Johanniterkirche Kraak

Aus dem ursprünglichen Standort einer Mühle ist das Dorf ent­standen. Im 13.Jhd erwarben die Brüder des Johanniterordens, die ihren Sitz im Nachbardorf Sülstorf hatten, unter anderem die­sen Siedlungsplatz. Schon im Jahre 1315 wurde der Ort Sitz eines Johanniterkomturs. Die Komturei bestand bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1562.

Mit der Säkularisierung fielen die Ordensbesitzungen an den Lan­desherrn. Herzog Johann Albrecht machte das Ordenshaus, von dem eine Beschreibung und auch eine Zeichnung mit Grundriss erhalten geblieben sind, zu einem Jagdhaus und aus dem Grund und Boden eine Landesdomäne. Später erhielten dann die Jagd­schlösser beim Dorf Kleinow (dem späteren Ludwigslust) und Friedrichsmoor den Vorzug. Damit begann der Verfall des Jagd­hauses Kraak.

Die Kirche, die im 14./15. Jahrhundert erbaut wurde (ein dendrochronologisches Gutachten der Eichenbalken ergab eine Datierung ab 1451), ist ein einschiffiger Backsteinbau mit Chor. Kurios ist der Chorabschluss, dessen Rundung einer schiefen Ellipse entspricht. Statt mit einem Turm ist die Westseite mit einem pilasterförmig hervortretenden Mauerwerk und dem Eingangsportal versehen.

Der Innenraum wird von einer flachen Holzdecke überspannt.

Zwei große Säulen trennen das Kirchenschiff vom großen Chor­raum und Altarbereich.

 

Von Bedeutung ist die Ausstattung der Kirche.

Von besonderer Schönheit ist ein Marien-Schnitzaltar aus der Zeit um 1500. Der Altar (restauriert 1911) ist bis auf die Bemalung der Rückseite in gutem Zustand. Dieser Flügelaltar, dessen Herkunft unbekannt ist, ist das Hauptstück der Kirche.

Er zeigt die Handschrift des Johanniterordens: links Johannes der Täufer, rechts Johannes der Evangelist und in der Mitte Maria als Himmelskönigin mit dem Kinde auf dem Arm, dazu die Umschrift: Sancta Maria ora pro nobis...

In den Flügeln die Figuren der 12 Apostel. Unter dem Mittelschrein, in der Predella, sechs Büsten weiblicher Heiliger.

Ebenfalls von künstlerischer Qualität sind die Triumphkreuzguppe, sowie mehrere spätgotische Schnitzwerke, darunter eine Annaselbdritt-Figur.

Die im Jahr 1697 von Gotthardt Christopher Klentz gestiftete Barockkanzel ist mit einer gewundenen Säule, gemalten Evan­gelistendarstellungen und Bibelzitaten geschmückt.

Die Orgel auf der Empore der Kirche ist ein Werk des Orgelbauers Friedrich Hermann Lütkemüller aus dem Jahr 1892.

Im Jahr 2006 wurde ein kleiner Raum auf der Empore zur Winter­kirche umgebaut und liebevoll in Eigenleistung renoviert.

Hier finden in den Wintermonaten Gottesdienste und ökumen. Gemeindeveranstaltungen statt.

Vor der Kirche steht ein hölzerner Glockenstuhl, der im Jahr 1993 erneuert wurde, mit einer Stahlglocke von 1949.

Eine Restaurierung der Kraaker Kirche ist dringend erforderlich. Von September 2015 bis Mai 2016 konnte der Dachstuhl saniert und das Dach neu eingedeckt werden. Auch eine neue Innendecke hat der Kirchraum bekommen. Zudem wurde eine Beleuchtungsanlage installiert, die die Schönheiten der kleinen Kirche zur Geltung kommen lassen. Weitere Baumaßnahmen am Mauerwerk und den Sockelbereichen bleiben allerdings nach wie vor notwendig.

Erst dann kann in kleinen Schritten eine umfangreiche Innenrestaurierung in Angriff genommen werden. Trotzdem haben wir schon damit begonnen, die seltenen Wandmalereien nach und nach freizulegen. Die Restauratorin Anette Seiffert kümmert sich liebevoll um diese besondere Arbeit, die vorerst allerdings ausschließlich durch Spenden finanziert wird.