Nordkirche fordert gerechtes und humanitäres Bleiberecht für Flüchtlinge „Ihr habt mich aufgenommen“

Seit Jahren stranden Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa (wie hier im Jahr 2003). Europa brauche einen neuen Kurs im Umgang mit ihnen, heißt es von der Nordkirche.

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29.09.2013 · Lübeck-Travemünde. Eine gerechte und humanitäre Lösung für die Flüchtlingsfrage in Europa hat die Synode der im letzten Jahr aus den Landeskirchen Mecklenburg, Nordelbien und Pommern gebildeten Nordkirche auf ihrer dritten Tagung gefordert.

Die europäische Abschottungspolitik müsse beendet werden, fordert die Synode am letzten Freitag in Lübeck-Travemünde in einer nach intensiver Debatte mit großer Mehrheit beschlossenen Erklärung. Überschrieben ist diese mit einem Jesus- Wort aus dem Matthäusevangelium: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25). „Von den verantwortlichen Politikern in unserem Land“ müsse ein Bleiberecht geschaffen werden, „das eine gerechte und humanitäre Lösung für die Flüchtlingsfrage in Europa ermöglicht“, heißt es in der Erklärung, die beklagt, dass die südlichen Staaten der EU mit den Flüchtlingsströmen alleingelassen werden und darum überfordert sind.

Weiter ging das Kirchenparlament auf die Situation der rund 80 Libyen- Flüchtlinge in der Hamburger St. Pauli Kirche ein, die seit Juni in dem Gotteshaus unterkommen. „Am Beispiel von Hamburg erleben wir zurzeit, wie die verzweifelte Lage von Flüchtlingen die Menschen einer Stadt dazu bringt, sich einzusetzen. Dazu gehören auch viele Christinnen und Christen, und wir sind als Kirche als ganze gefordert.“, heißt es in der Erklärung. Der Synodale Wolfgang Grytz aus dem Kirchenkreis Hamburg-Ost und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung hatte bei der Einbringung des Antrags darauf hingewiesen, dass es nicht nur um Hamburg gehe. Doch der Einsatz der zahlreichen Helferinnen und Helfer in St. Pauli „macht Mut“.

Bereits in der Morgenandacht hatte Sieghard Wilm, Gemeindepastor in St. Pauli, die Situation in der Kirchengemeinde geschildert. Er ermutigte die über 1 000 Nordkirchengemeinden zur Aufnahme von Flüchtlingen und zitierte Paulus: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht… Denn es müssten auch Ängste überwunden werden, zum Beispiel vor Problemen mit der Nachbarschaft. Wilm: „Wir brauchen Ermutigung angesichts der Ohnmacht der Schwachen und der gefühlten Ohnmacht der Mächtigen.“

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs forderte eine politische Lösung für die Flüchtlinge. „Wir haben das Wort erhoben aufgrund unseres kirchlichen Auftrages und vermitteln, dass eine gute Lösung für die Lampedusa- Flüchtlinge gefunden wird.“ Die Aussichten, mit dem Hamburger Senat eine zufriedenstellende Lösung zu finden, schätze sie aber als „nicht besonders rosig“ ein. Synoden-Präses Andreas Tietze betonte, dass die Kirche in der Flüchtlingsfrage auch der Politik Orientierung geben müsse.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 39/2013