20 Jahre Schulstiftung der Nordkirche und Christliche Gemeinschaftsschule St. Marien Landesbischof Ulrich: „Vielfalt, aus der jede freie Gesellschaft lebt“

20.04.2017 · Neubrandenburg/Schwerin.

Mit einem Festgottesdienst feierte die Schulstiftung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) gestern (19. April) in Neubrandenburg ihr zwanzigjähriges Bestehen. Zugleich beging die 1997 dort gegründete Christliche Gemeinschaftsschule St. Marien ihr 20. Jubiläum.

In seiner Predigt im Festgottesdienst in der Neubrandenburger St.-Johannis-Kirche würdigte Landesbischof Gerhard Ulrich die Schulen und Horteinrichtungen der Schulstiftung in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein: „In einer Schule in kirchlicher Trägerschaft kann man das Wirken von Gottes Heiligem Geist entdecken: Die kleinen und großen Augenblicke der Horizonterweiterung, des Entdeckens, der freiwilligen, oft unbezahlten Unterstützungsleistungen, des Engagements mit professioneller Ausdauer auf höchstem fachlichen Niveau.“

Ulrich dankte Mitarbeitenden und Engagierten, die zugleich der Freiheit Räume eröffnet hätten: „Viele Schulgründungen sind auch Ausdruck jener Zeit der friedlichen Revolution: Als Eltern fragten nach Institutionen, die vertrauenswürdig sind, so dass man ihnen Kinder anvertrauen mag, da kamen auch die Kirchen ins Blickfeld! Auch durch diesen Beitrag konnte Neues entstehen, konnten Ängste des Wechsels und der Veränderung bearbeitet werden. Vergessen wir das nicht!“

Dank gelte ebenso den Verantwortlichen im Vorstand, im Kuratorium und der Geschäftsstelle sowie den Kooperationspartnern in Wissenschaft, Politik und Verwaltung: „Wir verstehen uns ja nicht als Konkurrenz zu öffentlichen Schulen. Wir verstehen uns als ein komplementäres Element der nötigen Vielfalt, aus der jede freie Gesellschaft lebt, ihre Fragen und ihre Antworten gewinnt.“

„Wir brauchen eine neue religiöse Alphabetisierung“

„Der Bildungsauftrag gehört ins Zentrum unseres kirchlichen Auftrags“, hob Ulrich hervor. Immer seltener ließe sich dabei an religiöse Vorerfahrungen und Vorwissen anknüpfen: „Die Überlieferungsketten sind oft abgebrochen. Wir brauchen eine neue religiöse Alphabetisierung. Und da sind evangelische Horte und Schulen wichtig: Sie haben den Auftrag, die Kinder und ihre Familien so zu stärken, dass sie von Gott und von der Welt reden können.“

Konfessionelle Schulen seien zudem „Orte, wo Eltern, Schüler und Lehrer miteinander Menschlichkeit erproben“, sagte der Landesbischof und fügte hinzu: „Dazu gehört das Lernen im Blick auf die eigene Kultur, das Verstehen der Werte, die uns tragen: Freiheit, Barmherzigkeit, Friedfertigkeit. Wenn wir die eigenen Wurzeln verstehen, dann müssen wir nicht fürchten, dass die eigene Kultur bedroht ist durch andere, fremde.“ Evangelische Schulen seien vom Evangelium her integrativ, offen für Ökumene und für den Dialog der Religionen, für versöhnte Verschiedenheit. Auch Schüler, die keiner Religion angehörten, seien willkommen.

Quelle: Nordkirche (std)