Zwischenruf Hermann Beste: Das schwierige Jahr 2006

Von Hermann Beste

Hermann Beste

Foto: Rainer Cordes

29.01.2017 · Schwerin. Hermann Beste leitete als Landesbischof (1996-2007) und Vorsitzender der Kirchenleitung Mecklenburgs auf der Seite seiner Landeskirche die Verhandlungen um einen eventuellen Zusammenschluss mit der Pommerschen Kirche. Nachdem Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit in einem Interview seine Sicht des Verhandlungsverlaufs schilderte, der letztlich zur Bildung der Nordkirche geführt habe, schreibt Beste nun aus der Sicht eines Mecklenburgers.

In dem Buch „Gemeinsam auf dem Weg, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland“ und in dem Interview der Kirchenzeitung mit Bischof Dr. Abromeit ist auch die Entwicklung des Miteinanders der pommerschen und der mecklenburgischen Kirche geschildert, die letztlich zur Bildung einer Kirche in Norddeutschland geführt habe. Welche Umstände haben bewirkt, dass aus pommerscher Sicht im Herbst 2006 die Verhandlungen zur Bildung einer gemeinsamen Kirche in MV als „festgefahren“ bezeichnet werden konnten?

Von Januar bis Juni 2006 haben sieben Beratungen von Konsistorium und Oberkirchenrat und auch Begegnungen der Kirchenleitungen stattgefunden. Es wurde eine Vereinbarung ausgearbeitet über den weiteren Gang des Miteinanders. Der Text lag im Juni fertig vor und konnte den Kirchenleitungen und den Synoden zugeleitet werden.

Diese Vereinbarung sah vor, dass alle wichtigen Entscheidungen und die Besetzung wichtiger Funktionen in den beiden Kirchen gemeinsam beraten werden. Ohne vorherigen Kontakt mit der mecklenburgischen Seite hat die pommersche Kirchenleitung im Juni 2006 einen Konsistorialpräsidenten und ein weiteres Mitglied des Konsistoriums gewählt. Auf der Sitzung der pommerschen und der mecklenburgischen Kirchenleitung am 4. Juli in Loitz ist dies auf die Tagesordnung gekommen. Von mecklenburgischer Seite wurden die Personalentscheidungen als schweres Hindernis für die Gemeinsamkeit, auf pommerscher Seite diese Kritik verletzend empfunden.

Trotz dieser Kontroverse, die – wie sich später herausstellte – auf pommerscher Seite zu der Entscheidung führte, auch mit der Berlin-brandenburgischen Kirche Verhandlungen aufzunehmen, fand am 26. August in Züssow ein gemeinsamer Tag für pommersche und mecklenburgische Synodalen statt. Aus beiden Kirchen wurden die jeweiligen Besonderheiten erläutert. Einem Miteinander der beiden Kirchen schien an diesem Tag nichts entgegen zu stehen. Von September bis November haben weitere Beratungen von Konsistorium und Oberkirchenrat stattgefunden.

Von dem Brief Bischof Abromeits vom 4. 12. 2006 an die nordelbische Kirchenleitung waren die Mecklenburger nicht informiert worden, obwohl wir am 5. Dezember in Greifswald zusammen waren. Auch der Brief von Bischof Knuth vom 28. Februar 2007 ist zuerst an die Presse gegangen, bevor er die Kirchenleitung in Schwerin erreichte. Ein offenes und faires Miteinander sieht für mich anders aus.

Im März 2007 habe ich meine Sicht der Dinge unserer Landessynode vorgetragen und unter anderem gesagt: „Entscheidungen der pommerschen Kirchenleitung zu Personalfragen und der Beschluss der pommerschen Synode zum Prüfauftrag, ob und wie ein Anschluss an die Evangelische Kirche von Berlin-Brandenburg möglich sei, haben – so sehe ich dies – die Grundlage eines fairen Miteinanders erneut in einer Weise belastet, dass ein weiterer gemeinsamer Weg kaum erkennbar war. Immer wieder mussten wir in Mecklenburg den Eindruck gewinnen, dass die innere Zerrissenheit in der pommerschen Kirche ein klares Entscheiden für den Weg zu einer gemeinsamen Kirche in MV verhindert."

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 04/2017