Kirchenhistoriker Klaus Fitschen: Forschung übersieht Geschichte der Freikirchen in der DDR

29.11.2014 · Neudietendorf.

Die Geschichte der Freikirchen in der DDR ist nach Ansicht des Leipziger Kirchenhistorikers Klaus Fitschen ungenügend erforscht. Die Situation dieser kleinen Gemeinschaften werde von der etablierten evangelischen Zeitgeschichtsforschung nach wie vor übersehen, sagte Fitschen auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf bei Erfurt. Mit diesem Defizit bleibe das Bild von Protestantismus in der DDR unvollständig.     

Auf der Tagung bis Samstag wird die Situation am Beispiel der Herrnhuter Brüdergemeine, der Methodisten, der Baptisten und der Adventisten diskutiert. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Kirchen in der DDR sei einseitig auf die Perspektive der Landeskirchen fixiert, stellte Fitschen fest. Dabei sei die Forschung in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung vor allem von der Stasi-Diskussion bestimmt gewesen.

Vor diesem Hintergrund wurde und werde die Geschichte der Freikirchen überwiegend von ihnen selbst geschrieben. "Sie sind kein integraler Bestandteil der Forschung", sagte Fitschen. Für die Situation von Kirchen in einer säkularen Gesellschaft seien aber gerade die Erfahrungen der kleinen Gemeinden von Bedeutung. Erforderlich sei ein "innerprotestantisches ökumenisches Lernprojekt", das sich diesem Thema widmet und das Forschungsdefizit überwindet.

Quelle: epd