Spannende Ideen zum Thema „Wasser“ Siegerentwurf zur Gestaltung des Portals in der Annenkapelle der Greifswalder Marienkirche bekannt gegeben

Pastorin Ulrike Streckenbach und Architekt Ulf-Gernot Kirmis präsentieren Teile des Siegerentwurfs für die Gestaltung des Fensters und des Portals in der Annenkapelle. Geschaffen wurden sie vom Berliner Künstler Andreas Wolff. Im Hintergrund ist das zwar bereits von Mauerwerk befreite, derzeit aber noch mit einer Trockenmauer verschlossene Portal der Kapelle zu sehen

Foto: PEK / Sebastian Kühl

21.08.2018 · Greifswald.

Die Kirchengemeinde St. Marien Greifswald hat gestern (Montag 20. August) den Siegerentwurf des Künstlerwettbewerbs zur Gestaltung des alten Portals und des darüber liegenden Fensters in der Annenkapelle der Greifswalder Marienkirche bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um den Entwurf des Berliner Künstlers Andreas Wolff. Die sachkundige Jury, bestehend aus Vertretenden der Kirchengemeinde und des Kirchengemeinderats, aus Fachleuten der Bereiche Architektur und Handwerk sowie aus Kunstschaffenden, hatte den Entwurf am vergangenen Freitagabend ausgewählt und empfiehlt der Kirchengemeinde dessen Umsetzung. Die endgültige Entscheidung, ob der durch die Jury gekürte Siegerentwurf realisiert wird, liegt beim Kirchengemeinderat, der sich am kommenden Donnerstagabend mit dem Thema befassen wird. Neben dem Siegerentwurf wurden heute auch die weiteren vier eingereichten Entwürfe ausführlich vorgestellt.

Portal gleicht einem meerumtosten Boot

Die fünf internationalen Künstler, die zum Wettbewerb eingeladen wurden und daraufhin ihre Entwürfe zur Gestaltung der Südportalachse in der Annenkapelle von St. Marien Greifswald einreichten, stammen aus Ländern mit hanseatischer Tradition: Malene Landgreen aus Dänemark, Peter Sutton aus Norwegen, Jakob Strömholm aus Schweden sowie Günter Grohs und Andreas Wolff aus Deutschland. Die Aufgabe war es, ein neues Design für das alte Portal und das darüber liegende Fenster zum Thema „Wasser“ zu entwerfen. Andreas Wolff aus Berlin verweist mit dem Motiv einer historischen Seekarte und den auf Glaube, Liebe und Hoffnung hindeutenden Farben, die das Hauptschiff der Kirche prägen, auf die Geschichte von Greifswald und St. Marien. Während das Fenster und die innere Glastür des Portals die Seekarte zeigen, mutet die äußere Holztür wie ein Boot an, das von schäumenden Meereswogen aus Kupfer umspült wird.

Edelstahl, Glas und maritime Symbolik

Malene Landgreen griff die Helligkeit der frisch sanierten Kapelle auf. In ihrem Entwurf entsteht ein „Gemälde“ aus farbigem Glas, Holz und Edelstahl, das den Betrachtenden an den Strand versetzt. Peter Sutton entführt ebenfalls ans Meer, setzt jedoch kräftigere Akzente. Er könnte bei der Gestaltung die Farben des Nordmeers vor Augen gehabt haben. Ergänzend arbeitet er mit Kupfer, einem Material, das an seine Verwendung im Bootsbau erinnert. Günter Grohs setzt mit der chaotischen Anordnung von Streifen, die wie Wellen erscheinen, auf Zurückhaltung. Jakob Strömholm vereint in seinem technisch aufwändigen Entwurf religiöse und maritime Symbolik. Die bauliche Gestaltung des Portals ist für den Zeitraum Juni bis September des kommenden Jahres geplant. Das dafür vorgesehen Budget beträgt 70.000 Euro. Interessierte haben die Möglichkeit, sich alle eingereichten Entwürfe während der „Kulturnacht“ am Freitag, 7. September, ab 17 Uhr in der Annenkapelle anzuschauen.

Festwochenende zum Abschluss der Großen Baumaßnahme

Mit der „Kulturnacht“ startet das Festwochenende zum Abschluss der Großen Baumaßnahme in der Marienkirche (7. bis 9. September). Neben der Präsentation der Entwürfe erwartet Besuchende ein umfangreiches Programm. Los geht es am 7. September ab 17.30 Uhr mit Lesungen zum Thema „Wasser“. Kinder können in der dunklen Kirche bei Kerzenschein Papierfaltboote fahren lassen. Am Abend erklingt Orgelmusik. Zudem ist eine Ausstellung zur Baugeschichte zu sehen. Am Sonnabend, 8. September, findet eine öffentliche Tagung statt, auf der „Entdeckungen an St. Marien“ vorgestellt werden. Unter gleichem Titel ist ein Kalender mit Aufnahmen aus der Bauzeit als Benefizaktion für die Sanierung der Kirche erschienen. „Am Sonntag wird dann richtig gefeiert“, kündigt Pastorin Ulrike Streckenbach an: Mit einem Festgottesdienst, Grußworten und einer Kaffeetafel anlässlich des zehnten Geburtstags des Fördervereins von St. Marien, einer Baustelle für Kinder und zahlreichen Führungen.

Quelle: PEK (sk)


Stichwort Annenkapelle
 
St. Marien ist eine der größten norddeutschen Hallenkirchen und Station auf der Europäischen Route der Backsteingotik. Sie ist mehr als 700 Jahre alt. Im zweiten Viertel des 14. Jahrhundert wurde die Kapelle hinzugefügt, die heute als „Annenkapelle“ bekannt ist. Sie ist ein Kleinod gotischer Architektur und wurde vor dem ehemaligen Südportal des Hauptschiffs errichtet. Ein großer Teil ihrer Wand ist Fensterfläche. Sie füllt den gesamten Raum zwischen den Pfeilern aus. Der Sockelbereich besteht aus Mauerwerk. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wird die Annenkapelle als Winterkirche genutzt. Das Besondere an der Kapelle ist, dass der einschiffige Raum zwei Apsiden im Osten hat. Dies ist nach jetzigem Erkenntnisstand einmalig unter den Kapellen und Vorhallen im norddeutschen Raum.