Wolfgang Weigel war über 20 Jahre Baubeauftragter Ein Leben mit dem Kirchbau-Virus

Wolfgang Weigel sagt: Ist ein Bau gut gelaufen, hatten wir einen guten Architekten. Ist er schlecht gelaufen, lags am Baubeauftragten...

© kiz/M.W. Nixdorf

17.11.2013 · Güstrow.

Wer einmal mit dem Kirchbauvirus infiziert ist, hat sein Leben lang damit zu kämpfen.“ Ein typischer Weigel-Satz. Am Freitag wird Wolfgang Weigel nach 20-jähriger Tätigkeit als Baubeauftragter im ehemaligen Kirchenkreis Rostock und die letzten drei Jahre mit Sitz in Güstrow in den Ruhestand verabschiedet. Die Andacht um 9 Uhr in der Pfarrkirche gestalten sein jetziger Propst Wulf Schünemann und auch sein ehemaliger Landessuperintendent Matthias Kleiminger.

In Weigels Wirkungsbereich gehörte unter anderem die größte mecklenburgische Kirchbaustelle: Die St. Marienkirche in Rostock. „Nachdem mehrere Bauleiter an St. Marien verschlissen wurden, hatten wir seinerzeit mit dem damaligen Marienpastor Dr. Jens Langer den hervorragenden Bauleiter Frank Sakowski über das Büro `A&P` installiert – ohne diesen Mann wäre St. Marien so nicht beherrschbar gewesen“, sagt er. Wolfgang Weigel ist dankbar, dass in seiner Dienstzeit keine schwerwiegenden Unfälle passiert sind. „Das ist ja nicht selbstverständlich.“

Er freut sich, sich in der kommenden Zeit mehr in den Förderverein für die Kirchen in Cammin, Vilz, Tessin und Thelkow einbringen zu können. In Cammin, wo er mit seiner Frau wohnt, wird gerade das gesamte Dachtragewerk und Langhausdach der Kirche für rund 230 000 Euro saniert. „Es geht ja nicht“, sagt er verschmitzt, „wenn ich da im Konzert sitze und es knackt im Gebälk...“ Und endlich könne er sich am Schönen am Bau erfreuen und müsse nicht mehr unendlich viele „Formblätter“ ausfüllen. Sprich: Die Bürokratie war ihm stets ein Gräuel. Eigentlich sollte in Cammin alles noch in diesem Jahr fertig werden, „aber wir reißen nicht im Dezember/Januar ein Dach auf“. So werden die Arbeiten erst im Frühjahr abgeschlossen. „Es war ein Hin und Her mit den Fördermitteln, dadurch sind wir im Verzug.“

Und er will sich mehr Zeit für seine Bienen nehmen. „Kollege Erdmann in Neubrandenburg hat so begeistert von seinen Bienen erzählt – dadurch habe ich auch als Hobbyimker angefangen.“ Außerdem sind da noch die Enkelkinder, die die Großeltern gern besuchen. Marion Wulf-Nixdorf sprach mit Wolfgang Weigel ein paar Tage vor seinem letzten Arbeitstag:

Wenn Sie an Ihre Arbeit im Kirchenbereich zurückdenken: Welches war Ihre bedeutendste, schönste Aufgabe?

 Das lässt sich nicht an einem Objekt festmachen. Es sind im Grunde die Begegnungen mit den Kirchengemeinden, den Fördervereinen und Einzelpersonen, die sich hochmotiviert eingebracht haben. Und wenn man von dieser Seite ein positives Feedback erhält – das wiegt dann meistens den Ärger über juristische Krümelkackereien – zumal aus dem eigenen Haus – wieder auf.

Man hört immer wieder, dass Auftraggeber ihre Handwerker-Rechnungen nicht zahlen. Wie läuft das bei Kirchens?

Kirche ist als Bauherr ein sehr potenter Auftraggeber. Für gute Arbeit gibt es auch gutes Geld! Das wissen die Firmen. Und unsere Rechnungen werden bezahlt.

Wo ist mal so richtig etwas schief gegangen – jetzt können Sie’s ja sagen…

Es sind so manche Dinge in die Hosen gegangen – nicht nur konkret an Baustellen – sondern leider auch im zwischenmenschlichen Bereich. Dann tröstete ich mich – soweit es ging – mit dem Spruch „Wer in der Kirche arbeitet, hat die Glaubensprüfung bestanden – und muss in den Himmel kommen.“ Ich hoffe, dass es mit dem Himmel noch etwas dauert – aber reserviert ist schon mal nicht schlecht. Trotz allem Ärger, der in so einem Job nicht ausbleiben wird, kann ich resümieren, dass es ein äußerst facettenreicher Job war, bei dem ich unwahrscheinlich viele interessante, engagierte und liebenswerte Menschen kennen lernen durfte. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar!

Sie haben den Übergang von der mecklenburgischen Landeskirche zur Nordkirche im ersten Jahr mitbekommen. Was hat sich für die mecklenburgischen Kirchengemeinden verändert?

Ich will jetzt nicht den Meckermodus einschalten – Fakt ist aber, dass es zurzeit eine gewisse Unübersichtlichkeit in den verschiedensten Bereichen gibt. Ich selbst kann sagen, dass ich eine sogenannte FBA („Formblattallergie“) im fortgeschrittenem Stadium entwickelt habe, denn was in letzter Zeit an Formblättern auszufüllen war, die nach einigen Monaten wieder geändert wurden – das hat nicht gerade motiviert.

Drei Wünsche für das Bauen in der Nordkirche?

1) Dass der Spruch: „Das hat Weigel damals schon verbockt“ nicht allzu häufig fallen wird. Nach über 20 Jahren wird man es wohl nicht ganz verhindern können. 2) Wünsch ich mir für meine Kollegen, dass sie trotz der überbordenden und fast erdrückenden Bürokratie den Blick dafür behalten, dass es etwas sehr Schönes ist, an Kirchen zubauen. 3) Dass man den vielen (guten!) Handwerkern an unseren Kirchen mit mehr Respekt und Lob begegnet. Denn ich habe viele Dinge von den alten Polieren gelernt, was man nicht im Studium und aus Büchern lernen kann.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 46/2013