbeit machen“, so der Bischof über seine Erfahrungen während der Besuchswoche. Unter anderem betonte er den großen Einsatz der Mitarbeitenden im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Im ländlichen Raum sei es sinnvoll, statt Kleinstgruppen zusammenzubringen, in erster Linie zentrale Orte und Begegnungsstätten zu stärken. Der Bischof nannte als Beispiele das pommersche Schullandheim Sassen sowie die Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Pfarrhaus Damm und das Jugendtreffen „Fette Weide“ im mecklenburgischen Kirchenkreis. Es sei wichtig, dass die Jüngeren merkten, dass sie nicht allein seien auf weiter Flur, sondern Teil einer Gemeinschaft mit vielen aktiven jungen Menschen, so der Bischof. Wie es in den beiden Kirchenkreisen künftig noch besser gelingen könne, Frauen den Weg in Entscheidungspositionen zu ebnen, bezeichnete Tilman Jeremias in seinem Bericht als dringliche Aufgabe.

 

Zusammenarbeit in der Weiterbildung von Ehrenamtlichen

 

Während des anschließenden Austauschs der beiden Kirchenkreisräte stand unter anderem die Stärkung des Ehrenamts im Zentrum. Eine Schlüsselfunktion könne dabei neben den Prädikantinnen und Prädikanten auch der Lektorenausbildung zukommen, so der Tenor während der Beratung. Als Lektoren werden in der evangelischen Kirche theologisch grundausgebildete Laien bezeichnet, die den Gottesdienst als Vorlesende mitgestalten beziehungsweise gestalten. Prädikantinnen und Prädikanten sind ehrenamtliche Laienprediger, die nach einer ausführlichen theologischen Weiterbildung selbstständig Predigten verfassen, in Gottesdiensten verkünden und Gottesdienste leiten und gestalten. Ebenso wie Prädikantinnen und Prädikanten seien Lektorinnen und Lektoren in vielerlei Hinsicht ein unschätzbarer Gewinn für das Gemeindeleben, so der Konsens der Kirchenkreisräte. Es müsse daher die Ausbildung für gottesdienstliche Aufgaben gestärkt werden, die vor allem vor Ort und in enger Verzahnung mit den Pastorinnen und Pastoren angeboten werden müsse. Dafür sei es notwendig, bestehende Ausbildungsformate bekannter zu machen und regionale Ausbildungsformate zu entwickeln. Letzteres eigne sich ideal für eine Kooperation der beiden Kirchenkreise, da die Entfernung zum Nachbarkirchenkreis für Kirchengemeinden häufig geringer sei, als zu den Propsteisitzen im jeweils eigenen Kirchenkreis, waren sich die Kirchkreisräte einig. Nicht zuletzt könne diese Ausbildung viele Menschen dazu ermutigen, sich noch weiter ehrenamtlich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, gerade auch im Hinblick auf die Beteiligung von Frauen, so die Hoffnung der beiden Gremien. Darüber hinaus empfahlen beide Kirchenkreisräte den Verantwortlichen der Küsterarbeit in den Kirchenkreisen, Gespräche aufzunehmen, um über gemeinsame Herausforderungen in der Küsterarbeit zu sprechen und bestehende Formen der Gemeinschaft der Küsterinnen und Küster zu stärken.

 

Empfehlungen zur Errichtung von Photovoltaikanlagen im Gespräch

 

Die KKR-Mitglieder berieten im Lichte der vielfältigen Kooperation beider Kirchenkreise erneut über gemeinsame Empfehlungen an die Kirchengemeinden für Photovoltaikanlagen auf kirchlichen Ländereien. Mittelfristiges Ziel soll eine einheitliche Linie in beiden Kirchenkreisen sein. Zwei Arbeitsgruppen aus den beiden Kirchenkreisen hatten dazu gemeinsam einen Entwurf vorbereitet. Die Gremien führten eine lebhafte Diskussion im Spannungsfeld von Verantwortung für Nachhaltigkeit, klimafreundlicher Energieerzeugung, Ökologie und Schöpfungsbewahrung, regionaler Lebensmittelerzeugung, Erhalt von Kulturlandschaften und Denkmalschutz. Obgleich in weiten Teilen Einigkeit bestand, gab es auch einige strittige Punkte. Die beiden KKR beschlossen daher, den Entwurf an die Arbeitsgruppen zurückzugeben, verbunden mit dem Auftrag, die in der Diskussion zusammengetragenen Fragestellungen in ein neues Arbeitspapier einfließen zu lassen.

 

Zukunft für „Haus der Stille“

 

Im weiteren Austausch über die zahlreichen bestehenden Kooperationen, zu denen unter anderem die gemeinsame Projektstelle Arbeit mit Frauen zählt, kam die Zukunft des „Hauses der Stille“ in Weitenhagen, des Einkehrhauses des PEK, zur Sprache. Im Januar trifft sich eine von der pommerschen Synode einberufene Arbeitsgruppe, um über die Möglichkeiten zum Erhalt des Hauses zu beraten. „Das ‚Haus der Stille‘ in Weitenhagen muss aufrechterhalten werden“, sagte Pröpstin Helga Ruch. „Das Haus hat überregionale Bedeutung und Ausstrahlung und wir werden alles tun, um es zu erhalten.“ Reinhard Kurowski vom Kuratorium des Hauses ergänzte, dass das „Haus der Stille“ kein Tagungshaus sei, sondern ein Einkehrhaus mit einem völlig eigenen Profil und einem ganz anderen inhaltlichen Anspruch. Der mecklenburgische Kirchenkreisrat sicherte dem pommerschen KKR zu, einen Appell an die Nordkirche, die Unterstützung für das „Haus der Stille“ aufrechtzuerhalten, mittragen zu wollen. Propst Dirk Sauermann empfahl zudem, dieses Thema in die Koordinierungskommission im Sprengel Mecklenburg und Pommern einzubringen. Die Koordinierungskommission dient dem Ziel, die Einheit der Nordkirche zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen den Kirchenkreisen und der Landeskirche zu entwickeln.

 

„Spiritueller Sommer im Norden“ startet 2022

 

Eine neue Kooperation der beiden Kirchenkreise ist das Projekt „Zeit für Dich – Spiritueller Sommer im Norden“. Die Veranstaltungsreihe war 2017 als „Spiritueller Sommer in Pommern“ für einen fünfjährigen Zeitraum gestartet und wird nun ab 2022 für zunächst weitere vier Jahre nicht nur fortgesetzt, sondern unter dem neuen Titel auf den gesamten Sprengel Mecklenburg und Pommern ausgedehnt. Beide Kirchenkreise hatten dazu einen gemeinsamen Antrag an den Fonds „Kirche und Tourismus“ der Nordkirche gestellt, der im Oktober bewilligt worden war. Der „Spirituelle Sommer“ sei ein attraktives Projekt, das bereits große Strahlkraft entwickelt habe, hieß es dazu seitens des pommerschen KKR. Dass die Veranstaltungsreihe nun zu einem partnerschaftlichen Konzept beider Kirchenkreise weiterentwickelt werde, sei ein Ausdruck der guten Gemeinschaftsarbeit und bündle weitere Kräfte. Unter der Dachmarke „Zeit für Dich - Spiritueller Sommer im Norden“ werden Angebote zur inneren Einkehr gebündelt, die sich an Urlauber und Einheimische gleichermaßen richten. Zu Beginn des „Spirituellen Sommers in Pommern“ gab es acht Veranstaltungsstandorte, mittlerweile sind es 35 Standorte im gesamten pommerschen Kirchenkreis mit wechselnden spirituellen Formaten und mehreren Hundert Einzelveranstaltungen. Im Jahr 2018 und 2019 fanden neben den vielfältigen Angeboten der Partnerinnen und Partner festliche Auftaktveranstaltungen in Lassan und Groß Kiesow statt. Aufgrund der Pandemie konnte der Auftakt des „Spirituellen Sommers“ in den Jahren 2020 und 2021 nicht wie vorgesehen gefeiert werden. Stattdessen fand im vergangenen August ein Sommerfest zum Thema Pilgern rund um die „Offene Kapelle“ in Jager unter dem Motto „Brot, das unsere Seele nährt“ statt.

 

Kirchenkino „Starke Stücke“ wird fortgesetzt

 

Die Veranstaltungsreihe „Starke Stücke. Berührt und diskutiert“ ist eine weitere erfolgreiche Kooperation der beiden Kirchenkreise. Die Filmreihe sei eine gemeindenahe und gut besuchte Veranstaltungsreihe, die zudem auch viele kirchenfernere Menschen anspreche, hieß es dazu aus den Reihen der KKR-Mitglieder. Die Reihe stärke das kulturelle Geschehen im ländlichen Raum und zeige, dass Kirche vor Ort und in der Fläche engagiert und bei den Menschen sei. Die Pressestelle des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg ist in Kooperation mit mehreren Partnern – darunter der Pommersche Evangelische Kirchenkreis – Veranstalter der Filmabende „Starke Stücke“, die vor allem im ländlichen Raum in alten Dorfkirchen stattfinden. Die erfolgreiche Reihe feierte in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum und gastierte mit 46 Filmabenden an 39 Orten in ganz Mecklenburg-Vorpommern, dabei wurden 33 verschiedene Filme gezeigt. Im Anschluss an die jeweiligen Filmvorführungen wird stets zu Gespräch und Austausch eingeladen. „Starke Stücke. Berührt und diskutiert“, sei ein begeisterndes Projekt, das in dünnbesiedelten Gegenden die Kirchen fülle und die Menschen miteinander ins Gespräch bringe, bekräftigten die KKR erneut. Ohne Eintritt, lediglich auf freiwilliger Spendenbasis hole diese Filmreihe anspruchsvolles Kino aufs Land. Im zurückliegenden Veranstaltungszeitraum war es unter anderem dank des guten Konzepts und des Engagements der gastgebenden Kirchengemeinden erneut gelungen, trotz der Corona-Pandemie, die Veranstaltungsreihe unter Einhaltung der entsprechenden Hygieneauflagen durchzuführen. Weitere Themen der Sitzung waren unter anderem die Berichte aus den beiden Kirchenkreisräten und das gemeinsame Arbeitsrecht in der Nordkirche. Das nächste Treffen wird voraussichtlich im nächsten Frühjahr in Pommern stattfinden. Ein konkreter Termin steht noch nicht fest.

 

Stichwort Kirchenkreisräte

 

Die Kirchenkreisräte der beiden Kirchenkreise vertreten ihre jeweiligen Kirchenkreise in allen Angelegenheiten. Sie führen die Aufsicht über die Kirchengemeinden (151 im PEK und 220 im ELKM) und ihre Verbände sowie über die Dienste und Werke und erteilen die erforderlichen Genehmigungen. Beide Gremien bestehen aus jeweils 13 Mitgliedern. Ihnen gehören die Pröpstinnen und Pröpste der drei (PEK) beziehungsweise vier (ELKM) Propsteien der Kirchenkreise als geborene Mitglieder an. Die weiteren Mitglieder wurden von den Synoden der Kirchenkreise gewählt. Die Kirchenkreisräte bereiten die Entscheidungen der Kirchenkreissynoden vor, bringen Vorlagen ein und führen die Beschlüsse aus. Sie bringen den Haushalt ein und sind für die Durchführung verantwortlich. Sie beraten die Pröpstinnen und Pröpste, berufen die Pastorinnen und Pastoren in die Pfarrstellen der Kirchenkreise und führen die Aufsicht über die Kirchenkreisverwaltung.

Quelle: PEK/ELKM (sk/cme)