Pommersche und mecklenburgische Kirchenkreisräte trafen sich per Videokonferenz Zusammenarbeit erfolgreich verstetigen

13.04.2021 · Rostock/Stralsund. Im Rahmen ihrer vereinbarten regelmäßigen Treffen tagten die Kirchenkreisräte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg (ELKM) am vergangenen Wochenende (10. April) per Videokonferenz. Ursprünglich war ein Präsenztreffen in Züssow über zwei Tage geplant. Aufgrund der Pandemie entschieden sich die Kirchenkreisräte allerdings für die Online-Zusammenkunft.

Mit dem mittlerweile achten Treffen setzten die Kirchenkreisräte (KKR) die Tradition regelmäßiger Begegnungen fort, die bislang in der Regel mindestens einmal jährlich stattfanden. Während des vorigen Treffens im Jahr 2019 in Güstrow hatten die KKR gemeinsam festgelegt, die Treffen zweimal jährlich stattfinden zu lassen. Die Pandemie hatte diese Begegnungen jedoch im vergangenen Jahr verhindert. Der pommersche und der mecklenburgische Kirchenkreis sind zwei von insgesamt 13 Kirchenkreisen in der Nordkirche. Als Nachfolger von zwei Landeskirchen innerhalb der ehemaligen DDR sowie als Kirchen in einem dünn besiedelten Flächenland im ländlichen Raum weisen beide Kirchenkreise viele Gemeinsamkeiten auf, zudem stehen sie vor ähnlichen Herausforderungen. Beide Kirchenkreisräte bekundeten erneut ihren Willen, die bestehende Zusammenarbeit der Kirchenkreise weiterhin zu stärken sowie mit dem Blick auf die Zukunftsfähigkeit noch entschiedener auszubauen.

 

Bischof nimmt an regelmäßigen KKR-Treffen teil

 

Zu Beginn der gemeinsamen Online-Sitzung sprach Bischof Tilman Jeremias zu den KKR-Mitgliedern. Die Gremien hatten in ihrer Sitzung im Jahr 2019 beschlossen, den Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern als ständigen Gast zu den regelmäßigen Begegnungen einzuladen. „Ich freue mich sehr, dabei zu sein“, so der Bischof. „Diese gemeinsamen Sitzungen sind eine wunderbare Möglichkeit, um sich im Sprengel zu vernetzen. Unser Sprengel, unsere beiden Kirchenkreisräte arbeiten sehr gut zusammen. Es gibt zahlreiche Kooperationen und gemeinsame Arbeitsfelder. Das ist fruchtbar für alle Beteiligten. Wir brauchen dieses Zusammenwirken dringend, um mit gemeinsamer Stimme in der großen Nordkirche sprechen zu können.“ Beide Kirchenkreise seien von finanziellen Problemen und vom Mitgliederrückgang sowie von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Das ziehe auch bedrückende Prozesse nach sich, denen sich die Kirchenkreise aber gemeinsam stellen und die Aufgaben zusammen anpacken, so die Einschätzung des Bischofs. Bezüglich der Pandemie müsse mehr auf Testmöglichkeiten geschaut und hier Perspektiven geschaffen werden, regte Tilman Jeremias an. Es werde diesbezüglich bereits an Konzepten gearbeitet. Der Bischof vermittelte den KKR-Mitgliedern auch erste Einblicke in den kürzlich gestarteten Zukunftsprozess innerhalb der Nordkirche. Es seien schon viele Wünsche und Ideen von der Basis zusammengetragen worden, als Beispiele nannte er Themenfelder wie die Entlastung der Gemeinden von Verwaltungsaufgaben, die Regionalisierung und die abnehmende Zahl von Pastorinnen und Pastoren. Besonders hob der Bischof während seiner Ausführungen die gute Zusammenarbeit mit den Pröpstinnen und Pröpsten der beiden Kirchenkreise hervor. „Das macht große Freude und funktioniert sehr gut“, so Tilman Jeremias. Bezüglich zukünftiger Entwicklungen sehe er bedeutendes Potenzial im weiteren Ausbau der Bereiche Pilgerwege und „Offene Kirchen“.

 

Weitere Stärkung des Ehrenamts ist wichtige Zukunftsperspektive

 

Während des anschließenden lebhaften Austauschs der beiden Kirchenkreisräte berieten die Gremien über die Zukunftsperspektiven angesichts der vielfältigen Herausforderungen in den Kirchenkreisen. Der weitere Abbau von Doppelstrukturen und die Schaffung eines Umfelds, in dem geistliches Wachstum möglich ist, sowie Erhalt und Förderung der geistlichen Einkehrhäuser, wie Weitenhagen, Tempzin oder Bellin, wurden unter anderem als bedeutende Aspekte genannt. Besonders die Stärkung und Unterstützung des Ehrenamts zählen zu den dringlichsten Aufgaben, waren sich die Kirchenkreisräte einig. Es würden noch mehr Menschen gebraucht, die sich an der Basis engagieren und Verantwortung übernehmen. Dann werde sich auch die Sichtbarkeit und Wirksamkeit von Kirche vor Ort vergrößern, so der Tenor der Erörterung. Die im November 2022 anstehende Wahl der Kirchengemeinderäte könne Anlass und Gelegenheit sein, um hier weiter in die Tiefe zu gehen, merkte der Vorsitzende des mecklenburgischen KKR, Propst Dirk Sauermann, an. Der Rostocker Propst Wulf Schünemann appellierte: „Wir müssen überzeugend sein, unseren Glauben ernst nehmen und sichtbar leben!“ Er warnte davor, zu sehr nach innen gewandt und mit sich selbst beschäftigt zu sein.

 

Kirchengemeinden begegnen Pandemie mit neuartigen Formaten

 

Ein Thema der Gespräche war auch die schwierige Situation in den Kirchengemeinden durch die Auswirkungen der Pandemie. „Die Anspannung in den Kirchengemeinden ist enorm“, so der Wismarer Propst Marcus Antonioli. Viele Gemeinden stünden durch das andauernde Hin und Her, das häufige Reorganisieren seit Monaten unter großem Stress. Die Ausfälle beispielsweise in der Kinder- und Jugendarbeit und in der Kirchenmusik stellten die Fragen danach, was möglicherweise verloren geht und wo und wie nach der Pandemie wieder angeschlossen werden könne. Diese Ungewissheit nage an vielen Menschen, so Marcus Antonioli. Die Pandemie verstärke zudem bestehende Probleme und mache sie sichtbarer. Auf der anderen Seite sei es beachtlich, wie erfolgreich die Gemeinden durch ihre Kreativität Neues entstehen ließen und durch hervorragend erstellte und umgesetzte Hygienekonzepte vieles möglich machten, wurde während des Gesprächs deutlich. Die Neustrelitzer Pröpstin Britta Carstensen lenkte dabei den Blick auf die Chancen der Pandemie. Als Beispiel für erfolgreiche Angebote nannte sie Open-Air-Gottesdienste, bei denen häufig Menschen spontan stehen blieben und neue Zielgruppen erreicht würden. Kirchliche Ausdrucksformen wurden stärker auf Zielgruppen ausgerichtet, neue Formate, die bei den Menschen gut ankämen, seien entstanden und neue Kommunikationsformen wurden entwickelt. „Es bestehen viele Chancen, diese Kreativität noch zu stärken und weiterzuentwickeln“, so Britta Carstensen.

 

Meinungsbild zum Bau von Photovoltaikanlagen

 

Die KKR-Mitglieder tauschten sich über mögliche Richtlinien für die Genehmigung von Photovoltaikanlagen auf kirchlichen Ländereien aus. Mittelfristiges Ziel soll eine einheitliche Linie für kirchenaufsichtliche Genehmigungen in beiden Kirchenkreisen sein. Gemeinsam überlegten die Gremien, wie Grundsatzfragen zu dieser Frage künftig behandelt werden sollen. Dabei ging es vor allem um die diesbezügliche Interpretation von Begriffen wie Schöpfungsbewahrung und Menschenwürde, wie sie in der Verfassung der Nordkirche niedergelegt sind. Weitere Gesichtspunkte waren unter anderem die Frage nach der Mitverantwortung für die Energiewende und für die Sicherung der globalen Ernährung sowie für die Reduzierung der weiter zunehmenden Flächenversiegelungen. Unterstützt wurde dieser Teil der Beratung von Thomas Papst, Leiter der pommerschen Liegenschaftsabteilung, sowie durch das Arbeitspapier der mecklenburgischen AG Pachtland. Absicht des Austauschs war die Erfassung eines Meinungsbilds in den beiden Kirchenkreisen zu diesen Fragen, um dieses dann in die weitere Erarbeitung der Richtlinien  einzubringen. Konkrete Ergebnisse werden dazu in der nächsten gemeinsamen Sitzung erwartet, die voraussichtlich im November stattfinden wird.

 

Erfolgreicher Relaunch des gemeinsamen Internetportals 

 

Ein Ausdruck der gut ausgebauten Kooperation der beiden Kirchenkreise ist seit Jahren das gemeinsame Internetportal www.kirche-mv.de. Neben allen wichtigen Informationen zu den Kirchenkreisen bietet die Internetseite ebenso aktuelle Nachrichten zu kirchlichen Themen in Mecklenburg-Vorpommern. Daniel Vogel, Internetbeauftragter beider Kirchenkreise und leitender Redakteur des Internetportals, stellte während der Sitzung den kürzlich erfolgten Relaunch des Portals vor. Nach intensiver Vorarbeit sei die Seite am 18. Februar 2021 umgeschaltet worden, so Daniel Vogel. Das neue modulare System sei responsiv, passe sich also optimal an verschiedene Endgeräte an, biete eine modernere, zeitgemäße Struktur und ermögliche es Kirchengemeinden und Einrichtungen, auf unkomplizierte Weise und zudem kostenfrei ihre Internetauftritte mit eigenen Zugängen innerhalb des Portals selbstständig zu gestalten. „Die Serverkapazitäten wurden verdoppelt, die Seite ist jetzt noch schneller und besser erreichbar, der Seitenaufbau ist intuitiver und die Wahrnehmung hat sich noch einmal verbessert“, berichtete Daniel Vogel. „Im Jahr 2020 verzeichnete das Portal 30 Prozent mehr Nutzer, als im Jahr 2019.“ Die Stralsunder Pröpstin Helga Ruch hob die Bedeutung des gemeinsamen Internetportals für die Außenwirkung der Kirchenkreise hervor und lobte in diesem Zusammenhang die koordinierte und fruchtbare Kooperation der beiden kirchenkreislichen Pressestellen in enger Verzahnung mit der Internetredaktion sowie mit dem Internetbeirat.

 

Berichte aus den beiden Kirchenkreisräten

 

Propst Gerd Panknin, Vorsitzender des pommerschen KKR, berichtete aus den Sitzungen der zurückliegenden Monate. Er schilderte unter anderem den Stand der Regionalisierung in Pommern und berichtete vom seitens der pommerschen Synode im Januar eingeleiteten Zukunftsprozess. „Nicht zuletzt bei der Bewältigung der anstehenden Sparzwänge zeigt sich wieder einmal, wie wertvoll das Miteinander und die Zusammenarbeit der beiden Kirchenkreise und die gemeinsamen Arbeitsfelder sind“, betonte Gerd Panknin. Elke Stoepker, Leiterin der mecklenburgischen Kirchenkreisverwaltung, und Propst Wulf Schünemann berichteten aus den KKR-Sitzungen des ELKM. Wulf Schünemann stellte den Klimaschutzplan des mecklenburgischen Kirchenkreises vor, Elke Stopker gab einen Überblick über aktuelle Zahlen und die Statistik.

 

Projektstelle „Arbeit mit Frauen“ soll gemeinsam fortgeführt werden

 

Die Kirchenkreisräte tauschten sich engagiert über die gemeinsame Projektstelle „Arbeit mit Frauen“ aus und bekundeten ihren Willen, auch in diesem Bereich die Zusammenarbeit weiter zu festigen. Bereits seit 21 Jahren besteht in diesem Aufgabenbereich in Mecklenburg und Pommern eine enge Partnerschaft und erfolgt eine bedeutende gemeinsame Arbeit.

 

Martin-Luther-Musical erneut verschoben

 

Zu den weiteren Themen des Treffens zählte unter anderem das Martin-Luther-King-Musical, dessen Aufführung von beiden Kirchenkreisen finanziell unterstützt wird. Ursprünglich war das Musical für März 2021 geplant. Zwischenzeitlich war es auf den 2. April 2022 verlegt worden und wurde nun erneut aufgrund der Pandemie auf das Jahr 2023 verschoben. Das Musical unter dem Titel „Martin Luther King – Ein Traum veränderte die Welt“ wird in der Rostocker Stadthalle aufgeführt. Es handelt sich um ein Projekt der „Creativen Kirche“ aus Westfalen, dessen Ziel es unter anderem ist, neben Christinnen und Christen auch kirchlich nicht gebundene Menschen als Chorsängerinnen und Chorsänger sowie als Publikum zu begeistern. Chöre, Solistinnen und Solisten aus beiden Kirchenkreisen und ganz Mecklenburg-Vorpommern studieren die Songs selbstständig ein und nehmen an einem Probenwochenende teil. Eine gemeinsame Generalprobe mit den professionellen Musicaldarstellenden und der Big Band schließt die Vorbereitung ab. „Angesichts der vielfach geäußerten Einschätzung zahlreicher Mitarbeitenden im Bereich der Kirchenmusik, von Kantorinnen und Kantoren, muss die Chorarbeit nach der Pandemie flächendeckend wieder neu aufgebaut werden, damit gewinnt das Musical-Projekt noch einmal zusätzlichen Stellenwert“, so der Pressesprecher des mecklenburgischen Kirchenkreises, Christian Meyer, der den beiden KKR den aktuellen Stand der Planungen erläuterte.

 

Bugenhagenmedaille wird künftig einmal jährlich verliehen

 

Der abschließende Tagungsordnungspunkt betraf die Vergaberegeln für die Bugenhagenmedaille. Diese höchste Ehrenamtlichenauszeichnung innerhalb der Nordkirche wird künftig im Sprengel Mecklenburg und Pommern einmal jährlich sowie abwechselnd in Pommern und in Mecklenburg verliehen, informierte Bischof Tilman Jeremias die Mitglieder der beiden KKR. Bislang wurde die Auszeichnung in Pommern einmal jährlich und in Mecklenburg alle zwei Jahre vergeben. Da bei der zurückliegenden Verleihung im Jahr 2020 an das Ehepaar Marit und Raik Harder in Greifswald die Auszeichnung nach Pommern ging, wird in diesem Jahr die Verleihung in Mecklenburg stattfinden. Die nächste pommersche Verleihung erfolgt dann erst wieder im Jahr 2022.

 

Vorsitzende dankbar für vertrauensvolle Atmosphäre

 

Die Vorsitzenden der beiden Kirchenkreisräte, Propst Gerd Panknin (Pommern) und Propst Dirk Sauermann (Mecklenburg), äußerten sich im Anschluss zufrieden und dankbar über den erneut fruchtbaren und kreativen Austausch sowie über die vertrauensvolle Atmosphäre und das Engagement der KKR-Mitglieder. Die enge Verzahnung stärke die Kirchenkreise, bündele Kräfte und potenziere so die Möglichkeiten, waren sich beide Pröpste einig. „Gern möchte ich die Meinung unserer Gremien festhalten, dass bei allen Sparzwängen dem PEK die Zusammenarbeit auf Sprengelebene wichtig und wertvoll ist und wir sie klar im Blick behalten wollen“, sagte Gerd Panknin nach dem Treffen. „Die Begegnung verlief in einem guten Geist. Dieser gegenseitige Austausch ist für mich unerlässlich“, so der Vorsitzende des pommerschen KKR. Propst Dirk Sauermann erklärte seine Freude über das gute Funktionieren der Online-Tagung. „Zunächst war ich etwas skeptisch, ob es mir gut gelingen würde, eine digitale Sitzung mit diesen sehr unterschiedlichen und komplexen Themen zu leiten und zu  moderieren. Ich war dann sehr erleichtert, dass es zu einem so intensiven Austausch kam, in dem viele wertvolle Gedanken zur Sprache kamen. Es kommt jetzt darauf an, diese auszuwerten  und in den einzelnen Themenfeldern weiter zu bearbeiten. Ich hoffe, dass wir uns dann im November leibhaftig begegnen können.“

 

Stichwort Kirchenkreisräte

 

Die Kirchenkreisräte der beiden Kirchenkreise vertreten ihre jeweiligen Kirchenkreise in allen Angelegenheiten. Sie führen die Aufsicht über die Kirchengemeinden (151 im PEK und 220 im ELKM) und ihre Verbände sowie über die Dienste und Werke und erteilen die erforderlichen Genehmigungen. Beide Gremien bestehen aus jeweils 13 Mitgliedern. Ihnen gehören die Pröpstinnen und Pröpste der drei (PEK) beziehungsweise vier (ELKM) Propsteien der Kirchenkreise als geborene Mitglieder an. Die weiteren Mitglieder wurden von den Synoden der Kirchenkreise gewählt. Die Kirchenkreisräte bereiten die Entscheidungen der Kirchenkreissynoden vor, bringen Vorlagen ein und führen die Beschlüsse aus. Sie bringen den Haushalt ein und sind für die Durchführung verantwortlich. Sie beraten die Pröpstinnen und Pröpste, berufen die Pastorinnen und Pastoren in die Pfarrstellen der Kirchenkreise und führen die Aufsicht über die Kirchenkreisverwaltung.

Quelle: PEK/ELKM (sk/cme)