Banken verweigern Annahme von Münzgeld Geldkarte statt Klingelbeutel

Von Tilman Baier

Ausweg aus dem Gebührendilemma: Während manche Kirchengemeinden Geldkartenlesegeräte für Spenden installieren, setzen andere Gemeinden wie hier in Weimar auf vorher erworbene Bons.

Foto: epd/Harald Krille

20.08.2017 · Schwerin. Es wird allmählich zum Ärgernis für Kirchengemeinden: Immer mehr Bankfilialen verweigern die Entgegennahme von Hartgeld oder verlangen dafür eine Gebühr. Doch so gewinnen zwei Ideen, einst vom Schweriner Oberkirchenrat Rainer Rausch propagiert und von anderen belächelt, wieder an Fahrt: das Geldkartenlesegerät in der Kirche und Kollektenbons.

Es gehört zum Gottesdienst wie das Amen: Da kreist beim Dankopferlied nach den Abkündigungen der Klingelbeutel, die Gemeinde sammelt für „Brot für die Welt“, die Posaunearbeit der Nordkirche oder die eigene Jugendarbeit. Nach dem Gottesdienst wird noch für die Baukasse gesammelt, dann zählen die Kirchenältesten sorgfältig jede noch so kleine Münze. Und dann wird das Geld möglichst schnell eingezahlt.

Doch da gibt es Schwierigkeiten. Immer mehr Banken und Sparkassen verweigern die Annahme von Münzen oder verlangen Entgelt dafür. In vielen Gemeinden wird das zum Problem. So gab es in der Kirchenregion Schwerin sogar eine Sondersitzung des Konvents mit dem Filialleiter der Evangelischen Bank, weil durch die Umstrukturierung zur reinen Beraterfiliale diese bisher selbstverständliche Dienstleistung in Zukunft wegfallen sollte. Doch die vorgeschlagene Alternative, das Beauftragen eines externen Geldtransportunternehmens, erwies sich als zu umständlich und teuer.

Keine einheitliche Lösung

In vielen Landeskirchen ist es so geregelt, dass die Entgelte für das Einzahlen von Münzen nicht aus den Spenden, sondern aus dem normalen Haushalt bezahlt werden müssen. Eine Kirchengemeinde in Wittenberg soll im vergangenen Jahr 1800 Euro Gebühren dafür entrichten haben, schildert die Zeitung „Glaube + Heimat“ einen extremen Fall. Hintergrund der Entgelte ist zumeist die „Bargeldprüfungsverordnung der Europäischen Union“ von 2015. Seitdem müssen die Banken aufwendig prüfen, ob Hartgeld echt und unbeschädigt ist. Dazu sind spezielle Maschinen nötig, die nach Auskunft von Bankfachleuten „mehrere hunderttausend Euro kosten“.

Die Lage ist nicht einheitlich, jedes Geldinstitut legt eigene Regeln fest. „Wir dürfen und können da keine Vorgaben machen“, sagt Alexander von Schmettow vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Deshalb macht es keinen Sinn, sich über die Bundesverbände um eine einheitliche Lösung zu bemühen, wie es zunächst der Finanzbeirat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) diskutiert hatte. Besser ist es, regional mit den Banken vor Ort zu verhandeln. Denn manche Gemeinden wie die von St. Nikolai in Stralsund oder die des Domes in Greifswald mit hohem Hartgeldaufkommen durch die Touristen berichten von Ausnahmen, die für karitative Organisationen gemacht werden.

Kollektenbons als Alternative zur Münze

Doch es gibt Alternativen. So tauschen die Filialen der Bundesbank in Rostock und Neubrandenburg nicht nur die alte D-Mark, die sich in die Kollekte verirrt hat, sondern nehmen auch gebührenfrei Kleingeld an. Eine andere Alternative sind Kollektenbons, wie in Bad Frankenhausen, Gotha und Weimar schon eingeführt: Gottesdienstbesucher kaufen zum Beispiel einen Bogen für 30 Euro mit mehreren Bons in Stückelungen und entscheiden dann je nach Kollektenzweck, wie viele Bons sie ins Körbchen werfen wollen.

Andere Gemeinden setzen nach skandinavischem Vorbild auf Geldkartenlesegeräte. Dazu gehört die Schweriner Schelfgemeinde. Nach anfänglichem Zögern, so Pastor Burkhardt Ebel, würden darüber auch schon mal größere Beträge eingezahlt. „Die zwölf Euro Miete für das Gerät im Monat lohnen sich, jedenfalls für Touristenkirchen. Das wird die Zukunft “, ist er überzeugt. Ein neues, handytaugliches Gerät sei bereits im Gespräch.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 33/2017