Stadtkirche

Nördlich vom Marktplatz erhebt sich die St. Bartholomäus Kirche. Es handelt sich um eine dreischiffige und dreijochige Hallenkirche aus Backstein. Dieses um 1240 errichtete Bauwerk wurde zwischen 1257 und 1284 dem heiligen St. Bartholomäus geweiht. An ihrem Äußeren sind spätromanische Schmuckformen zu erkennen (z.B. Ecklisenen, Rundbogenfriese).

Stadtkirche
Es handelt sich hierbei um einen Bau aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. In das dreischiffige Langhaus der Hallenkirche war im Westen der durch einen Brand von 1657 nur bis unter das Kirchendach erhalten gebliebene Kirchturm integriert. Der heutige Kirchturm wurde erst 1907/1908 an der Westseite errichtet und hat eine Höhe von 65 Metern. Im Osten schließt sich der einschiffige Rechteckchor an. An der Nord- und Südseite wurden in der Zeit der Gotik (14./15. Jh.) Anbauten errichtet, von denen nur noch der südliche erhalten blieb. Sein zum Marktplatz weisender Giebel wird von einer Maßwerkrosette geziert.
Betreten wir durch das Südportal das Innere der Kirche, sehen wir links und rechts Gedenktafeln der Gefallenen in den Feldzügen 1808 - 1815 und aus dem 1. Weltkrieg. Auf der rechten Seite die 10 Gebote in Stein. Geschaffen und gestiftet wurde dieses Werk von Lothar Wegner, Meister des Steinmetzhandwerkes in Wittenburg.
Gehen wir weiter in die Kirche hinein, befinden wir uns im Langhaus, welches mit Kreuzrippengewölbe, wahrscheinlich 14. Jahrhundert, überspannt und im östlichen Teil von kräftigen Halbsäulen mit gestreckten Trapezkapitellen und im westlichen Teil von quadratischen Freipfeilern gestützt wird.
Aus der Erbauungszeit stammen vermutlich nur die kuppligen Gewölbe des westlichen Langhauses. An der östlichen Stirnseite des südlichen Seitenschiffes hängt ein Epitaph des Pastors M. Wulf, eingefasst in einem Akanthusschnitzwerk mit dem Gemälde der Auferstehung und des Pastors M. Wulf und dessen Gattin. Gehen wir etwas weiter in nördlicher Richtung und sehen dann nach Osten, blicken wir in den Chorraum.
Das spätgotische Sterngewölbe im Chor wurde erst im 15. Jahrhundert aufgesetzt. Die Wandarme aus Rotguss stammen aus dem 16. Jahrhundert ("Snider-Arm"). Das Kruzifix an der Südseite des Durchgangsbogens zum Chorraum stammt vom vorhergehenden neugotischen Altar. Der ursprünglich im Chorraum befindliche Altaraufbau wurde 1953 entfernt und durch einen Schnitzaltarvon 1470/1480 ersetzt. Im Mittelschrein die Marienkrönung und die vier Heiligen (Dionysis von Paris, Jacobus der Ältere, Antonius und Matthäus) und in den Seitenflügeln die Darstellung der 12 Apostel. Bei dieser Arbeit handelt es sich um ein Werk eines unbekannten, wohl mecklenburgischen Meisters. Die Flügelaußenseiten sind mit Passionsgemälden, spätes 17. Jahrhundert, versehen. Nach Umbauarbeiten in unserer Kirche bekamen wir diesen Schnitzaltar von der Hagenower Gemeinde im Tausch gegen eine unserer Glocken.
Ein eindrucksvolles Kunstwerk ist die Bronzefünte aus dem Jahr 1342. Sie wurde von Meister Wilkinus aus Lüneburg gegossen. Der Taufkessel ist mit einer Reliefdarstellung des thronenden Christus und seinen zwölf Aposteln verziert und wird von vier Kapuzenmännern, die auf einem abgetreppten Sockelring stehen, getragen. Eine weitere Zier sind zwei Inschriftbänder, wobei das untere den Spruch "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen." beinhaltet. Das obere Inschriftband sagt aus: "Im Jahre des Herrn 1342 am Tage der seligen Margarete hat mich Meister Wilkinus angefertigt."
Die Kanzel - ein Werk der Renaissance - stammt aus dem Jahr 1666. Der Kanzelkorb ist mit Weinlaubsäulen und Schnitzfiguren der vier Evangelisten verziert. Auf dem Schalldeckel Christus mit der Siegesfahne.
Wenn wir uns umdrehen, blicken wir ins Innere des Mittelschiffs. Die Wandarme aus Rotguss stammen wie bereits erwähnt aus dem 16. Jahrhundert. Von den im Mittelschiff befindlichen Kronleuchtern ist der größere von Kaspar Bäcker ca. 1687 geschenkt, der kleinere mit dem Schild der Bäcker und einer Reihe von Namen und Daten versehen.
Die Orgel, 1848 vom Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Winzer (1811-1886) erbaut, befand sich ursprünglich an der Ostwand des Chores, hinter dem Altar. Dazu wurde die Fenstergruppe an der Ostwand vermauert. Erst 1937 wurde die Winzer Orgel durch den Orgelbaumeister Runge auf die gegenüberliegende Westempore versetzt. Sie wurde zwischen 1995-1997 durch die Firma Schuke restauriert.
Dann machte sich 2023 eine weitere Restaurierung erforderlich, welche durch Orgelbauer Andreas Arnold aus Plau am See erfolgte. siehe auch: Mecklenburgisches Orgelmuseum
An der Stirnwand im nördlichen Seitenschiff hängt ein Bild des Pastors Heinrich Hornemann (geb. 1641, gest. 1698). Der Weg führt nun in westliche Richtung. Der Leuchter unter der Westempore trägt das Datum 1586 mit der Inschrift "Der Smede Krone".
Im Südwestlichen Langhaus befindet sich ein Bildnis des Heinrich Schaller (1734-1772). Rechts neben dem Bildnis befindet sich der Aufgang zum Turm, welcher drei Glocken beherbergt. Eine große Bronzeglocke aus dem Jahr 1666 wurde von M. Adam Dankwart aus Wismar gegossen und trägt eine Inschrift, welche auf den Stadtbrand von 1657 verweist.
"Durch Gottes handund feuersbrunst meins vorgen meisters myh und kunst vernichtet wart gahr jämmerlich, nun mehr ach Gott erhalte mich und segne dieses meisters handt der grosse myh an mich gewandt und mich aus der feuers glut zwei mal umgus. anno 1666. 28 Aprilis."
Es gab noch zwei weitere Bronzeglocken. Eine Glocke fiel dem 2. Weltkrieg zum Opfer und wurde eingeschmolzen und die weitere gaben wir im Tausch für den Schnitzaltar nach Hagenow. Um 1950 wurden die beiden Bronzeglocken durch zwei Eisenhartgussglocken aus der Firma Schilling Apolda ersetzt.
 
Quellennachweis:   Hees  - Lisch "Kirche zu Wittenburg"  - Friedrich Schlie 1902  - Horst Ende "Stadtkirchen Mecklenburg"  - Dehio 1926  - Carl Schmaltz "Kirchengeschichte Mecklenburg" 1935  - Carl Schmaltz "Kirchenbauten Mecklenburgs" 1927

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lichteraltar

Gedanken von Simone Wegner zum Lichteraltar

 

Seit dem 14. Dezember 2007 hat die Evangelische Kirche St. Bartholomäus in Wittenburg einen Lichteraltar. Es handelt sich bei dem Werk um eine Stiftung des Steinmetzmeisters Lothar Wegner und seiner Familie aus Wittenburg und wurde in Absprache mit der Gemeinde und dem Kirchgemeinderat der Kirche St. Bartholomäus erstellt.
Der Lichteraltar hat einen besonderen Platz bekommen. Er steht vorne im Eingangsbereich des Südschiffes und ist - wie es sich für einen Altar gehört - nach Osten ausgerichtet. Auf drei massiven Steinsockeln ruht die Altarplatte, auf der kleinere Steinquader nach oben spitz zulaufend aufgebaut sind. Es sind 10 Steinstücke, die auf 4 Reihen aufgeteilt sind. Auf jedem ist ein Gebot eingehauen. Ganz oben steht und leuchtet eine große Kerze. Gleich rechts neben dem Altar befindet sich eine Schale aus Naturstein mit kleinen Kerzen.
Jeder ist eingeladen sich eine davon zu nehmen, sie an der großen Kerze zu entzünden und sie auf den Altar, vielleicht auch auf oder neben ein ganz bestimmtes Gebot, zu stellen. Hier kann jeder seine Sorgen, Hoffnungen und Bitten lassen.
Gott hat sich in den 10 Geboten offenbart. In diesen Sätzen zeigt er seinen Willen. Im 2. Buch Mose, Kapitel 20, 1-17 sind sie zu finden. Wie wird die Situation in der Bibel beschrieben, bevor Mose die Gebote empfängt?
„Als nun der dritte Tag kam und es Morgen ward, da erhob sich ein Donnern und Blitzen und eine dichte Wolke auf dem Berg und der Ton einer sehr starken Posaune. Das ganze Volk aber, das im Lager war, erschrak. Und Mose führte das Volk aus dem Lager Gott entgegen und es trat unten an den Berg. Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der HERR auf den Berg herabfuhr im Feuer; und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen und der ganze Berg bebte sehr. Und der Posaune Ton ward immer stärker. Und Mose redete und Gott antwortete ihm laut.„    (2. Buch Mose 19, 16 - 19; Übersetzung nach Martin Luther)
Der Berg Sinai, das Feuer ganz oben, das Volk, das unten am Berg steht und die Posaune, die tönt. Das alles sind Elemente, die sich in dem Lichteraltar im hier und heute wiederfinden. Der Altar mit den 10 Geboten ist ein Symbol für den Berg Sinai und die große Kerze kann als ein Zeichen für das Feuer Gottes angesehen werden. Steht nicht jeder einzelne Kirchenbesucher zu Füßen des Altares, genauso wie das Volk damals am Berg Sinai? Sogar Posaunen haben gegenwärtig ihren Platz in der Gemeinde und tönen von Zeit zu Zeit in der Kirche St. Bartholomäus. Gott hat sich ein zweites Mal in ganz besonderer Weise offenbart: in Jesus Christu.
Auch das ist in dem Altar dargestellt. Gemeint ist das Motiv des Lichts. Der Name „Lichteraltar„ erzählt schon davon. Es kommt durch die Kerze, die über den 10 Geboten thront, zum Ausdruck.
Im Johannesevangelium 8,12 steht: „Da redete Jesus abermals zu Ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Licht leuchtet nicht nur, sondern beleuchtet auch. Es scheint auf jeden und zeigt vielleicht auch oftmals die Dinge, die man selbst lieber im Dunkeln lassen würde. Das Wunderbare daran ist, dass die Menschen durch Christus angenommen sind mit allen Schattenseiten. Er ist das Licht der Welt und das Licht des Lebens, das erhellt, das Orientierung gibt, das mit Gott verbindet, das ganz macht.
Es bleibt eine sehr wichtige Frage: Wie stehen die 10 Gebote und Jesus Christus in Verbindung? Jesus Christus steht wie beim Lichteraltar über den Geboten. Gott hat ihn geschickt, weil er weiß, dass der Mensch die Gebote nicht einhalten und erfüllen kann. Das heißt aber nicht, dass sie für die Menschen bedeutungslos geworden sind. Die Gebote sind Gottes Wille. Sie dienen uns Menschen zur Orientierung und zur Auseinandersetzung mit Gott, mit uns selbst und mit unseren Nächsten.
 
Jeder ist willkommen, eine Kerze an der Flamme zu entzünden und auf den Altar zu stellen, in Gedanken an einen Menschen, mit den Worten eines Gebetes im Herzen oder auf den Lippen und so auch ein kleines Licht in sein eigenes Leben zu stellen
Ausstellung

die Dokumentation einer B A U S T E L L E

Nistkasten
Kirchturm

100. Jahre Kirchturm und seine Geschichte

Am 22.10.1657 wütete in Wittenburg ein großer Stadtbrand, bei dem die Stadt bis auf drei Bürgerhäuser zerstört wurde. Auch unsere Kirche fiel den Flammen zum Opfer. Hierbei wurden die Dächer am Langhaus und Chor, sowie die Inneneinrichtung weitgehend zerstört, u.a. ein 1652 noch nachweisbarer kupfergedeckter Dachreiter am Westende.



Im Visitationsprotokoll vom 28. Mai 1655 wurde vermerkt: „Auf der Kirche ist ein kleiner Turm mit Kupfer gedeckt“. Im Visitationsprotokoll von 1704 wird das Türmchen nicht mehr erwähnt. Da nach dem Brand weiter Notzeiten herrschten, begnügte sich Wittenburg mit einem kleinen Dachreiter. 1661 konnten zwei neue Glocken wieder mit Geläut die Begräbnisse begleiten und 1666 entstand eine weitere Glocke durch Umguss.

 

Seit langer Zeit bestand in der Gemeinde der Wunsch, der Kirche einen Turm und damit der Stadt ein für ihre Bedeutung zu der Umgebung passendes bauliches Wahrzeichen zu geben. Bereits 1867 erhob die Pfarrbaukonferenz die Forderung nach einem Turmbau. Dem ausgeführten Turm gingen Entwürfe verschiedener Landbaumeister voraus. Der früheste nachweisbare Vorschlag ist von 1880. Aber es blieb zunächst bei den Entwürfen. Erst 1901 griff man den Gedanken eines Turms wieder auf. In Februar 1906 genehmigte die Pfarrbaukonferenz ein Turmbauprojekt (heutiger Turmbau) des Hagenower Distriktbaumeisters Carl Voss.

 

Am 12. Juli 1907 wurde mit dem Neubau des Westturms begonnen. Nach einer Winterpause am 3. Dezember 1907 bis 18. März 1908 konnte die Traufhöhe des Turms am 17.08.1908 erreicht werden. Ab den 17.08.1908 wurde mit dem Richten des Helmes begonnen und am 18. September 1908 abgeschlossen, anschließend wurde die Eindeckung des Helmes vorgenommen.

 

In der Chronik vom 1909 ist niedergeschrieben: „Der Kirchturmbau wurde in diesem Jahr beendet“.