St. Georgen-Kirche Parchim

Wenn man von Norden kommt und auf die Stadt blickt, sieht man schon von weitem die beiden großen Backsteinkirchen Parchims. Die St. Georgen-Kirche wird 1229 erstmals urkundlich erwähnt und wurde als dreischiffige turmlose Backsteinbasilika erbaut, die jedoch 1289 größtenteils niederbrannte. Reste davon sind heute noch im Turmbereich erkennbar.

Die neuerbaute gotische dreischiffige Hallenkirche wurde dem heiligen Georg gewidmet und 1307 geweiht. Über die Jahrhunderte erfolgten unzählige Umbauten und Erweiterungen. Bei einem Stadtbrand im Jahre 1612 brannte der hohe Turmhelm aus und wurde durch ein niedrigeres Satteldach ersetzt. Unser Turm misst heute bis zur Spitze 53 Meter. Man gelangt mit Hilfe einer Wendeltreppe über 187 Stufen, die ich über Jahre ein ums andere Mal erklommen habe, nach oben und hat eine herrliche Aussicht über die schöne Altstadt Parchims, den Wockersee und die Umgebung. Auf dem Weg zur Turmspitze kann man einen Rundgang über das Gewölbe des Kirchenschiffs machen und die eindrucksvolle Dachkonstruktion betrachten. Weiter auf dem Weg nach oben findet sich im Turmzimmer eine Ausstellung zur 33ger Gilde der Stadt Parchim. Die Gilde geht auf die 1350/ 1353 gegründete Bruderschaft des „Leichnams Christi“ zurück, die aus 33 Parchimer Einwohnern bestand. Sie strebten einen genügsamen christlichen Lebenswandel als Vorbild für die Stadt und seine Bewohner an. Kurz vor der Turmspitze befindet sich unsere Glockenstube mit fünf Glocken. Zwei der Glocken sind historisch Erhaltene aus dem 15. und 17. Jahrhundert. Nach großen Anstrengungen der ganzen Gemeinde unter Pastor Weise konnten drei weitere Glocken unser Geläut vervollständigen. 2007, zur 700-Jahrfeier der St. Georgen-Kirche, erklang nach langer Zeit aus dem Turm von St. Georgen wieder ein Fünfergeläut über die Stadt Parchim.

 

Bei einem Rundgang durch die Kirche gibt es ebenfalls so einiges zu entdecken. Im südlichen Seitenschiff steht das Ratsgestühl (1608), auf dem das älteste bekannte Wappen der Stadt Parchim zu finden ist. Unsere schöne Renaissancekanzel (1580) wurde durch den in Parchim geborenen Lübecker Bürger Johannes Grantzin gestiftet. Auf sieben Tafeln wird hier in bewegten Szenen aus dem Leben Jesu erzählt – Geburt, Taufe, Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt und Jüngstes Gericht. Im Chorumgang steht die Holzplastik „Der Schmerzensmann“ aus dem 15. Jahrhundert. Dort steht auch das ehemalige Hochaltarretabel der St. Georgen-Kirche. Eine Besonderheit gibt es zu diesem Altar. Es gibt eine Werkvertragsurkunde vom 29. November 1421 zwischen dem Maler Henning Leptzow aus Wismar und den Kirchenvorstehern der St. Georgenkirche. Dies ist mutmaßlich die älteste derartige Urkunde deutschlandweit. Musik erklingt aus unserer Friese-Orgel, erbaut von Friedrich Friese III. im Jahre 1871, deren Restauration 2001 abgeschlossen werden konnte. 

Einen kleinen Teil unserer Kirche habe ich euch beschrieben. Es gibt noch vieles mehr zu sehen, zu bestaunen und zu entdecken. Besonders freut es mich, dass, nach vielen Jahren der Instandsetzungen, Baumaßnahmen und Umgestaltungen, mit der Festwoche zum Erntedank 2021 die baulichen Erneuerungen in unserer Kirche vorerst abgeschlossen werden konnten. Kommt gerne zu uns und lasst euch begeistern.

 

Eva-Lotta Mazewitsch

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