Geschichte Rostock zeigt Ausstellung zu DDR-Bausoldaten

30.12.2015 · Rostock.

Eine Ausstellung zur Geschichte der DDR-Bausoldaten auf der Ostsee-Insel Rügen wird am 12. Januar 2016 (19 Uhr) in der Rostocker Dokumentations- und Gedenkstätte eröffnet. Die Präsentation des Prora-Zentrums trägt den Titel "Militärstandort Prora - Opposition und Widerstand - Bausoldaten in Prora 1964 - 1989/90" und wird bis zum 12. März in Rostock gezeigt, teilte die Rostocker Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde mit. Zur Eröffnung hält die Leiterin des Prora-Zentrums, Susanna Misgajski, einen Impulsvortrag über die Bausoldaten auf Rügen und das Wirken der Stasi. Anschließend berichtet der ehemalige Bausoldat, Theologe, Menschenrechtler und Schirmherr der Ausstellung, Heiko Lietz (Schwerin), über seine Erfahrungen.

1956 wurde die Nationale Volksarmee (NVA) als reguläre Streitkraft der DDR geschaffen, sechs Jahre später die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Am 7. September 1964 schuf die DDR-Führung aufgrund der Initiative des Leipziger Pfarrers Emil Fuchs und kirchlichen Drucks den Bausoldatendienst als einzige Möglichkeit der Waffenverweigerung aus Gewissensgründen. Als Alternative blieb nur die sogenannte "Totalverweigerung", die Gefängnisaufenthalt und eine mögliche Ausweisung in die Bundesrepublik zur Folge hatte.

Für die SED-Regierung sei diese Regelung das "größtmögliche Zugeständnis" gewesen, weil derjenige als Staatsfeind galt, der in der DDR als Soldat den "Frieden und Sozialismus" nicht verteidigen wollte. Deshalb wurden die jungen Bausoldaten auch intensiv von der Staatssicherheit überwacht.

Bausoldaten wurden wegen ihrer Verweigerung des Waffendienstes vielfältig benachteiligt. Unter anderem waren ihnen berufliche Qualifizierungen verwehrt. Ihr 18-monatiger Dienst galt wegen langer Arbeitszeiten, schwerer körperlicher Arbeit und häufiger Schikanen von Vorgesetzten als besonders hart. Diese besondere Situation habe "zu einem großen Zusammenhalt untereinander" geführt. "Sie blieben auch über ihre Dienstzeit hinaus gut miteinander vernetzt und wurden zu einem wichtigen Teil der Oppositionsbewegung der DDR."

Die Ausstellung erzählt die Geschichte der Bausoldaten, die in der Zeit von 1964 bis 1989/90 auf Rügen stationiert waren. Ab 1982 entwickelte sich Prora zum größten Bausoldatenstandort der DDR. Die NVA nutzte den nie vollendeten, 4,5 Kilometer langen ehemaligen NS "KdF-Bau" in Prora bereits seit 1956 als Kaserne.

Quelle: epd